Warteschlangen zum Ferienstart: Weiter Reisechaos an den Flughäfen

Endlich wieder unbeschwert in den Urlaub fliegen – das wünschen sich viele. Doch die Realität an Europas Flughäfen sieht leider anders aus, das Chaos hält an.

Viele Reisende, zu wenig Personal

In Budapest hat sich die Zahl der Flüge mit mehr als einer Stunde Verspätung zuletzt verdoppelt. Das Gepäck wird oft erst am nächsten Tag verladen. Einige Flüge fallen ganz aus. Der Grund: Wegen steigender Corona-Infektionen und personeller Engpässe fehlen Arbeitskräfte – vor allem Sicherheitsleute beim Check-in und Verlader auf dem Vorfeld.

Und in Ungarn ist die Lage noch relativ entspannt, wie Katalin Valentínyi vom Flughafen Budapest erklärt: "Es sind vor allem die Bodenabfertigungsfirmen, die uns hier in Budapest vor Herausforderungen stellen. Sie sind alle Partner der Fluggesellschaften und unter anderem für das Einchecken, das Boarding und die Gepäckabfertigung zuständig. Bei uns hier in Ungarn sind das oft Firmen aus dem Ausland, wo es derzeit einen großen Mangel an Arbeitskräften gibt. Vor allem bei der Gepäckabfertigung. Und wenn niemand da ist, um das Flugzeug zu warten, kommt es natürlich zu Verspätungen."

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Weltweit arbeiten heute 2,3 Millionen Menschen weniger in der Luftfahrtindustrie als 2019 vor der Pandemie – und in der verbleibenden Belegschaft kommt es immer öfter zu Streiks für höhere Löhne. Allein die deutsche Lufthansa hat im Juli und August bisher mehr als 3.000 Flüge aufgrund von Personalmangel gestrichen.

Doch am schlimmsten ist die Lage in Großbritannien. Ryanair-Chef Michael O'Leary sieht die Schuld bei der Politik: "Im Vereinigten Königreich sind wir so schlecht dran wegen einer sehr dummen Entscheidung - nämlich dem Brexit. Wir können seither keine jungen Leute aus der EU für Jobs anwerben, die die Britinnen und Briten nicht machen wollen. Ich denke, dass die britischen Flughäfen noch sehr lange unter dem Personalmangel leiden werden und auf die Reisenden werden noch sehr viele Verspätungen zukommen."

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Zu spät? Deutschland will türkische Fachkräfte anwerben

Hohe Reiselust, aber kein Personal. Wie kann man dieses Dilemma lösen? Die Flughäfen fordern die Airlines auf, die Zahl der Flüge zu reduzieren - und die Maschinen nicht mehr voll zu besetzen, damit die Schlangen an den Sicherheitskontrollen endlich wieder kürzer werden.

In Deutschland steht die Ampel-Regierung in der Kritik, zu spät reagiert zu haben. Das Abfertigungschaos habe sich schon lang angekündigt, so der Vorwurf der Opposition. Um die Lage etwas zu entschärfen, will Deutschland rund 2000 Hilfsfachkräfte aus der Türkei anwerben. Doch es ist fraglich, ob das reicht. Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft mangelt es in der Luftfahrbranche an rund 7200 Fachkräften.

Video: Massiver Gepäck-Stau: Koffer stapeln sich am Flughafen London Heathrow