US-Wahlen: Worauf muss sich Deutschland gefasst machen?

Eiszeit oder Klammergriff? Ganz egal, ob Hillary Clinton oder Donald Trump die US-Wahl gewinnt: Für Deutschland wird sich einiges ändern.

Die Bundesregierung hat in dem Moment ihre bisherige Neutralität im Bezug auf den US-Wahlkampf aufgegeben, als Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump als „Hassprediger“ bezeichnete. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts in Berlin teilte danach mit, dass „Steinmeier in der Tat in der Frage nicht neutral“ sei und dies „sein gutes Recht“ sei. Bundeskanzlerin Angela Merkel äußerte sich bislang nicht zum bizarren US-Wahlkampf. Wem sie den Sieg wünscht, dürfte allerdings klar sein.

„Es würde eine Phase der Ungewissheit beginnen“

„Trump hat Merkel im Wahlkampf schon mehrmals offen angegriffen, insbesondere wegen ihrer Flüchtlingspolitik. Die Chemie zwischen den beiden stimmt nicht“, sagt der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Christian Lammert von der Freien Universität Berlin im Interview mit „Yahoo! Deutschland“. Hillary Clinton und Merkel hätten eine viel bessere Beziehung zueinander. „Clinton ist für Europa keine Unbekannte. In vielen Punkten steht sie auch in einer Linie zur Politik der Obama-Administration.“

Sollte Trump die US-Wahl am 8. November 2016 gewinnen, wären persönliche Spannungen zwischen ihm und Angela Merkel also vorprogrammiert. Doch welche Auswirkungen hätte seine Politik auf das Verhältnis zu Deutschland? „Es würde auf jeden Fall eine Phase der Ungewissheit beginnen, weil Trump beispielsweise die NATO infrage gestellt hat“, so Lammert. Das Freihandelsabkommen TTIP wäre mit Trump wohl auch endgültig vom Tisch.

„Für mehr internationale Verantwortung ist Deutschland nicht bereit“

Außerdem könnte Trumps Vorhaben, die Beziehungen zu Russland wieder zu stärken, den guten Beziehungen schaden. „Ein Ende der US-Sanktionen gegen Russland wegen der Krim-Annexion würde Bemühungen von Deutschland und der EU unterminieren, den Bürgerkrieg in der Ost-Ukraine zu beenden“, sagt Dr. Markus Hünemörder vom Amerika-Institut der Ludwig-Maximilians Universität in München im Gespräch mit „Yahoo! Deutschland“.

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Die insgesamt eher isolationistische Haltung der USA unter Trump würde von anderen Akteuren mehr internationale Verantwortung fordern. „Dafür sind aber weder Deutschland noch die EU bereit“, so Hünemörder weiter.

Das könnte zum ernsten Problem werden – auch wenn Hillary Clinton die Wahl für sich gewinnt. Denn, so ist sich der Politikwissenschaftler Lammert sicher, auch sie werde auf eine andere Lastenverteilung, vor allem im sicherheitspolitischen Bereich pochen. „Europa und insbesondere Deutschland müssen im Rahmen der Nato, aber auch für Europa mit der Forderung nach einem stärkeren Engagement rechnen.“

Trump-Sieg würde auch der deutschen Wirtschaft schaden

Dass sich ein Sieg von Donald Trump auch direkt auf die deutsche Wirtschaft auswirken würde, geht nach Informationen der „Zeit“ aus einer Analyse des britischen Beratungsunternehmens Oxford Economics hervor. Demnach könnte sein Wahlsieg das deutsche Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr um etwa einen halben Prozentpunkt reduzieren. Diese Einschätzung beruhe auf der Annahme, dass Trump seine Wahlversprechen weitgehend umsetzt.

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