Bloß kein Schweigen: Joe Bausch will anderen Missbrauchsopfern Mut machen

Joe Bausch (71) spielt seit über 25 Jahren im Kölner 'Tatort' den Rechtsmediziner Dr. Joseph Roth. Abseits seiner Schauspielkarriere arbeitete der gelernte Mediziner 32 Jahre als Anstaltsarzt eines Gefängnisses in Werl. Da kann man schon eine interessante Autobiografie erwarten.

"Wenn die Opfer schweigen, leisten sie den Tätern Vorschub"

Doch Leser*innen von 'Verrücktes Blut: Oder: Wie ich wurde, der ich bin' werden auch geschockt sein, denn der Autor offenbart hier den jahrelangen sexuellen Missbrauch durch den Pflegesohn seiner Eltern. "Als ich sechs war, fing er an, widerliche Dinge von mir zu verlangen, gegen die ich mich, bis ich fast zehn war, aus Scham nicht wehren konnte", berichtete der Fernsehstar im Interview mit der 'Welt'. "Er wusste, dass es niemanden gab, dem ich mich hätte anvertrauen können." Der Star hat mit dem Buch gewartet, bis er in Rente ging. "Als aktiver Knastarzt hätte ich die Hosen noch nicht so runterlassen können." Aber er wollte es und vor allem wollte er anderen Opfern Mut machen. "Ich konnte gar nicht anders, als es in der ungeschminkten Form zu veröffentlichen, denn wenn die Opfer schweigen, leisten sie den Tätern Vorschub."

Joe Bausch ist immer wieder aufgestanden

Im Leben von Joe Bausch gab es ein ständiges Auf und Ab und er sagt ganz deutlich: "Bei dem, was ich mitgemacht habe, hätte ich problemlos kriminell werden können, Zuhälter, Drogenhändler. Versuche und Angebote gab es reichlich." Aber es kam nicht so, und das habe er auch seinem Vater zu verdanken. "Ich bin mindestens so oft an Lebenssituationen gescheitert, wie ich wieder aufgestanden und weiter meinen Weg gegangen bin. Diese Unermüdlichkeit, dieses ständige Sich-den-Arsch-Aufreißen, um etwas zu erreichen, lebte mir mein Vater vor." Und so machte der Fernsehstar seine Doppelkarriere als Schauspieler und als Arzt. Auch wenn er als Dr. Roth eigentlich schon pensioniert werden müsste, macht er weiter. "Das wird wohl erst kommen, wenn die beiden Kollegen nicht weitermachen wollen. Oder wenn ich zur Leiche in die Knie gehe und ohne fremde Beihilfe nicht mehr hochkomme. Dann wird es Zeit für mich", erzählte Joe Bausch dem 'Express'.

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