Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Mittwoch

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

Dieser Ticker ist für heute beendet. Sie können hier die wichtigsten News des Tages nachlesen.

  • Selenskyj erfreut über Leopard-Angebot

  • Polen will Ukraine im Rahmen einer Koalition Kampfpanzer liefern

  • Menschenrechtsvertreter aus Moskau und Kiew treffen sich in Ankara

  • Selenskyj bedankt sich bei Golden Globes für Unterstützung

  • Russische Söldner melden Soledar-Eroberung

  • Noch über 500 Zivilisten in Soledar

  • Selenskyj bürgert prorussische Parlamentsabgeordnete aus

Die aktuelle Newslage:

Leopard-Kampfpanzer (Bild: Artur Widak/Anadolu Agency via Getty Images)
Leopard-Kampfpanzer (Bild: Artur Widak/Anadolu Agency via Getty Images)

+++ Selenskyj erfreut über Leopard-Angebot +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Initiative Polens, seinem Land Leopard-Kampfpanzer zur Verfügung zu stellen, ausdrücklich begrüßt. «Vielen Dank an Präsident Duda, die polnische Regierung und alle unsere polnischen Freunde», sagte Selenskyj am Mittwochabend in seiner täglichen Videoansprache zu den Ergebnissen seines Treffens mit seinem polnischen Kollegen Andrzej Duda und dem litauischen Staatschef Gitanas Nauseda in Lwiw. Panzer aus westlicher Produktion seien «das Werk unserer gesamten Antikriegskoalition und eine neue Ebene unseres Potenzials.

Duda hatte nach dem Treffen erklärt, sein Land habe die Entscheidung getroffen, im Rahmen einer Koalition mit Verbündeten den Ukrainern Leopard-Kampfpanzer für eine Kompanie zu überlassen. Eine Leopard-Kompanie ist in Polen wie in Deutschland üblicherweise mit 14 Kampfpanzern ausgerüstet. Duda sagte weiter, Voraussetzung sei zum einen «eine ganze Reihe von formalen Anforderungen und Genehmigungen». Zum anderen wolle Polen, dass sich dafür eine internationale Koalition bilde, bei der auch andere Länder Kampfpanzer beisteuern würden. Nauseda hatte seinerseits erklärt, dass Litauen weitere Flugabwehrwaffen an die Ukraine liefern wolle.

+++ Polen will Ukraine im Rahmen einer Koalition Kampfpanzer liefern +++

In der Debatte um die Lieferung westlicher Kampfpanzer an die Ukraine macht Polen weiter Druck. Sein Land habe bereits die Entscheidung getroffen, im Rahmen einer Koalition mit verbündeten Staaten den Ukrainern Leopard-Kampfpanzer für eine Kompanie zu überlassen, sagte Präsident Andrzej Duda am Mittwoch in der westukrainischen Stadt Lwiw nach einem Treffen mit seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj und Litauens Präsidenten Gitanas Nauseda. Nach Angaben eines polnischen Militärexperten umfasst der Begriff Kompanie 14 Kampfpanzer.

Duda sagte weiter, Voraussetzung für die Übergabe der Leopard-Kampfpanzer sei zum einen «eine ganze Reihe von formalen Anforderungen und Genehmigungen». Zum anderen wolle Polen, dass sich dafür eine internationale Koalition bilde, bei der auch andere Länder Kampfpanzer «vom Typ Leopard und andere» beisteuern würden. Diese müssten dann zeitnah an die Ukraine überstellt werden, um die Verteidigung des von Russland angegriffenen Landes zu unterstützen.

+++ Menschenrechtsvertreter aus Moskau und Kiew treffen sich in Ankara +++

Russische und ukrainische Menschenrechtsvertreter sind in Ankara zu Gesprächen zusammengekommen. Man hoffe, dass am Donnerstag ein gemeinsamer Fahrplan etwa zur Evakuierung Verwundeter, Kinder oder Frauen aus den Konfliktgebieten vorgestellt werden könne, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu den türkischen Ombudsmann, der ebenfalls an den Gesprächen am Mittwoch am Rande einer Menschenrechtskonferenz in der türkischen Hauptstadt teilnahm. Man wolle einen «humanitären Korridor» schaffen.

Dmytro Lubinets, Ombudsmann für Menschenrechte des ukrainischen Parlaments, twitterte, bei den Gesprächen seien «humanitäre Probleme und die Bereitstellung von Menschenrechtshilfe» diskutiert worden. Für Russland nahm die Hochkommissarin für Menschenrechte, Tatiana Moskalkova, an dem Treffen teil. Man halte weiter Kontakt mit der ukrainischen Seite, hieß es von ihr.

+++ Selenskyj bedankt sich bei Golden Globes für Unterstützung +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich bei der Verleihung der Golden Globes in Beverly Hills für die Unterstützung seines Landes im Krieg gegen Russland bedankt. «Die Besten im zurückliegenden Jahr, das waren Sie», sagte Selenskyj der versammelten Hollywood-Prominenz in einer Videobotschaft über die Solidarität, die sein Land erfahren habe.

Die Golden Globes seien 1943 erstmals verliehen worden, als der Zweite Weltkrieg noch nicht vorbei gewesen sei, dessen wichtigste Schlachten aber schon geschlagen gewesen seien. «Auch der Krieg in der Ukraine ist noch nicht vorbei, aber das Blatt wendet sich und es ist bereits klar, wer am Ende gewinnt», sagte Selenskyj.

+++ Ukraine weist russische Behauptung über Eroberung Soledars zurück +++

Das ukrainische Militär hat russische Angaben zur Lage in der umkämpften Kleinstadt Soledar in der Ostukraine zurückgewiesen. «Die Russen sagen, dass Soledar unter ihrer Kontrolle sei. Das stimmt nicht», sagte der Sprecher der Ostgruppe der ukrainischen Streitkräfte, Serhij Tscherewatyj, am Mittwoch Medienberichten in Kiew zufolge. Zur aktuellen Lage werde der ukrainische Generalstab Angaben machen.

Am Dienstagabend hatte der Chef der russischen Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, behauptet, dass die Kleinstadt im Gebiet Donezk nahezu erobert und etwa 500 ukrainische Soldaten eingeschlossen seien. Am Mittwoch teilte das russische Verteidigungsministerium mit: «Luftlandeeinheiten haben Soledar von den nördlichen und südlichen Stadtteilen her blockiert.» Zugleich wurde eingeräumt, dass die Kampfhandlungen in der Stadt weiter andauerten.

Bild: Rick Mave/SOPA Images/LightRocket via Getty Images
Bild: Rick Mave/SOPA Images/LightRocket via Getty Images

+++ Russische Söldner melden Soledar-Eroberung +++

Nach tagelangen schweren Kämpfen um die ostukrainische Stadt Soledar haben Angehörige der berüchtigten russischen Söldnertruppe Wagner die Eroberung des Ortes verkündet. Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin behauptete am Dienstagabend nach Angaben der russischen Staatsagentur Tass, dass Soledar erobert sei. Im Zentrum des Ortes sei noch eine Gruppe ukrainischer Soldaten eingekesselt. Ukrainische Militärbeobachter bezeichneten die Äußerung als «billige Propaganda». Die ukrainischen Einheiten hätten sich auf neue Positionen zurückgezogen und von einer Einschließung könne keine Rede sein. Eine offizielle Erklärung der ukrainischen Führung blieb zunächst aus. Auch das russische Militär gab dazu keine offizielle Erklärung ab.

Rund zehneinhalb Monate nach dem russischen Angriff auf die Ukraine sind die Kämpfe im Gebiet Donezk derzeit besonders heftig. Die Städte Soledar und Bachmut sind dabei von strategischer Bedeutung: Sie sind Teil des ukrainischen Verteidigungswalls vor dem Ballungsraum zwischen Slowjansk und Kramatorsk. Die Einnahme des Gebiets wäre aus russischer Sicht ein bedeutender Schritt hin zur Eroberung des gesamten Donbass - eines der Kriegsziele des Kremls.

Neben regulären russischen Truppen kämpfen bei Soledar auch verschiedene Söldner-Einheiten, darunter auch die berüchtigte Wagnergruppe. «Die Zahl der Kriegsgefangenen wird morgen mitgeteilt», wurde Prigoschin auf einem der Wagner-Kanäle auf Telegram zitiert. Dort hieß es zudem, den eingekesselten ukrainischen Soldaten sei ein Ultimatum zur Kapitulation bis Mitternacht gestellt worden. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

+++ Noch über 500 Zivilisten in Soledar +++

In Soledar halten sich aktuell noch über 500 Zivilisten auf, wie der ukrainische Militärverwalter der Region Donezk, Pawlo Kirilenko, gestern Abend mitteilte. «Einige von ihnen würden die Stadt gerne sofort verlassen, das ist wegen der intensiven Kampfhandlungen zur Zeit nicht möglich», sagte er im Fernsehen. «Solange es keinen sicheren Weg aus der Stadt gibt, gibt es keine Evakuierung.»

+++ Selenskyj bürgert prorussische Parlamentsabgeordnete aus +++

Der ukrainische Präsident Selenskyj bürgerte vier prorussische Parlamentsabgeordnete aus. «Wenn Volksvertreter beschließen, nicht dem ukrainischen Volk zu dienen, sondern den Mördern, die in die Ukraine gekommen sind, dann werden unsere Schritte angemessen sein», sagte der 44-Jährige gestern in seiner täglichen Videoansprache. Die Ausbürgerung sei gemäß der Verfassung auf Basis von Informationen des Geheimdienstes SBU und des Migrationsdienstes getroffen worden, sagte Selenskyj. «Unsere Dienste funktionieren.»

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (Bild: Anna Moneymaker/Getty Images)
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (Bild: Anna Moneymaker/Getty Images)

Der ukrainische Pass wurde dabei dem Abgeordneten Viktor Medwetschuk entzogen, der im September im Rahmen eines Gefangenenaustausches nach Russland gelangte. Die anderen drei Betroffenen werden ebenfalls im Nachbarstaat vermutet. Alle vier vertraten die nach dem russischen Einmarsch vom Februar 2022 verbotene Partei «Oppositionsplattform - Für das Leben». Bei allen vier Parlamentsabgeordneten wird eine vorhandene russische Staatsbürgerschaft vermutet. Ausbürgerungen von politisch unliebsamen Personen waren unter Selenskyjs Vorgänger Petro Poroschenko und in der Sowjetunion ein gängiges Mittel.

+++ Pentagon: Ausbildung von Ukrainern an US-Panzern in Grafenwöhr +++

Die Ausbildung ukrainischer Soldaten an den von den USA angekündigten Bradley-Schützenpanzern soll auf dem Truppenübungsplatz im bayerischen Grafenwöhr erfolgen. Das bestätigte gestern Pentagon-Sprecher Pat Ryder. Die USA hatten vergangene Woche angekündigt, im Zuge der jüngsten Waffenlieferungen an die Ukraine auch 50 Bradleys bereitstellen zu wollen.

Die Panzer sollen in den kommenden Wochen in der Ukraine ankommen, sagte Ryder. Zuvor hatte das Pentagon bereits mitgeteilt, dass rund 100 ukrainische Soldaten ab kommender Woche auf einer Militärbasis in Oklahoma am Patriot-Flugabwehrsystem ausgebildet werden sollen.

+++ Ukraine bereitet sich auf möglichen neuen Angriff auf Kiew vor +++

Das ukrainische Militär bereitet sich auf einen neuen Angriff russischer Bodentruppen aus Belarus in Richtung der Hauptstadt Kiew vor. Dazu seien bereits Abwehrstellungen im Norden des Landes vorbereitet oder verstärkt worden, teilte gestern der für die Verteidigung Kiews zuständige Generalleutnant Olexij Pawljuk mit.

Um schnelle Panzervorstöße russischer Einheiten zu verhindern, seien an allen für Panzer zugänglichen Stellen größere Minenfelder angelegt worden.