Der neue deutsche NBA-Star?

Tristan da Silva hat es geschafft: Der 23 Jahre alte Forward aus München wurde beim NBA-Draft von den Orlando Magic an 18. Stelle ausgewählt. Damit spielt der ehemalige Star der Colorado Buffaloes künftig Seite an Seite mit den deutschen Brüdern Franz und Moritz Wagner, die bereits zu den festen Größen des Teams gehören.

Die Magic haben damit nun bereits den dritten deutschen Spieler in ihren Reihen und machen Orlando zur neuen deutschen Basketball-Hochburg.

Geboren in München, wuchs Tristan da Silva in einer sportbegeisterten Familie auf. Sein drei Jahre älterer Bruder Oscar ist kein unbekannter Name in der Basketball-Welt. Der deutsche Nationalspieler spielte zuletzt zwei Jahre für den FC Barcelona und kehrte nun zurück nach München und unterschrieb beim FC Bayern einen Vertrag bis 2027.

Alles begann in München

Die Mutter von Oscar und Tristan, Christine, stammt aus dem Allgäu, Vater Valdemar aus Brasilien. Früher war er einmal Profiboxer, heute betreibt er ein brasilianisches Restaurant in München - der Stadt, in der auch die Karriere von Tristan da Silva begann. Oft spielten die Brüder zusammen auf einem Freiplatz in München, anfangs nur aus Spaß.

Dann begann Tristan beim DJK Sportbund München zu spielen und wechselte im Alter von 17 Jahren zum MTSV Schwabing. In der Internationalen Basketball Akademie München wurde er von Trainer Robert Scheinberg gefördert. Scheinberg, der sich als Mentor für da Silva herausstellte, war auch in New York beim NBA Draft dabei.

Seine Wurzeln zeigte da Silva auch modisch. Beim Draft trug er ein Sakko mit speziellem Innenfutter. In eine Hälfte war die brasilianische Flagge eingenäht, die andere Hälfte zierte die bayerische Flagge. Eine Hommage an das Heimatland seines Vaters und die Herkunft seiner Mutter.

2020 wagte er schließlich den nächsten Schritt und ging aufs College nach Colorado. Ohne große Erwartungen begann er seine College-Karriere bei den Colorado Buffaloes, entwickelte sich jedoch schnell zu einem der Eckpfeiler seines Teams. „Ich bin da eher mit so gut wie gar keinen Erwartungen hingegangen. Ich wusste ja nicht, wie die Amis Basketball spielen“, erinnerte sich Tristan im BR-Interview. In der vergangenen Saison erzielte er durchschnittlich 16,0 Punkte pro Spiel bei einer Dreierquote von 39,5 Prozent - dazu kamen 5,1 Rebounds, 2,4 Assists und 1,1 Steals.

Auch abseits des Platzes talentiert

Statt einer professionellen Basketball-Karriere hätte es für da Silva auch ganz anders laufen können. Als Teenager lag sein Fokus nämlich lange im Bereich Musik. Er spielte neben Basketball nämlich auch leidenschaftlich Trompete - und das sogar sehr gut. Bis zu seinem Abitur spielte er gleich in zwei Orchestern.

Aber damit nicht genug. Der Münchener ist nicht nur ein begabter Sportler und ein guter Musiker, sondern auch ein echtes Sprachtalent. Er spricht fünf Sprachen: Deutsch, Portugiesisch, Spanisch, Französisch und Englisch.

„Wie hab ich das hier hingeschafft?“

Die Reise zum NBA-Draft war für den 2,06 Meter großen Mann und seine Familie ein emotionaler Höhepunkt. Als „ein bisschen surreal“ beschrieb es seine Mutter Christine, dass die ganze Familie nach New York flog, um live zu erleben, für welches NBA-Team ihr Sohn bald auf dem Parkett stehen wird

Zwar hatte Tristan da Silva keine favorisierte Franchise, es gibt trotzdem ein Team, was er besonders bewundert: Die Los Angeles Lakers. Sein Lieblingsspieler ist derweil Mavericks-Superstar Luka Doncic.

Mit dem Wechsel zu den Orlando Magic beginnt für den Basketballspieler nun ein neues Kapitel. Das Team hatte es in der vergangenen Saison bis in die Playoffs geschafft, und mit Spielern wie Franz und Moritz Wagner sowie dem Top-Talent Paolo Banchero bietet es eine vielversprechende Perspektive.

„NBA Draft - wenn man das hört, denkt jeder sich: crazy! Das denk ich mir auch und frag mich: Wie hab ich das hier hingeschafft?“, gab auch Tristan selbst im Voraus zu. Nach seinem Draft erzählte der Münchener in der Presserunde, dass er schon Kontakt zu den Wagner-Brüdern hatte, da er einen gemeinsamen Freund mit den deutschen NBA-Stars teile. Er verspüre nun „unglaubliche Freude. Unglaubliche Freude und große Erleichterung“.

Ein neues Kapitel in Orlando

Seine vielseitigen Fähigkeiten, sowohl als Small- als auch als Power Forward spielen zu können, und seine guten Bewegungen abseits des Balls machen ihn zu einem wertvollen Neuzugang für die Magics. Bruder Oscar sieht vor allem das natürliche Talent seines Bruders als entscheidende Fähigkeit, um in der besten Basketballliga der Welt erfolgreich zu sein.

Magic-Präsident Jeff Weltman unterstrich dies nach dem Pick: „Wir haben uns vor dem Draft das Ziel gesetzt, Shooting, Skill, IQ und Größe zu addieren. All diese vier Punkte mit dem 18. Pick abzudecken, ist für uns ein guter Arbeitstag. Tristan ist ein sehr einzigartiger Spieler.“

Tristan da Silva steht nun vor der Herausforderung, sich in der NBA zu beweisen. Die deutsche Basketball-Community und seine Familie werden ihm dabei fest die Daumen drücken.