Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)
Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)

Unser Ticker ist für heute beendet. Hier können Sie die wichtigsten Ereignisse des Tages nachlesen:

  • Tote bei russischem Angriff auf Tschernihiw in Nordukraine

  • Bericht: Fast 500 000 tote und verletzte Soldaten im Ukraine-Krieg

  • Ukrainischer Präsident Selenskyj zu Besuch in Schweden

  • Kreml: Putin trifft hochrangige Kommandeure in Südrussland

  • Kiew sieht Fortschritte bei Sicherheitsgarantien

  • Russland: Raketenangriff auf Krim abgewehrt

  • Ex-US-General: Deutschland und USA zu zögerlich bei Ukraine-Hilfe

Die aktuelle News-Lage im Livestream:

+++ Tote bei russischem Angriff auf Tschernihiw in Nordukraine +++

Infolge eines russischen Raketenangriffs sind in der nordukrainischen Stadt Tschernihiw offiziellen Angaben zufolge mindestens sieben Menschen getötet worden, darunter ein Kind. Mindestens 90 weitere Menschen wurden durch den Beschuss im belebten Stadtzentrum verletzt, schrieb der ukrainische Innenminister Ihor Klymenko am Samstag auf Telegram. Auch unter den Verletzten seien Kinder.

Zuvor hatte bereits der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mitgeteilt, dass unweit des Tschernihiwer Theaters eine Rakete eingeschlagen war. «Es ist ein ganz gewöhnlicher Samstag, den Russland in einen Tag des Schmerzes und des Verlusts verwandelt hat», schrieb er. Dazu veröffentlichte er ein kurzes Video, in dem Trümmerteile auf dem Bürgersteig zu sehen sind.

(Bild: Paula Bronstein /Getty Images)
(Bild: Paula Bronstein /Getty Images)

Der Gouverneur des Gebiets Tschernihiw, Wjatscheslaw Tschaus, schrieb, die Stadt sei ersten Erkenntnissen zufolge von einer ballistischen Rakete getroffen worden. Er rief die Bevölkerung auf, zunächst weiter in Schutzräumen zu bleiben.

+++ Bericht: Fast 500 000 tote und verletzte Soldaten im Ukraine-Krieg +++

Im Ukraine-Krieg könnten einem Medienbericht zufolge nach US-Schätzung fast eine halbe Million Soldaten auf beiden Seiten getötet oder verwundet worden sein. Die Zahl der insgesamt seit Kriegsbeginn getöteten oder verwundeten ukrainischen und russischen Truppen nähere sich 500 000, zitierte die «New York Times» am Freitag US-Regierungsbeamte. Diese warnten zugleich, dass die Verluste schwer zu schätzen seien, da Kiew keine Zahlen veröffentliche und vermutet werde, dass Moskau zu geringe Toten- und Verletztenzahlen nennt.

Ukrainische Soldaten feuern eine Kanone auf russische Stellungen an der Frontlinie in der Nähe von Bachmut (Bild: LIBKOS/AP/dpa)
Ukrainische Soldaten feuern eine Kanone auf russische Stellungen an der Frontlinie in der Nähe von Bachmut (Bild: LIBKOS/AP/dpa)

Dem Bericht zufolge gehen die nicht namentlich genannten US-Beamten auf russischer Seite von 120 000 getöteten und 170 000 bis 180 000 verwundeten Soldaten aus. Für die Ukraine sprachen sie demnach von etwa 70 000 getöteten und 100 000 bis 120 000 verletzten Soldaten. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Zahlen nicht.

+++ Deutscher Rüstungskonzern beginnt bald Panzerwartung in der Ukraine +++

Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall will in den kommenden Tagen die Wartung von Panzern in der Ukraine starten. «Wir werden noch diesen Monat mit dem Service beginnen», sagte der Vorstandsvorsitzende Armin Papperger der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung». Die ersten zwölf Mitarbeiter aus der Ukraine hätten ihre Ausbildung in Deutschland bereits begonnen, weitere zwölf kämen hinzu. Deutschland liefert zur Unterstützung der Ukraine in ihrem Abwehrkampf gegen Russland unter anderem Leopard-Kampfpanzer. Da der Verschleiß in Gefechten hoch ist, ist eine regelmäßige Wartung wichtig.

Der Chef des in Düsseldorf ansässigen Konzerns bekräftigte auch die Absicht, möglichst bald in der Ukraine mit der Produktion von Panzern zu beginnen. «Das kann schnell gehen, es gibt dort genügend gut ausgestattete Panzerfabriken aus Sowjetzeiten», sagte er.

+++ Ukrainischer Präsident Selenskyj zu Besuch in Schweden +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist eigenen Angaben zufolge gemeinsam mit seiner Frau Olena Selenska nach Schweden gereist. Geplant seien Treffen unter anderem mit dem schwedischen Ministerpräsidenten Ulf Kristersson, der königlichen Familie und Mitgliedern des Parlaments, schrieb Selenskyj am Samstag auf der früher als Twitter bekannten Plattform X. Es solle dabei etwa um militärische Zusammenarbeit sowie um eine EU-Perspektive für die von Russland angegriffene Ukraine gehen. Seine Frau und er dankten allen Schweden, die sein Land unterstützten, schrieb Selenskyj.

+++ Kreml: Putin trifft hochrangige Kommandeure in Südrussland +++

Russlands Präsident Wladimir Putin hat offiziellen Angaben zufolge hochrangige Kommandeure in der südlichen Stadt Rostow am Don getroffen. Im Hauptquartier der «militärischen Spezial-Operation», wie der Krieg gegen die Ukraine in Russland weiter genannt wird, habe Putin unter anderem Generalstabschef Waleri Gerassimow getroffen, teilte der Kreml in der Nacht zum Samstag mit. Auch von Kommandeuren und Offizieren habe er sich Bericht erstatten lassen. Wann genau das Treffen stattgefunden haben soll, war unklar. Auch ein Grund für Putins Besuch wurde nicht genannt.

Das unweit der Ukraine gelegene Rostow am Don hat international auch deshalb besondere Bekanntheit erlangt, weil der russische Söldnerchef Jewgeni Prigoschin es Ende Juni im Zuge seines Kurzzeit-Aufstands mehrere Stunden lang besetzen ließ. Aus Frust gegen die aus seiner Sicht uneffektive russische Militärführung ließ Prigoschin damals seine Kämpfer von Rostow aus Richtung Moskau marschieren. Nach Verhandlungen mit dem Kreml, bei denen der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko als Vermittler fungierte, befahl der 62-Jährige dann allerdings den Rückzug.

+++ Kiew sieht Fortschritte bei Sicherheitsgarantien +++

Die ukrainische Führung sieht nach eigenen Angaben Fortschritte in ihrem Streben nach westlichen Sicherheitsgarantien vor einer künftigen Aggression Russlands. Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach in seiner am Freitagabend in Kiew verbreiteten Videobotschaft von einem «diplomatischen Erfolg». Inzwischen hätten sich 18 Staaten der Erklärung der Gruppe der sieben führenden Industrienationen (G7) zu solchen Sicherheitsgarantien angeschlossen. Details nannte er nicht.

Wolodymyr Selenskyj (Bild: dpa)
Wolodymyr Selenskyj (Bild: dpa)

Mit Blick auf den Unabhängigkeitstag am kommenden Donnerstag (24. August) sagte Selenskyj, die Ukraine habe einen Schritt vorwärts gemacht, um Teil der stärksten Staaten der Welt zu werden. Das vom Krieg ausgezehrte Land verteidigt sich mit Hilfe des Westens seit fast 18 Monaten gegen den russischen Angriffskrieg, der am 24. Februar 2022 begonnen hatte. Zum Unabhängigkeitstag wird der Krieg auf den Tag genau anderthalb Jahre gedauert haben.

Der Leiter des Präsidentenamtes in Kiew, Andrij Jermak, teilte im Nachrichtenkanal Telegram mit, dass mit den USA und Großbritannien die Verhandlungen für Sicherheitsgarantien liefen.

+++ Kiew: Wachsendes Interesse an «Friedensformel» +++

Selenskyj und Jermak betonten am Freitag, dass nicht zuletzt die Arbeit an der «Friedensformel» weitergehe. Ein Kernziel ist der Abzug der russischen Truppen vor dem Beginn möglicher Verhandlungen. Russland weist das als realitätsfern zurück. Nach Darstellung Selenskyjs arbeiten inzwischen 63 diplomatische Missionen an seiner «Friedensformel». Die Zahl der teilnehmenden Botschafter verschiedener Staaten nehme zu, sagte auch Jermak. Er erwartet, dass es innerhalb eines Monats zu einem neuen Treffen der Sicherheitsberater der Staaten komme, um einen Friedensgipfel vorzubereiten.

Nach früheren Angaben Jermaks soll der Gipfel bis Ende des Jahres organisiert werden. Es werde nun auch nach einem Ort gesucht, hatte er Anfang dieses Monats gesagt - nach einem Treffen in Saudi-Arabien von Beratern aus mehr als 40 Ländern. Bei einem zweiten Gipfel solle dann auch Russland hinzugezogen werden. Das Präsidentenamt in Kiew hofft nach eigenen Angaben darauf, dass Russland bis dahin bereits kapituliert haben wird.

+++ Russland: Raketenangriff auf Krim abgewehrt +++

Russland hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau einen ukrainischen Raketenangriff auf der russisch besetzten Schwarzmeerhalbinsel Krim abgewehrt. Das berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass am Samstagmorgen unter Berufung auf das Ministerium. Das Geschoss sei in der Nacht von der russischen Flugabwehr abgefangen worden. Demnach habe es weder Verletzte noch Schäden gegeben. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

+++ Ex-US-General: Deutschland und USA zu zögerlich bei Ukraine-Hilfe +++

Der ehemalige US-General Ben Hodges hat Deutschland und den USA mangelnde Entschlossenheit bei der Unterstützung der Ukraine vorgeworfen. «Will der Westen den Sieg der Ukraine? Mein Glaube schwindet», sagte der ehemalige Befehlshaber der US-Streitkräfte in Europa in einem Interview des «Tagesspiegel» (Samstag). Zwar erlaube die US-Regierung nun ihren Verbündeten, F-16-Kampfjets an die Ukraine zu liefern, ihr langes Zaudern vor der Lieferung sei aber «ein Beispiel für die fehlende Entschlossenheit, der Ukraine zum Sieg zu verhelfen», so Hodges.

(Bild: Andrea Bienert/Bundeswehr/dpa)
(Bild: Andrea Bienert/Bundeswehr/dpa)

Zögerlich sei auch Deutschland bei der Entscheidung über eine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern, kritisierte Hodges. Sollte die Gegenoffensive der Ukraine scheitern, «muss man die Regierungen der USA und Deutschlands dafür verantwortlich machen». Die Ukraine fordert seit längerem von der Bundesregierung die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern für die Verteidigung gegen Russland. Die Ampel ist aber bisher zurückhaltend. Es gibt Befürchtungen, dass die Waffen auch russisches Territorium erreichen könnten.

+++ Biden: Russischer Angriffskrieg betrifft nicht nur Europa +++

Der russische Einmarsch in die Ukraine betrifft nach Auffassung von US-Präsident Joe Biden unterdessen nicht nur Europa. «Diese Art von Invasion hat es seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gegeben», sagte Biden am Freitag nach einem Gipfeltreffen mit Japans Regierungschef Fumio Kishida und dem südkoreanischen Präsidenten Yoon Suk Yeol in Camp David. Es sei nach Kriegsbeginn entscheidend gewesen, «deutlich zu machen, dass die Folgen eines Krieges weit über Europa hinausgehen», sagte er auch mit Blick darauf, was es bedeuten würde, wenn ein asiatisches Land ein anderes Land in der Region derart angreifen würde.

Mit Blick auf die Ukraine betonte Biden außerdem: «Und was den Frieden angeht, so wollen wir das alle.» Allen voran wollten dies die Ukrainer. Die US-Regierung sei darüber ständig mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj und dessen Team in Kontakt, so Biden. «Russland hat bereits verloren und kann sein ursprüngliches Ziel nicht mehr erreichen, das ist nicht möglich.»