Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Samstag

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Unser Ticker ist für heute beendet. Hier können Sie die wichtigsten Ereignisse des Tages nachlesen:

  • Prigoschin stoppt nach eigenen Angaben Vormarsch auf Moskau

  • Wagner-Aufstand: Söldner schon auf halbem Weg nach Moskau

  • Putin will Aufständische um Prigoschin bestrafen

  • Selenskyj sieht Putin geschwächt

  • Auswärtiges Amt: G7-Außenminister tauschen sich über Russland aus

  • London: Briten sollen Ausreise aus Russland erwägen

  • Generalstaatsanwaltschaft: Prigoschin drohen 12 bis 20 Jahre Haft

  • Prigoschin: Wagner-Söldner haben Militärobjekte in Rostow besetzt

  • Machtkampf in Russland: FSB ermittelt gegen Wagner-Chef

Die aktuelle Newslage:

+++ Prigoschin stoppt nach eigenen Angaben Vormarsch auf Moskau +++

Der Söldnerchef Jewgeni Prigoschin hat den Vormarsch seiner Truppen auf die russische Hauptstadt Moskau nach eigenen Angaben gestoppt. «Unsere Kolonnen drehen um und gehen in die entgegengesetzte Richtung in die Feldlager zurück», sagte er am Samstag in einer von seinem Pressedienst auf Telegram veröffentlichten Sprachnachricht. Bislang sei «nicht ein Tropfen Blut unserer Kämpfer» vergossen worden, sagte Prigoschin. «Jetzt ist der Moment gekommen, wo Blut vergossen werden könnte.» Deshalb sei es Zeit, die Kolonnen umdrehen zu lassen.

Unmittelbar zuvor hatte der Pressedienst des belarussischen Machthabers Alexander Lukaschenko mitgeteilt, dass dieser Prigoschin zur Aufgabe bewogen habe. «Prigoschin hat den Vorschlag von Belarus' Präsident Alexander Lukaschenko zum Anhalten seiner Bewaffneten aus der Wagner-Truppe und weiteren Schritten zur Deeskalation angenommen», hieß es in einer Pressemitteilung des Präsidialamts der staatlichen Nachrichtenagentur Belta zufolge. Lukaschenko habe sich in Absprache mit Russlands Präsident Wladimir Putin als Vermittler eingeschaltet, hieß es weiter. Prigoschin erwähnte Lukaschenko in seiner Sprachnachricht nicht ausdrücklich.

+++ Wagner-Aufstand: Söldner schon auf halbem Weg nach Moskau +++

Bei ihrem bewaffneten Aufstand gegen die russische Führung hat die Söldnereinheit Wagner nach Behördenangaben auf dem Weg vom südrussischen Rostow am Don nach Moskau inzwischen die Region Lipezk erreicht. «Den Einwohnern wird dringend geraten, ihre Häuser nicht zu verlassen und auf Fahrten mit Verkehrsmitteln zu verzichten», schrieb der Gouverneur des Gebiets, Igor Artamonow, am Samstag auf seinem Telegram-Kanal. Die Lage sei aber unter Kontrolle. Lipezk befindet sich etwa auf halbem Weg zwischen Rostow und Moskau - rund 400 Kilometer von der russischen Hauptstadt entfernt.

Söldner der Wagner-Gruppe (Bild: REUTERS/Stringer)
Söldner der Wagner-Gruppe (Bild: REUTERS/Stringer)

Im Gegensatz zur weiter südlich gelegenen Region Woronesch gab es keine Berichte über Kämpfe. Auf Videos waren aber in den Straßengraben gekippte Lastwagen zu sehen. Sie waren offenbar eilig als Straßensperre aufgebaut worden, um die Kolonne der Söldnereinheit Wagner aufzuhalten. Auf weiteren Videos war zu sehen, wie Straßen aufgerissen und tiefe Gräben ausgehoben werden. Auch dies sollte offenbar dazu dienen, die Söldner zu stoppen. Die Echtheit der Videos konnte zunächst nicht unabhängig bestätigt werden.

+++ Kreml: Erdogan sagt Putin in Telefonat Unterstützung zu +++

Russlands Präsident Wladimir Putin hat mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan über die Lage in Russland nach dem Aufstand des Söldnerchefs Jewgeni Prigoschin gesprochen. Erdogan habe in dem Telefonat seine «volle Unterstützung der von der russischen Führung unternommenen Schritte» erklärt, teilte der Kreml am Samstag der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge mit. Das Telefonat sei auf Initiative der Türkei zustande gekommen.

Tayyip Erdogan  (Bild: REUTERS/Umit Bektas)
Tayyip Erdogan (Bild: REUTERS/Umit Bektas)

Zuvor war der monatelange Machtkampf zwischen dem russischen Militär und Prigoschin eskaliert. Der Chef der privaten Wagner-Truppe brachte nach eigenen Angaben im südrussischen Rostow am Don wichtige militärische Einrichtungen unter seine Kontrolle. In Moskau wurde daraufhin der Anti-Terror-Notstand verhängt.

+++ Putin will Aufständische um Prigoschin bestrafen +++

Russlands Präsident Wladimir Putin hat angesichts des bewaffneten Aufstands des Chefs der Söldnerarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, von «Verrat» gesprochen und zur Ausschaltung der Drahtzieher aufgerufen. Die Streitkräfte hätten den Befehl erhalten, die Organisatoren ihrer «unausweichlichen Bestrafung» zuzuführen, sagte der Kremlchef am Samstag in einer Fernsehansprache an die Nation. Russische Staatsmedien hatten berichtet, Putin habe von einer «Neutralisierung» der Drahtzieher des bewaffneten Aufstandes gesprochen. Die Formulierung fiel so allerdings nicht.

Wladimir Putin vor einer russischen Flagge
Putin will "Verräter" bestrafen (Bild: Sputnik/Gavriil Grigorov/Kremlin via REUTERS)

Putin sagte, wer Waffen erhebe und bewaffneten Aufstand organisiere, werde bestraft. Der russische Präsident forderte die Wagner-Kämpfer auf, ihre Teilnahme an kriminellen Handlungen umgehend zu beenden. Prigoschin galt bislang als Putins Vertrauter. Zugleich bestätigte Putin die Blockade wichtiger Objekte in der südrussischen Stadt Rostow am Don durch die Söldnertruppe. «Faktisch ist die Arbeit von Organen der zivilen und militärischen Führung blockiert», sagte Putin in der vom Staatsfernsehen übertragenen Ansprache ans russische Volk. Über die Lage das an die Ukraine grenzende Gebiet Rostow sagte er: «Sie bleibt schwierig.»

Die Rede des russischen Präsidenten in Auszügen

+++ Selenskyj sieht Putin geschwächt +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht in dem bewaffneten Aufstand des russischen Söldnerchefs Jewgeni Prigoschin gegen die Militärführung ein klares Zeichen der Schwäche von Kremlchef Wladimir Putin. «Die Schwäche Russlands ist offensichtlich», schrieb Selenskyj am Samstag beim Kurznachrichtendienst Twitter. «Eine umfassende Schwäche.» Je länger Russland Truppen und Söldner in der Ukraine halte, «desto mehr Chaos, Schmerz und Probleme wird es später für sich selbst haben».

Weiter sagte Selenskyj: «Lange Zeit bediente sich Russland der Propaganda, um seine Schwäche und die Dummheit seiner Regierung zu verschleiern. Und jetzt ist das Chaos so groß, dass keine Lüge es verbergen kann.» Mit Blick auf Putins Angriffskrieg gegen sein Land sagte er: «Jeder, der den Weg des Bösen wählt, zerstört sich selbst.» Der Kremlchef verachte Menschen und habe Hunderttausende in den Krieg geworfen, «um sich schließlich in der Region Moskau vor denen zu verbarrikadieren, die er selbst bewaffnet hat».

+++ Auswärtiges Amt: G7-Außenminister tauschen sich über Russland aus +++

Die Bundesregierung berät nach Auskunft des Auswärtigen Amts mit wichtigen internationalen Partnern über die Situation in Russland. Dort führt die Söldnerarmee Wagner einen gewaltsamen Aufstand durch. «Außenministerin (Annalena) Baerbock hat sich gerade mit den Außenministerinnen und Außenministern der G7 über die Lage beraten», teilte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Samstagnachmittag in Berlin mit. Zu den G7 gehören neben Deutschland auch Frankreich, Italien, Japan, Kanada, die USA und Großbritannien.

Die Bundesregierung beobachte die Entwicklungen in Russland aufmerksam, erklärte der Sprecher. Dazu tage zur Stunde der Krisenstab der Bundesregierung im Auswärtigen Amt unter Leitung von Staatssekretär Andreas Michaelis. Die Reise- und Sicherheitshinweise für Bundesbürger in Russland hatte das Ministerium bereits am Vormittag angepasst. Dort heißt es nun, die betroffenen Gebiete und insbesondere die Stadt Rostow sowie deren Umland sollten gemieden werden. «In Moskau sollten staatliche, insbesondere militärische Einrichtungen weiträumig umgangen werden. Das Stadtzentrum sollte bis auf Weiteres gemieden werden.»

+++ Scholz lässt sich über Lage in Russland «laufend informieren» +++

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) lässt sich nach Angaben eines Regierungssprechers über die Entwicklung in Russland infolge des Aufstands der Söldnertruppe Wagner «laufend informieren». «Die Lage bleibt ja recht dynamisch. Insofern beobachten wir das sehr genau und koordinieren uns auch mit unseren engsten Verbündeten», sagte der Sprecher am Samstag in Berlin. Ein Statement des Kanzlers sei derzeit nicht geplant.

+++ Selenskyj-Berater: Nächste 48 Stunden entscheiden über Russland +++

Angesichts des bewaffneten Aufstands des Chefs der Söldnerarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, hält der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak das Schicksal von Kremlchef Wladimir Putin für offen. «Die nächsten 48 Stunden werden über den neuen Status von Russland entscheiden», schrieb Podoljak am Samstag beim Kurznachrichtendienst Twitter. Möglich seien ein «ausgewachsener Bürgerkrieg», ein «ausgehandelter Machtübergang» oder auch eine «vorübergehende Atempause vor der nächsten Phase des Sturzes des Putin-Regimes».

+++ Wagner-Chef Prigoschin widerspricht Putin: «Wir sind Patrioten» +++

Der Chef der russischen Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat Präsident Wladimir Putin eine Fehleinschätzung der Lage um den bewaffneten Aufstand seiner Söldner vorgeworfen. «Der Präsident irrt sich schwer», sagte Prigoschin am Samstag in einer Sprachnachricht auf seinem Telegram-Kanal. «Wir sind Patrioten unserer Heimat.» Putin hatte die Aufständischen um seinen Ex-Vertrauten Prigoschin als «Verräter» bezeichnet.

+++ Gouverneur: Kämpfe in russischem Gebiet Woronesch +++

Angesichts des bewaffneten Aufstands der russischen Söldnertruppe Wagner melden Behörden nun Kämpfe im Gebiet Woronesch im Südwesten des Landes. «Im Rahmen einer Anti-Terror-Operation führen die Streitkräfte der Russischen Föderation auf dem Gebiet der Region Woronesch notwendige operativ-kämpferische Maßnahmen durch», schrieb Gouverneur Alexander Gussew am Samstagmittag auf Telegram. «Ich werde weiter über die Entwicklung der Lage informieren.» Unabhängig überprüfen ließen sich die Angaben zunächst nicht.

Gussew erläuterte nicht konkret, gegen wen die Armee im Gebiet Woronesch kämpft. Zuvor hatte es allerdings Berichte gegeben, dass die aufständischen Wagner-Kämpfer dort einzelne militärische Einrichtungen besetzt hätten. Das gleichnamige Gebietszentrum ist rund 470 Kilometer von der Hauptstadt Moskau entfernt. Es liegt ungefähr auf halber Strecke zwischen Moskau und Rostow am Don, wo Aufständische Militäreinrichtungen besetzt haben.

+++ London: Briten sollen Ausreise aus Russland erwägen +++

Angesichts des Aufstands der Söldnergruppe Wagner in Russland warnt die britische Regierung vor einer Ausweitung der Kämpfe auf das ganze Land. «Es gibt Berichte über militärische Spannungen im (südrussischen) Gebiet Rostow und ein Risiko weiterer Unruhen im Land», heißt es in einer Mitteilung des Außenministeriums.

Zugleich appellierte das Ministerium an Briten, die sich in Russland aufhalten, ein Verlassen des Landes in Erwägung zu ziehen. Es gebe nur wenige Flugverbindungen nach Großbritannien. «Falls Ihre Anwesenheit in Russland nicht unbedingt notwendig ist, empfehlen wir Ihnen dringend, die Ausreise über die verbleibenden kommerziellen Routen in Betracht zu ziehen.»

Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im britischen Parlament, Tobias Ellwood, sagte, der Konflikt biete eine «riesige Möglichkeit für die Ukraine, die aktuelle Meuterei und das Chaos in Russland" auszunutzen. Russland führt seit 16 Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland.

+++ London: Wagner-Aufstand «größte Herausforderung» für Russland +++

Der Aufstand der Söldnertruppe Wagner ist nach Ansicht britischer Geheimdienste für den russischen Staat die «größte Herausforderung» der jüngeren Zeit. «In den kommenden Stunden wird die Loyalität der russischen Sicherheitskräfte und insbesondere der russischen Nationalgarde entscheidend für den Verlauf der Krise sein», betonte das Verteidigungsministerium in London am Samstag. Es gebe bisher nur «sehr begrenzte Beweise» für Kämpfe zwischen Wagner und Sicherheitskräften. Dies deute darauf hin, dass einige russische Truppen wahrscheinlich «passiv» geblieben seien und Wagner nachgegeben hätten.

Mehr zu diesem Thema gibt es hier

+++ Generalstaatsanwaltschaft: Prigoschin drohen 12 bis 20 Jahre Haft +++

Russlands Generalstaatsanwaltschaft hat die Einleitung des Verfahrens gegen Söldnerchef Jewgeni Prigoschin wegen versuchten bewaffneten Aufstands gerechtfertigt. «Für so ein Verbrechen ist ein Freiheitsentzug zwischen 12 und 20 Jahren als Strafe vorgesehen», heißt es in einer Erklärung der Behörde am Freitagabend. Die Einleitung des Verfahrens durch den Geheimdienst FSB sei «legal und begründet», so die Generalstaatsanwaltschaft.

Prigoschin, der Chef der russischen Privatarmee Wagner, hatte zuvor Moskaus Militärführung einen Angriff auf seine Söldner-Einheiten vorgeworfen und mit Gegenmaßnahmen gedroht. Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu habe Wagner-Lager im Hinterland mit Artillerie, Hubschraubern und Raketen angreifen lassen, sagte Prigoschin in einer am Freitag von seinem Pressedienst auf Telegram verbreiteten Sprachnachricht. Er habe 25 000 Männer unter Befehl, die nun aufklären würden, warum solch eine Willkür im Land herrsche. «Wer versucht, uns Widerstand zu leisten, den werden wir als Bedrohung betrachten und sofort töten», drohte Prigoschin. Das russische Verteidigungsministerium bestritt einen Angriff.

Der FSB äußerte sich inzwischen ebenfalls zur Einleitung des Verfahrens. Die Äußerungen Prigoschins seien ein Aufruf zum «Beginn eines bewaffneten gesellschaftlichen Konflikts und ein Dolchstoß in den Rücken der russischen Soldaten, die mit den profaschistischen ukrainischen Kräften kämpfen», heißt es in einer Erklärung der Behörde laut der staatlichen Nachrichtenagentur Ria Nowosti. Russland hat vor 16 Monaten seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen und sich dabei zum Teil auch auf die Privatarmee Wagner von Prigoschin gestützt.

+++ Prigoschin: Wagner-Söldner haben Militärobjekte in Rostow besetzt +++

Der russische Söldnerchef Jewgeni Prigoschin hat mit seiner Truppe Wagner nach eigenen Angaben wichtige militärische Objekte in Rostow am Don im Süden Russlands besetzt. «Unter unserer Kontrolle befinden sich Militärobjekte Rostows, darunter auch der Flugplatz», sagte Prigoschin in einem am Samstagmorgen veröffentlichten Video. Er behauptete, in der Stadt in der Grenzregion zur Ukraine kontrollierten seine Kämpfer auch das Hauptquartier der russischen Armee für den Süden des Landes. Unabhängig überprüfen ließ sich das zunächst nicht. Eine Stellungnahme des russischen Verteidigungsministerium gab es nicht dazu.

Prigoschin sagte in dem Video außerdem, vom Flugplatz in Rostow starteten weiter planmäßig Kampfflugzeuge für den Krieg gegen die Ukraine. «Die Flugzeuge (...) heben planmäßig ab.» Der Chef der russischen Privatarmee Wagner, der eine zentrale Rolle bei Moskaus Krieg gegen die Ukraine spielt, hatte sich zuvor offen gegen die Militärführung gewandt.

Mehr dazu gibt es hier

+++ Machtkampf in Russland: FSB ermittelt gegen Wagner-Chef +++

In einer dramatischen Zuspitzung des Konflikts zwischen dem russischen Militär und der Privatarmee Wagner sind gegen den Söldnerchef Jewgeni Prigoschin Ermittlungen wegen eines versuchten bewaffneten Aufstands eingeleitet worden.

Jewgeni Prigoschin, Chef der Söldnertruppe Wagner, bei einer Videoansprache (Bild: Uncredited/Prigozhin Press Service/AP/dpa)
Jewgeni Prigoschin, Chef der Söldnertruppe Wagner, bei einer Videoansprache (Bild: Uncredited/Prigozhin Press Service/AP/dpa)

Dem 61-Jährigen drohen laut Generalstaatsanwaltschaft zwischen 12 und 20 Jahren Freiheitsstrafe. Prigoschin hatte gestern Abend die Militärführung beschuldigt, ein Lager seiner Söldnertruppen angegriffen und dabei viele seiner Männer getötet zu haben. Dabei drohte er mit Gegenmaßnahmen.

Mehr zu diesem Thema lesen Sie hier

Selenskyj lobt westliche Hilfe und schimpft auf Korruption

In seiner allabendlichen Videoansprache, die gestern noch vor den Ereignissen in Russland veröffentlicht wurde, bezeichnete der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Londoner Konferenz für den Wiederaufbau seines Landes als Erfolg. Es gebe langfristige Hilfsprogramme von westlichen Staaten und die Ukraine werde zunehmend als künftiges EU-Land wahrgenommen, lobte er. Zudem sei es auch gelungen, neben staatlichen Akteuren Konzerne zu beteiligen. «Etwa 500 globale, starke Unternehmen sind an Investitionen in der Ukraine interessiert», sagte Selenskyj.

Wolodymyr Selenskyj hält eine Rede
Wolodymyr Selenskyj (Bild: REUTERS/Valentyn Ogirenko)

Luftalarm in der gesamten Ukraine

In der Ukraine wurde in der Nacht einmal mehr im ganzen Land Luftalarm ausgelöst. Aus mehreren Städten gab es in der Folge Berichte über Explosionen. Im östlichen Charkiw habe es mindestens drei Einschläge gegeben, unter anderem in eine Gasleitung, woraufhin ein Feuer ausgebrochen sei, schrieb Bürgermeister Ihor Terechow auf Telegram. Aus der Hauptstadt Kiew hieß es, Raketenteile seien auf einen Parkplatz in einem zentralen Bezirk gestürzt. Die 16. Etage eines Wohngebäudes neben dem Parkplatz habe zudem Feuer gefangen, schrieb Bürgermeister Vitali Klitschko auf Telegram. Mindestens zwei Menschen seien verletzt worden.

Korrespondenten vom nationalen Rundfunk Suspilne Media berichteten zudem, dass Explosionen auch in den Städten Dnipro und Krementschuk zu hören gewesen seien. Zuletzt hatten sich die Raketen- und Drohnenangriffe vor allem auf die Hauptstadt Kiew gemehrt.

Korruptionsverdacht: Selenskyj entlässt Militärbeamten

Selenskyj forderte die Entlassung eines Militärbeamten, der sich zu Kriegszeiten Immobilien in Spanien gekauft haben soll. Einer Mitteilung des Präsidialamts zufolge wurde Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj die «unverzügliche» Anweisung gegeben, den Chef des Kreiswehrersatzamtes Odessa zu entlassen, «über den das ganze Land redet». Am Donnerstag hatte die Internetzeitung Ukrajinska Prawda berichtet, dass Familienmitglieder des Militärbeamten Immobilien für über drei Millionen Euro an der spanischen Küste und Luxusautos gekauft hätten.

Seit knapp 16 Monaten wehrt die Ukraine eine russische Invasion ab. Seitdem gelten eine Generalmobilmachung und eine Ausreisesperre für Männer im wehrfähigen Alter zwischen 18 und 60 Jahren. Viele kaufen sich jedoch bei Musterungsärzten und den Kreiswehrersatzämtern frei oder fliehen gegen Schmiergeldzahlung aus dem Land. Berichten des Geheimdienstes SBU zufolge sollen dafür jeweils mehrere Tausend Euro gezahlt werden. Gemäß der Nichtregierungsorganisation Transparency International gehört die Ukraine zu den korruptesten Länder Europas.

Bericht: Russland errichtet provisorische Brücke zur Krim

Nach der Beschädigung der wichtigen Tschonhar-Brücke vom ukrainischen Festland zur Halbinsel Krim durch Kiews Militär soll Russland dort laut Medienberichten einen Ponton-Übergang errichtet haben. Ein solche Schwimmbrücke sei auf den vom US-Unternehmen Planet Labs zur Verfügung gestellten Satellitenfotos erkennbar, berichtete ein ukrainisches Investigativteam von Radio Swoboda, dem ukrainischsprachigen Dienst des US-Auslandssenders Radio Liberty.

Die Brücke ist eine von drei Anfahrtsrouten von der russisch besetzten Halbinsel Krim ins nördlicher gelegene und ebenfalls zu Teilen okkupierte Gebiet Cherson. Sie gilt als Teil einer für die Russen wichtigen Nachschubroute, um die eigenen Truppen an der Front zu versorgen.