Ex-Boss poltert gegen Ferrari-Team

Beim Großen Preis von Belgien fuhr Charles Leclerc zum zweiten Podestplatz der Scuderia Ferrari in dieser Saison. Ein Ergebnis, das Teamchef Fred Vasseur zum Anlass nahm, eine kleine Spitze auszuteilen. „Ich bleibe ruhig, denn noch vor einer Woche hieß es, Ferrari sei zu dumm und am Ende“, lachte Vasseur nach dem dritten Platz in Spa über die Kritiker.

Dieses Verhalten kam bei Luca di Montezemolo gar nicht gut an. „Wissen Sie, was mir wirklich leidtut? Dass wir einen dritten Platz wie in Spa zuletzt feiern. Das ist nicht Ferrari-like“, wurde der ehemalige Ferrari-Vorstandsvorsitzende im Gespräch mit dem italienischen Onlineportal Quotidiano Sportivo deutlich.

Auch der legendäre Ferrari-Gründer Enzo Ferrari wäre mit der aktuellen Situation nicht zufrieden, ist sich di Montezemolo sicher. „Der alte Mann hätte das niemals akzeptiert, niemals.“

„Man kann verlieren - aber als Kämpfer!“

Dabei stört sich der 75-Jährige nicht mal an der langen Titel-Durststrecke. Ich träume nicht von einem Ferrari, das immer gewinnt“, stellte er klar und fügte hinzu: „Sondern von einem Ferrari, das immer bis zum letzten Rennen um den Titel kämpft.“ Wenn es dann nicht für den Titel reicht, wäre das für di Montezemolo in Ordnung. „Man kann verlieren - aber als Kämpfer, nicht als Nebendarsteller!“

Immerhin wartet Ferrari in der Formel 1 schon seit 15 Jahren auf den Sieg in der Konstrukteurs-WM. Der letzte Fahrertitel ist sogar noch ein Jahr länger her. Kimi Räikkönen, seit zwei Jahren im F1-Ruhestand, fuhr 2007 als letzter Pilot in Rot zum Fahrertitel.

Die titellose Zeit macht di Montezemolo jedoch nicht an den Fahrern fest. Vor allem von Charles Leclerc ist der Mann aus Bologna überzeugt. „Charles würde ich auf jeden Fall behalten wollen, er ist gut und meiner Meinung nach gibt es im Moment keinen stärkeren Fahrer als ihn.“

Anders sieht es hingegen bei den Verantwortlichen neben der Strecke aus. „Wer das rote Auto fährt, ist das letzte Problem“, zählte er die Verantwortlichen an und erinnerte an seine Zeit: „Als ich Präsident war, habe ich mit Michael Schumacher, Jean Todt, Ross Brawn und Rory Byrne ein Dream Team gegründet.“

Von einem derartigen Dream Team sei die aktuelle Scuderia jedoch meilenweit entfernt. Das Team versuche nicht einmal, von der Erfahrung ehemaliger Ferrari-Mitglieder zu profitieren. „Null. Nichts. Ich habe von ihm nie etwas gehört“, antwortete er wütend, auf die Frage, ob Ferrari-Vorsitzender John Elkann ihn kontaktiert habe.

Di Montezemolo ist nicht der einzige prominente Kritiker am Kurs Elkanns. Selbst dessen eigener Bruder Lapo Elkann hatte bereits im April seinem Unmut über den ernüchternden Saisonstart der Scuderia Luft gemacht.