Aprilwetter: Ist das denn eigentlich noch normal?

image

Nicht nur für Hobby-Gärtner sind die derzeitigen Temperaturschwankungen ein Graus. Sie sorgen auch für Chaos auf den Autobahnen und nicht zuletzt drückt der ständige Wechsel zwischen Sonnenschein und Schnee ordentlich auf die Stimmung.

Doch was hat es eigentlich mit dem Aprilwetter auf sich – und dürfen wir im Mai auf etwas Beständigkeit hoffen? Dr. Guido Wolz, wissenschaftlicher Fachleiter der Regionalzentrale München, und seine Kollegen vom Deutschen Wetterdienst bringen mit ihren Antworten etwas Licht ins Dunkel!

Lesen Sie auch: Bauernregeln zu kaltem und nassem Aprilwetter

Vor fünf Minuten schien die Sonne, nun fällt Schnee. Warum zeigt sich denn ausgerechnet der April so launisch?

Zum einen ist dieser Monat geprägt durch rasche Übergänge von Witterungsabschnitten mit fast schon sommerlichen Temperaturen, aber gleichzeitig auch von Phasen, die mit Frost und teilweise Schneefall bis in die Niederungen noch winterlich ausfallen.

Wie ungewöhnlich sind die langanhaltend niedrigen Temperaturen derzeit in Deutschland?

Vom 24. bis 26. April lagen die Tageshöchsttemperaturen in Deutschland verbreitet unter 10°C, das ist für Ende April verhältnismäßig niedrig. Dennoch konnten im gleichen Zeitraum in der Vergangenheit an vielen Stationen auch schon tiefere Temperaturen gemessen werden. In der Stadt München beispielsweise wurden dieses Jahr am 24. April 7,2°C gemessen, am gleichen Tag im Jahr 1980 nur 2,9°C. In Berlin-Schönefeld war es am 26.04. nur im Jahr 1972 kälter – gestern lagen die Temperaturen bei 8,2°C, damals bei 5,7°C.

Wie genau entsteht denn dieses typische Aprilwetter?

Die Atmosphäre über Mitteleuropa befindet sich allmählich im Übergang vom Winter zum Sommer. Die nun deutlich ansteigende Sonneneinstrahlung bewirkt, dass sich das Festland nun wieder stärker erwärmen kann, während die Meere noch relativ kalt sind. In den polaren Regionen ist das Kältereservoir noch beträchtlich und somit bestehen in dieser Zeit gewöhnlich hohe Temperaturgegensätze in mittleren Breiten. Dies wiederum bewirkt eine rege Tiefdrucktätigkeit, die versucht, den Temperaturgegensatz zwischen hohen und niederen Breiten auszugleichen, was häufig eine meridionale Strömung bewirkt. Je nachdem, ob sich dann Mitteleuropa im Zustrom schon warmer Subtropenluft oder kalter Polarluft befindet, können die Witterungsabschnitte große Schwankungen aufweisen.

image

Und wann beruhigen sich diese Schwankungen wieder?

Zum Sommer hin werden die Temperaturgegensätze zwischen Pol und Äquator mehr und mehr abgebaut, denn aufgrund der immer längeren Hellphasen in den Polarregionen erwärmt sich hier die Luft und das Meer zunehmend, was zum Abschmelzen des Eises führt. Die Folge ist, dass dann die Tiefdrucktätigkeit und somit auch die meridionalen Austauschvorgänge reduziert werden.

Herr Dr. Wolz, können Sie für einen Hoffnungsschimmer sorgen? Wie steht es um die Prognosen für Anfang Mai?

Das Wetter in Deutschland wird sich weiterhin wechselhaft und überwiegend kühl, beziehungsweise mäßig warm gestalten, wenngleich die Temperaturen höhere Werte erreichen als derzeit. Die Modelle sind jedoch untereinander noch uneinheitlich, was die genaue Prognose erschwert. Insgesamt sollten die Temperaturen jedoch unter dem Klimamittel liegen.

(Interview: Hannah Klaiber / Bilder: Getty Images)

Sehen Sie auch: Das Wetter am 27. April 2016