Bildungsspezialistin erklärt - KI wird die Schulen radikal verändern - fünf Vorhersagen

Künstliche Intelligenz im Klassenzimmer: Unser Bildungssystem hinkt hinterher – Handlungsoptionen für Eltern<span class="copyright">Getty Images/mikimad</span>
Künstliche Intelligenz im Klassenzimmer: Unser Bildungssystem hinkt hinterher – Handlungsoptionen für ElternGetty Images/mikimad

Es klingt nach Science Fiction, doch spätestens seit dem Launch von ChatGPT 4.0 ist es Realität: Künstliche Intelligenz kann inzwischen sogar Kinder unterrichten. Unser Bildungswesen ist darauf noch nicht vorbereitet. Was absehbar passieren wird – und was Eltern heute schon unternehmen können.

Ob beim Recherchieren, Songschreiben oder Videodrehen: Anwendungen künstlicher Intelligenz verblüffen uns derzeit jeden Tag aufs Neue. Auch die Bildung könnte sich radikal verändern. Meine fünf Vorhersagen:

1. Individuelle Lehrpläne für jedes Kind

Dasselbe Lehrbuch für die ganze Klasse? Dieses Konzept ist endgültig „von gestern“: Differenzierung und Personalisierung sind die Schlüssel zum Lernerfolg – und beides wird durch Künstliche Intelligenz erstmals in großem Maßstab möglich.

In Zukunft könnte KI ganz gezielt auf die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten der einzelnen Schülerinnen und Schüler eingehen. Beispielsweise könnten auf Basis einer Analyse von Lerndaten maßgeschneiderte Lernpläne entstehen, die Lerntempo und -methoden auf die oder den Einzelnen abstimmen.

2. Entlastung der Lehrkräfte von Routineaufgaben

Lehrerinnen und Lehrer stehen oft unter enormem Druck, einen qualitativ hochwertigen Unterricht zu bieten und gleichzeitig administrative Aufgaben wie das Schreiben von Zeugnissen oder das Korrigieren von Tests zu erledigen.

KI kann hier eine enorme Entlastung bringen – indem sie Routineaufgaben wie die Bewertung von Tests und Hausaufgaben übernimmt. So bleibt mehr Zeit für die Kernaufgabe: die individuelle Betreuung der Schülerinnen und Schüler. Das ist heute sicher noch Zukunftsmusik, aber das Schulsystem sollte sich darauf vorbereiten.

3. Förderung von Kreativität und Problemlösung

KI-gestützte Tools sind intuitiver als jede andere Technologie, die wir bisher kennen, und zwar einfach deshalb, weil sie immer menschlicher werden. In Zukunft könnte KI Schülerinnen und Schüler dabei unterstützen, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen und komplexe Probleme auf innovative Weise zu lösen.

Wenn dies gelingt, wird sich auch die Rolle der Lehrerinnen und Lehrer nachhaltig verändern. Sie werden sich mehr und mehr von Wissensvermittlern zu Lernbegleitern entwickeln müssen. Das erfordert Anpassungen in der Lehrkräfteaus- und weiterbildung.

4. Zugang zu hochwertigen Bildungsinhalten

KI kann den Zugang zu hochwertigen Bildungsressourcen drastisch verbessern. Durch personalisierte Empfehlungen erhalten Schülerinnen und Schüler genau die Lernmaterialien, die sie benötigen, um ihre individuellen Lernziele zu erreichen.

Diese gezielten Empfehlungen sorgen dafür, dass Lernende nicht mit unnötigen Informationen überflutet werden, sondern sich auf das konzentrieren können, was für ihren Fortschritt am relevantesten ist. Das Ergebnis: eine lernfreundliche Umgebung, die die Motivation und den Lernerfolg steigert.

5. Förderung von Zukunftskompetenzen

Je digitaler die Welt wird, umso mehr müssen Schülerinnen und Schüler digitale Kompetenzen entwickeln. Die Integration von KI in den Unterricht fördert nicht nur das technische und technologische Grundverständnis, sondern auch zum Beispiel die Fähigkeit, Daten zu analysieren und Tools effektiv zu nutzen.

Diese Kompetenzen sind in der Arbeitswelt der Zukunft von unschätzbarem Wert und bereiten die Lernenden darauf vor, in einem digitalen Umfeld erfolgreich zu sein.

Wie Eltern ihre Kinder an KI heranführen können

Bis dahin sind aber noch einige Fragen zu klären und Hausaufgaben zu erledigen. Unter anderem werden beim Einsatz von KI im Unterricht zu Recht immer wieder datenschutzrechtliche Bedenken geäußert. Auch bei der digitalen Bildung der Lehrkräfte gibt es noch einiges zu tun – ganz zu schweigen von den Lehrplänen, die noch nicht wirklich im 21. Jahrhundert und schon gar nicht im Frühjahr 2024 angekommen sind.

In der Zwischenzeit tun Eltern gut daran, ihre Kinder selbst mit künstlicher Intelligenz in Berührung zu bringen. Dazu können sie schon heute auf kindgerechte Apps und Lernspiele zurückgreifen, die spielerisch an KI und digitale Technologien heranführen – und sollten sie dazu auch ermutigen.

Gleichzeitig sollten sich Eltern über die Datenschutz- und Privatsphäre-Einstellungen entsprechender Tools informieren, um ihre Kinder bei der Nutzung von KI zu schützen. Und nicht zuletzt schadet es nicht, das Gespräch mit den Lehrkräften zu suchen und konkreten Forderungen an die Bildungspolitik Gehör zu verschaffen.

Denn KI wird unser Leben wahrscheinlich stärker verändern als das Internet oder das Smartphone. Die Chancen Künstlicher Intelligenz auch für die schulische Bildung zu nutzen, ist daher kein Luxus, sondern pure Notwendigkeit.

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