Warum Kanye West seine "White Lives Matter"-Shirts nicht verkaufen kann

Vor rund einem Monat sorgte Kanye West für den ersten Eklat von vielen, als er auf der Paris Fashion Week in einem "White Lives Matter"-T-Shirt auftauchte. Kurz darauf verkündete er, diese Shirts verkaufen zu wollen. Das könnte sich jedoch unmöglich gestalten - denn die Markenrechte an dem Spruch gehören zwei Aktivisten.

Kanye West will
Kanye West will "White Lives Matter"-T-Shirts verkaufen - darf er das auch? (Bild: Scott Dudelson/FilmMagic)

Das T-Shirt mit der Aufschrift "White Lives Matter" - ein Spruch, der in seinem Kontrast zu der Menschenrechtsparole "Black Lives Matter" als rassistisch gilt - war nur der Anstoß einer langen Reihe an kontroversen, fragwürdigen und teils offen antisemitischen Aktionen und Aussagen, die Kanye West, der sich nun Ye nennt, in den vergangenen Wochen losgelassen hat.

Diverse lukrative Werbedeals - unter anderem mit Adidas - hat dies den Rapper gekostet, was seinen Wert dem "Forbes"-Magazin zufolge von mehreren Milliarden Dollar auf rund 400.000 Dollar gesenkt hat. Stattdessen will "Ye" nun offenbar mit anderen Methoden Geld verdienen: In einem mittlerweile gelöschten Instagram-Post kündigte er an, "White Lives Matter"-Shirts verkaufen zu wollen.

Eine derartige Geschäftsidee könnte sich mit seinen Sympathien für rechte Strömungen durchaus lukrativ für West gestalten, doch wie es scheint, wird ihm der Verkauf solcher Oberteile nicht ohne weiteres möglich sein. Denn die Markenrechte haben sich in der Zwischenzeit andere gesichert.

Zwei schwarze Aktivisten haben die Rechte an "White Lives Matter"

Ramses Ja und Quinton Ward, zwei dunkelhäutige Radiomoderatoren aus Arizona, haben diese Rechte am 28. Oktober erstanden, wie unter anderem das Nachrichtenportal Capital B berichtet. Die beiden moderieren eine Radiosendung, die über Rassismus und Bürgerrechte aufklärt. Nun wollen sie Kanye West den Vertrieb an Artikeln mit dem Spruch verbieten.

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Ursprünglich hatte sich ein anonymer Hörer ihrer Sendung das Trademark gesichert und es den beiden Moderatoren angeboten in der Annahme, dass es bei den Aktivisten in sicheren Händen sei. Ja und Ward hätten zunächst gezögert, das Angebot anzunehmen, wie sie CNN erzählten, änderten ihre Meinung jedoch, "als sich abzeichnete, dass jemand damit erheblichen Profit machen würde". "Denn wie man sieht, hat West trotz seiner verletzenden, spaltenden und teilweise verrückten Aussagen einige fanatische Anhänger, und jedes Mal, wenn er etwas auf den Markt bringt, ist es ausverkauft", sagte Ward CNN.

Können zwei Aktivisten Kanye West wirklich stoppen?

Bislang hat sich Kanye West offenbar noch nicht bei ihnen, ihrem Unternehmen Civic Cipher oder ihrem Anwalt gemeldet. Doch Ward und Ja zeigen sich im Interview mit Capital B skeptisch, dass sie ihm auf Dauer Einhalt gebieten können. Denn die Produktion von T-Shirts mit dem Spruch könnten sie nicht verhindern. "Wir können nur Unterlassungsklagen an Leute raushauen, die diese Shirts jetzt verkaufen, aber das ist eine Monsteraufgabe, die Teams an Anwälten und Tausende an Dollarn braucht, die wir nicht haben", sagen die Aktivisten.

Sie ziehen also zwei Optionen in Betracht: Entweder sie verkaufen die Rechte an einen Interessierten für eine Millionensumme, die sie dann an eine Bürgerrechtsorganisation wie die NAACP oder die Black Lives Matter Bewegung spenden würden. Alternativ würden sie schlicht die Markenrechte an eine solche Organisation spenden.

Überrascht von Kanye Wests jüngstem Verhalten seien die beiden indes nicht. "Es ist schmerzlich, aber nicht unerwartet, denn ich weiß, dass Kanye sich schon seit geraumer Zeit in diese Richtung bewegt hat", sagte Ja.

Tatsächlich ist West schon in der Vergangenheit mit kontroversen Aussagen aufgefallen. So verstörte er 2018 mit Aussagen über die Sklaverei in den USA: "400 Jahre lang? Das klingt für mich nach eigener Wahl."

Ja sagte nun, dass er versuche, sich an den früheren Kanye West zu erinnern - denjenigen also, der Anfang der 2000er im Live-Fernsehen gesagt hatte: "George Bush schert sich nicht um schwarze Menschen." Nicht derjenige West, der den Mord an George Floyd anzweifelt und "White Lives Matter"-Shirts verkaufen will - ob er nun die Gelegenheit dazu bekommt oder nicht.

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