Bayern-Neuzugang mit großem Manko

Still und heimlich hat der FC Bayern den Transfer von Hiroki Ito perfekt gemacht. Der japanische Verteidiger kommt für eine kolportierte Ablöse von 30 Millionen Euro von Vizemeister VfB Stuttgart nach München und unterschreibt dort ein Arbeitspapier bis 2028.

Ito, der in der abgelaufenen Bundesliga-Saison 25-mal in der Startelf der Schwaben stand, bringt eine entscheidende Eigenschaft mit: Der 25-Jährige kann ohne merklichen Leistungsverlust sowohl als Innenverteidiger als auch als Linksverteidiger auflaufen. Die präzisen langen Diagonalpässe mit dem starken linken Fuß sind ein Markenzeichen des Nationalspielers.

Ein weiterer Vorteil: Bei den Bayern ist Ito der einzige Linksfuß in der Abwehrzentrale. Doch - ungeachtet möglicher Abgänge - mit Dayot Upamecano, Matthijs de Ligt, Minjae Kim und Eric Dier hat er namhafte Konkurrenz. Deshalb drängt sich die Frage auf, wie gut der Neuzugang im Vergleich zu seinen künftigen Teamkollegen wirklich ist. Ein Blick auf die Daten der abgelaufenen Bundesliga-Saison von Sportec Solutions gibt Aufschluss.

Starke Passquote - aber Bayern-Stars sind besser

Dabei stechen insbesondere Itos Qualitäten mit dem Ball hervor. Der Japaner war im kontrollierten Spielaufbau der Stuttgarter - wie ihn auch die Bayern pflegen - sehr oft am Ball (93-mal pro 90 Minuten). 90 Prozent seiner Pässe fanden ihre Abnehmer - ein guter Wert im ligaweiten Ranking.

Doch beim Blick auf die Werte der Bayern-Stars fällt Ito etwas ab. Neben de Ligts beeindruckender Passquote von rund 97 Prozent erreichen auch Kim (95), Upamecano und Dier (je 93) Spitzenwerte in dieser Kategorie.

Dafür setzt Ito immer wieder wegweisende Impulse in der Offensive. Insgesamt lieferte er in der vergangenen Saison 20 Torschussvorlagen - genauso viele wie Upamecano (6), de Ligt (4), Kim (8) und Dier (2) zusammen. Außerdem bereitete der Stuttgarter zwei Treffer für Torjäger Serhou Guirassy vor, während von Bayerns zentralen Verteidigern lediglich Kim einen Assist verzeichnete.

Bayern-Neuzugang: Hier muss sich Ito steigern

Ein Treffer sollte Ito trotz seiner 18 Torschüsse aber nicht gelingen. Während er leer ausging, jubelte de Ligt zweimal, Upamecano und Kim trafen je einmal, obwohl sie alle weniger Abschlüsse als der VfB-Verteidiger verzeichneten.

Ein großes Manko von Ito wird in der Defensive deutlich, genauer gesagt bei seiner Zweikampfquote, die nicht „bayern-like“ ist. Der Stuttgarter gewann in der abgelaufenen Spielzeit nur 54 Prozent seiner Duelle.

Bei den Bayern ragt de Ligt mit 66 Prozent gewonnenen Zweikämpfen heraus. Auch Kim (61) und Upamecano (59), die im FCB-Trikot gelegentlich patzten, weisen bessere Werte auf als Ito.

Noch eklatanter fällt der Unterschied bei Luftzweikämpfen aus. Der 1,88 Meter große Ito konnte 57 Prozent seiner Duelle für sich entscheiden, während der zwei Zentimeter kleinere Upamecano stolze 73 Prozent der Zweikämpfe gewann. Auch Kim (72), Dier (70) und de Ligt (68) sind viel präsenter in der Luft als der Neuzugang vom VfB.

Bayern-Abgang? De Ligt mit Topwerten

Interessant ist zudem, dass Leverkusens Abwehrchef Jonathan Tah, dessen Wechsel zum FC Bayern immer näher rücken soll, sowohl bei der Zweikampf- (63 Prozent) als auch der Passquote (96) deutlich vor Ito liegt.

Bemerkenswert ist ebenfalls, dass Bayerns de Ligt trotz seiner Topwerte in diesen Kategorien derzeit als Abschusskandidat Nummer eins beim Rekordmeister gehandelt wird. Die Münchner wollen sich wohl aus finanziellen Gründen von einem ihrer Top-Verdiener trennen.

Hingegen lassen die soliden, aber nicht überragenden Werte von Neuzugang Ito vermuten, dass er in München eher eine (teure) Ergänzung des Kaders als eine echte Verstärkung darstellen könnte.