TV-Kolumne „Markus Lanz“ - Kühnerts Faeser-Attacke bei Lanz offenbart, wie verwundet der SPD-General ist

Kevin Kühnert bei Markus Lanz.<span class="copyright">ZDF / Cornelia Lehmann</span>
Kevin Kühnert bei Markus Lanz.ZDF / Cornelia Lehmann

Der SPD-Generalsekretär hat ein Herz für Österreich und für Männer, die weinen. Bei „Markus Lanz“ redet er lieber über Fußball als über den schwachen Kanzler Olaf Scholz. Und er offenbart, dass Fakten über Gewalt von Migranten in seiner eigenen Partei erstaunlich schief sind.

Kevin Kühnert hat ein Studium abgebrochen und lässt ein zweites seit 2016 ruhen. Er arbeitete vier Jahre in einem Call-Center. Seit 2021 ist Kühnert Mitglied des Deutschen Bundestages und Generalsekretär der SPD. Es ist eine veritable Karriere.

Doch seine SPD hängt jetzt verloren bei 15 Prozent, sein Kanzler ist der unbeliebteste Regierungschef seit Langem. Und selten hat man den SPD-Generalsekretär - eigentlich ein besonderes rhetorisches Talent - in einem TV-Talk so schwächelnd gesehen. Bei „Markus Lanz“, spät nach viel Fußball, gibt sich der 35-Jährige augenscheinlich als verwundet.

Kein Grund zum Jubeln – also versucht es Kühnert jetzt mit Wortgeklingel

Seit dem Desaster der Sozialdemokraten bei der Europawahl macht sich Kevin Kühnert klein. Er plädiert natürlich immer wieder und wieder für „unsere politischen Überzeugungen, dass das der richtige Weg ist“.

Moderator Lanz versucht es persönlich: Wann habe es zuletzt „einen Grund zum Ausraster“ gegeben? „Nicht viel Grund zum Jubeln“, konstatiert Kühnert. „Freud und Leid, alles mit dabei.“

Wenn sich jetzt schon der ansonsten so wortstarke Kevin Kühnert in Schwurbel-Phrasen verliert – was ist dann noch übrig von der so stolzen SPD? Wortgeklingel, nicht mehr.

Brutale Attacke gegen Bundesinnenministerin Nancy Faeser

Die faktisch teilweise falschen Aussagen der Bundesinnenministerin Nancy Faeser zur jüngsten Gewalttat in Bad Oeynhausen werden, zu Recht und immer wieder, hart kritisiert. Nach der tödlichen Attacke auf einen 20-Jährigen, mutmaßlich durch einen Asylanten, wirft die Union Faeser „Täter-Opfer-Umkehr“ vor.

Überraschend deutlich äußert sich SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert jetzt bei „Markus Lanz“ so: „Es ist zu 100 Prozent zu viel Perspektive des Täters. Es stehen die Falschen im Mittelpunkt.“ Das ist eine brutale Attacke gegen Bundesinnenministerin Nancy Faeser, seine SPD-Genossin.

Warum dreht sich Kühnert? Weil er selber im Visier ist

Warum macht Kühnert das? Normalerweise ist er dafür bekannt, sein SPD-Weltbild wort- und meinungsstark durchzupressen. Das ist jetzt anders. Denn Kevin Kühnert ist maßgeblich verantwortlich für das unterirdische Wahlergebnis der SPD bei der Europawahl. Er, also Kühnert selbst, war verantwortlich für die Kampagne. Olaf Scholz als „Friedenskanzler“? Ein selten doofes Narrativ.

Müsse er also nicht zurücktreten? Fragt Markus Lanz. Kühnert macht den Geschmeidig-General. „Nein, aber wir haben Fehler gemacht.“ Kein Rücktritt? „Nein, das wäre dann Flucht aus meiner Verantwortung. Aber das heißt nicht auch, dass ich nicht Fehler mache.“

Sehr schwach präsentiert sich Kevin Kühnert auch bei der Frage nach der völlig unterkomplexen SPD-Kampagne bei der jüngsten Wahl. „Ich bin nicht überzeugt, dass das etwas besser gemacht hätte.“

Jetzt also auch er. Schönsingen und Festhalten. Der „Friedenskanzler“ hat nicht funktioniert. Aber dann macht man halt dennoch Frieden mit sich selber. Wenn in Frankreich Präsident Macron zuckt? Redet sich Kevin Kühnert offenbar ein: „Hier behalten alle die Fassung und die Nerven, anders als in Frankreich.“

Weinen, ja, Trikot für Deutschland – lieber nicht

Noch ist Kevin Kühnert Generalsekretär der SPD. Noch darf er über sein Herz für Österreich schwadronieren bei der EM. Auch über Männer, die weinen. Und sagen darf er: „Da hab‘ ich nichts dagegen.“ Beim Fußball-Schauen daheim im Wohnzimmer trägt er kein Deutschland-Trikot. Er ist Fan von Arminia Bielefeld. Er hat 2006 gefremdelt mit den Deutschland-Fahnen.

Wenn die Kicker-EM nicht über vieles in diesem Land einen euphorischen Schleier legen würde, es wäre klar: Kevin Kühnert kommt keine Runde mehr weiter. Er ist angezählt in der SPD. Da kann er die Bundesministerin Nancy Faeser noch so sehr attackieren.