Neuer HBL-Spielplan sorgt für Wirbel

Neuer HBL-Spielplan sorgt für Wirbel
Neuer HBL-Spielplan sorgt für Wirbel

In der neuen Spielzeit stehen einige, teils große Veränderungen in der Handball-Bundesliga an. So laufen ab der kommenden Saison alle Spiele der ersten und zweiten Liga beim Streaming-Anbieter DYN. Das hat aber auch weitreichende Folgen für den Spielplan.

Statt den zuletzt gewohnten Terminen am Donnerstagabend und Sonntagnachmittag werden die Spiele nun wieder in einem deutlich weiteren Spektrum angesetzt.

Neben der dauerhaften Rückkehr zu Spielen am Dienstag, Mittwoch, Freitag und Samstag führte die Liga auch das bei den vielen Sport-Fans unbeliebte Montagsspiel ein. An den bisher neun terminierten Spieltagen hat die Liga gleich sechs Spiele am Wochenstart angesetzt.

HBL verteidigt Montagsspiele

„Montag bietet uns eine willkommene Gelegenheit, Livespiele unserer Bundesligen in der ansonsten sehr dichten Sportberichterstattung sehr gut zu positionieren“, teilt die HBL SPORT1 schriftlich mit. Der Tag sorge für ein „Alleinstellungsmerkmal“ für den Handball.

Doch der erste Wochentag liefert noch zahlreiche weitere „gute Gründe“ für diesen Entschluss. So ist es „kein typischer Spiel- und Trainingstag“ im Amateurhandball und biete zudem den Vereinen mehr Flexibilität bei der Hallennutzung.

Zudem erhoffen sich die Verantwortlichen davon mehr mediale Sichtbarkeit durch Beiträge bei „Magazinformaten und Nachrichtensendungen bei den öffentlich-rechtlichen und privaten Sendeplattformen“.

Die HBL rechnet außerdem mit einer Steigerung der Zuschauerzahlen in der Halle und vor den Bildschirmen. „Der Montag ist neu und will etabliert werden. Es gibt gute Gründe, dass dies gelingen wird. Wir schauen und das an“, meint die Liga.

Günther wirbt für Montagsspiele - VfL-Boss noch zurückhaltend

Diese Meinung vertritt auch Karsten Günther. „Im Gesamtkontext macht das Montagspiel auf alle Fälle Sinn“, bilanziert der Geschäftsführer vom SC DHfK Leipzig im SPORT1-Interview, denn die Liga ist dort „mehr oder weniger exklusiv“ im TV zu sehen.

So haben sich die Vereine darauf verständigt, die Spiele am Donnerstag zu reduzieren und den Fokus auf Freitagabend, Samstag und Sonntag zu legen. „Das sind die Termine, die am fanfreundlichsten sind“, schildert er die Gründe für die Planung.

Während er „viele Chancen“ für den Sport sieht, ist sein Kollege Christoph Schindler noch etwas zurückhaltender. „Ich bin prinzipiell ein Freund davon, dass wir relativ klare Spieltage haben“, erläutert der Geschäftsführer vom VfL Gummersbach im Gespräch mit SPORT1 seinen Standpunkt.

Für ihn ist es daher erstmal eine „Umgewöhnung“, gleichzeitig meint er aber auch, dass es „nicht den Termin gibt, der jeden glücklich macht“.

Schließlich gibt es verschiedene Interessensgruppen. Während die Familien lieber am Wochenende eine Partie besuchen, ist ein Spiel in der Woche für die Sponsoren besser, um Geschäftspartner mitzubringen.

Fans kritisieren die Montagsspiele in der HBL

Bei den Fans hingegen kommt die Revolution des Spielplans alles andere als gut an. Auf Social Media hagelte es bereits Kritik an dem ungeliebten Montagsspiel.

„Bis jetzt habe ich noch niemanden getroffen, der den Montag als Spieltag gut findet“, schreibt Claus Balzer, 1. Vorsitzender des Rhein-Neckar-Löwen-Fanclubs „Alte Garde“, auf SPORT1-Nachfrage und fügt hinzu, dass er Fragen bezüglich des Zuschauerzuspruchs in den Hallen hat.

Er sieht besonders die „Familien mit schulpflichtigen Kindern“ im Nachteil, da sie in der Woche aufgrund der Anwurfzeiten nicht zu den Spielen gehen können. „Die Folge hieraus könnten weniger Dauerkartenverkäufe sein“, meint Balzer.

HBL wehrt sich gegen Kritik der fehlenden Planbarkeit

Ein weiterer Faktor ist aber auch die nun deutlich schwierige Planbarkeit der Spiele. „Man wusste vorher immer, wann man sich besser keinen Termin machen sollte. Jetzt ist es so, dass man sich zwei oder drei Monate im Voraus nicht wirklich einen Termin machen kann“, bemängelt Beate Lemke von den „Kieler Zebrasprotten“, Fanclub des THW Kiel.

Diesen Vorwurf weist die Liga allerdings vehement zurück. „Insgesamt gibt es weniger unterschiedliche Anwurfzeiten, unsere Fans profitieren von verlässlichen Anwurfzeiten auf einer Plattform, die mit großem Vorlauf kommuniziert werden“, erklärt die Liga und spricht von „einer klaren Struktur und hohen Verlässlichkeit“.

Voll terminiert sind bisher die ersten neun von insgesamt 17 Hinrunden-Spieltagen, sodass für die Fans eine Planungssicherheit nur bis Mitte Oktober besteht. Darüber hinaus wissen sie nur, dass die Begegnungen zwischen Donnerstag und Sonntag stattfinden werden.

Fans und HBL einig bei einem Spieltermin

Trotz aller Kritik sorgt ein Termin bei den Fans hingegen für Jubel. Nach langjähriger Abstinenz ist das Freitagabendspiel wieder Teil der Saison.

„Der Freitag ist nicht so schlecht! Vor allem gilt das für die Auswärtsfahrten, denn egal wohin man fährt, wird man mit einem Tag Urlaub auskommen. Oftmals mussten bei Donnerstag-Spielen zwei Tage Urlaub genommen werden“, nennt Balzer freudig einen „Pluspunkt“.

In dieselbe Kerbe schlägt auch die HBL, die einen weiteren wichtigen Faktor ergänzt: „Der Freitagsspieltag gibt uns eine Möglichkeit, die Belastung der Spieler, die international antreten, ein wenig besser zu steuern.“

HBL mit neuer Konferenz

Der neue Spielplan hat hingegen auch einschneidende Folgen für die Konferenz. Diese war von Sky eingeführt worden, als sie sich die Rechte 2016 gesichert hatten.

Dieses Format wird es auch weiterhin geben, allerdings hauptsächlich am Freitag. Die Konferenz, moderiert von Finn-Ole Martins, wird dabei die 19-Uhr-Spiele umfassen. Dabei wird es nicht nur Schalten unterhalb der Bundesliga-Begegnungen geben, sondern auch die zweite Liga wird Teil der Konferenz sein.

SPORT1 Extra - die Multisport-Streaming-Plattform für Sportbegeisterte! Sport-Highlights im Livestream und On-Demand

Das dürfte auch Löwen-Fan Balzer begrüßen, der sich als großer Fan outet: „Ich persönlich habe mir immer gerne die Konferenz angesehen, wenn meine Mannschaft nicht gespielt hat.“

Überzeugt die Liga die Fans vom neuen Spielplan?

Nichtsdestotrotz bleibt die Skepsis groß. „Ich glaube nicht, dass ich mir - schon aus zeitlichen Gründen - jeden Tag Handball ansehen werde“, erklärt der Fanclub-Vertreter, denn bei aller Leidenschaft für den Hallensport besteht das Leben „nicht nur aus Handball“.

Die Liga und DYN sind also unter Zugzwang, die Fans von ihrem neuen Konzept zu überzeugen. „Ich vertraue den Kollegen und gebe DYN Media einen gewissen Vertrauensvorschuss, denn sie haben sich mit Sicherheit viele Gedanken gemacht, wie man den Handballsport weiter nach vorne bringen kann“, erläutert Schindler.

Für Verständnis wirbt auch Günther. „Wir müssen uns auch danach richten, wann wir als Sportart nach außen sichtbar sind. Wir haben alles dafür getan, das Erlebnis für unsere Fans, vor allem die Familien weiter zu optimieren, weil wir insgesamt mehr Spiele am Freitag, Samstag und Sonntag austragen“, meint der Macher vom SC DHfK Leipzig und ergänzt, „es ist für uns eine absolute Chance.“