USA-Korrespondent warnt bei Lanz: Ohne China in Zukunft "kein Antibiotikum mehr herstellbar"

"In den USA und teilweise auch in Europa wird kein Antibiotikum mehr herstellbar sein ohne die Zulieferstoffe aus China", befürchtete Elmar Theveßen. (Bild: ZDF)
"In den USA und teilweise auch in Europa wird kein Antibiotikum mehr herstellbar sein ohne die Zulieferstoffe aus China", befürchtete Elmar Theveßen. (Bild: ZDF)

Sind wir bereits jetzt zu abhängig von China? Ja, glaubt der ZDF-Journalist Elmar Theveßen. Bei "Markus Lanz" erklärte er, welche Gefahren drohen.

Macht der Einstieg des chinesischen Logistikunternehmens Cosco in den Hamburger Hafen unseren Bundeskanzler zum "chinesischen Helden"? Das zumindest vermutete Markus Lanz am Dienstagabend in seiner Sendung - zu Recht, wie Miriam Steimer, die live ins Studio zugeschaltete Leiterin des ZDF-Auslandsstudios für Ostasien, bestätigte: "Gewissermaßen kann man das so sagen. Es wird von den Staatsmedien zumindest als wirtschaftlich sehr guter Deal verkauft, den Kanzler Scholz möglich gemacht hat."

Olaf Scholz habe China "ein tolles Geschenk" gemacht, so Steimer weiter. Zudem konsolidiere er das deutsch-chinesische Verhältnis: "Alles Schlechte kommt in den Augen Chinas von den USA, die Deutschen hingegen werden positiv wahrgenommen." An den Vorteilen einer solchen Beziehung zweifelte unter anderem Kerstin Münstermann. "Ich weiß nicht, ob es so gut für Olaf Scholz ist, wenn er als neuer Freund Chinas betrachtet wird", warf die Leiterin des Parlamentsbüros der "Rheinischen Post" ein. Auch Karl Lauterbach (SPD) zufolge habe der Deal "symbolisch eine unvorteilhafte Komponente", doch sei es lobenswert, "in einer Welt, in der schon so viel Unfrieden und so viele Probleme sind, eine stabile, aber nicht unkritische Achse aufrechtzuhalten, wo der Handel ist."

Karl Lauterbach ist sich sicher: "All diese Wirkstoffe, die China derzeit für uns herstellt, könnten wir problemlos in Europa herstellen." (Bild: ZDF)
Karl Lauterbach ist sich sicher: "All diese Wirkstoffe, die China derzeit für uns herstellt, könnten wir problemlos in Europa herstellen." (Bild: ZDF)

Sind wir "längst erpressbar" geworden?

Dies sei "nicht dumm", erklärte der Gesundheitsminister: "Wenn wir wachsen wollen, brauchen wir China." Dass man "hier und da einen kleinen Preis zahlen" müsse für ein solches Verhältnis, sei unumgänglich. "Wir alle müssen ein zentrales Interesse daran haben, dass derzeit die Handels-, aber auch die politischen Beziehungen mit China so sind, dass wir zusammenarbeiten können", führte Lauterbach aus. Eine Absage an Cosco wäre auch angesichts der bevorstehenden China-Reise des Kanzlers zur falschen Zeit gekommen, befand der SPD-Mann.

"Tatsächlich", stelle Markus Lanz an dieser Stelle fest, "hat Karl Lauterbach da einen Punkt." Sei es nicht "in Wahrheit so, dass wir gerade an einem ganz bitteren Punkt einer deutschen Erfolgsgeschichte stehen?" Der Hamburger Hafen werde im Handel im Vergleich zu Rotterdam und Antwerpen benachteiligt, weil es dort chinesische Beteiligungen gebe. Auch in Triest und Genua sei es derzeit durch eine Zusammenarbeit mit China möglich, "massiv Kapazitäten" auszubauen. "Die bittere Wahrheit ist doch: Hatte Hamburg irgendeine Wahl? Wir sind doch in Wahrheit längst erpressbar geworden", rekapitulierte der Talkmaster - diesmal in Richtung Elmar Theveßen, Leiter des ZDF-Studios Washington.

"Ich weiß nicht, ob es so gut für Olaf Scholz ist, wenn er als neuer Freund Chinas betrachtet wird", sagte Kerstin Münstermann. (Bild: ZDF)
"Ich weiß nicht, ob es so gut für Olaf Scholz ist, wenn er als neuer Freund Chinas betrachtet wird", sagte Kerstin Münstermann. (Bild: ZDF)

Lauterbach kündigt milliardenschwere Hilfe für Kliniken an

Letzterer bestätigte, dass Deutschland sich bereits in einem Abhängigkeitsverhältnis befinde. "Als Litauen angeboten hat, ein Büro für Taiwan zu eröffnen, hat China deutschen Unternehmen wie Continental gedroht: Wenn ihr weiter in Litauen produziert, könnt ihr eure Wirtschaftsbeziehungen zu China gleich mal aussetzen", berichtete Theveßen. Dementsprechend sei vor allem im Hinblick auf die Medikamentenherstellung Vorsicht geboten. Der Journalist warnte: "In den USA und teilweise auch in Europa wird kein Antibiotikum mehr herstellbar sein ohne die Zulieferstoffe aus China."

Angesichts dieser These meldete sich schließlich Lauterbach wieder zu Wort. Er hielt dazu an, "die Kirche im Dorf" zu lassen. "All diese Wirkstoffe, die China derzeit für uns herstellt, könnten wir problemlos in Europa herstellen", versicherte der Gesundheitsexperte. Wissenschaftlich sei man nicht auf China angewiesen.

Ähnlich optimistisch zeigte sich Lauterbach übrigens auch in puncto Energiekrise - und kündigte mal eben einen acht Milliarden Euro schweren Energiestabilisierungsfond an. "Wir werden sicherstellen, dass die Krankenhäuser durch Inflation, Strom- und Gaspreise nicht in Liquiditätsprobleme kommen", versprach er in der Sendung. "In dieser Krise wird kein Krankenhaus leiden müssen." Mehr Details dazu werde es in den kommenden Tagen geben.

"Alles Schlechte kommt in den Augen Chinas von den USA, die Deutschen hingegen werden positiv wahrgenommen", berichtete Miriam Steimer. (Bild: ZDF)
"Alles Schlechte kommt in den Augen Chinas von den USA, die Deutschen hingegen werden positiv wahrgenommen", berichtete Miriam Steimer. (Bild: ZDF)