Boris Becker unter Tränen: "Ein Häftling wollte mich umbringen"

Fünf Tage nach seiner Entlassung aus dem britischen Gefängnis sprach Tennis-Legende Boris Becker über seine Zeit in Haft. (Bild: SAT.1 / Nadine Rupp)
Fünf Tage nach seiner Entlassung aus dem britischen Gefängnis sprach Tennis-Legende Boris Becker über seine Zeit in Haft. (Bild: SAT.1 / Nadine Rupp)

Im April 2022 wurde der ehemalige Tennisprofi Boris Becker zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Grund dafür war seine Insolvenzverschleppung. Nun - acht Monate später - gab er nach seiner Entlassung ein Exklusivinterview und sprach, teils unter Tränen, über die Zeit im britischen Gefängnis.

Boris Becker wurde vor fünf Tagen aus der britischen Haft entlassen. Am Dienstagabend stand er im "SAT.1 Spezial Boris Becker" dem Moderator Steven Gätjen Rede und Antwort. Was sofort auffiel: Der ehemalige Tennis-Superst präsentierte sich schlank, er wirkte bedrückt, saß mit deutlich dunkleren Haaren vor der Kamera. Immer mal wieder wurden in dem hochemotionalen Gespräch Pausen eingelegt, weil dem 55-Jährigen die Tränen kamen. "Ich war natürlich schuldig", gestand Becker. "Ich habe natürlich Fehler gemacht, aber nicht böswillig. Es gab nie einen vergleichbaren Fall. Also wussten wir alle nicht, wie entschieden wird."

Besonders schwergefallen sei ihm der Abschied von seiner Partnerin Lilian de Carvalho Monteiro. "Wir haben viel geweint", erinnerte er sich an seine letzten Momente in Freiheit. "Sie hat mich angeschaut und mich umarmt." Als er zu ihr meinte, dass sie nicht auf ihn zu warten brauche, habe sie geantwortet: "Hör auf! Wir sind ein Team!" Während seiner ersten Zeit im Gefängnis habe er viel mit Angst zu tun gehabt, gestand Becker - was sich später auch als berechtigt erwiesen habe. "Ein Häftling wollte mich umbringen", verriet die Tennis-Legende. Doch einige Mithäftlinge konnten ihn beschützen. Am nächsten Tag entschuldigte sich der Täter, warf sich sogar vor seine Füße, erzählte Becker. "Ich habe ihn dann umarmt", schildert er unter Tränen.

Während der Zeit im Gefängnis hatte Boris Becker Zeit zum Nachdenken und hat Wichtiges mitgenommen. "Ich habe den Menschen in mir wiederentdeckt, der ich einmal war", erklärte er im Interview mit SAT.1 (Bild: 2022 Getty Images/Chris J Ratcliffe)
Während der Zeit im Gefängnis hatte Boris Becker Zeit zum Nachdenken und hat Wichtiges mitgenommen. "Ich habe den Menschen in mir wiederentdeckt, der ich einmal war", erklärte er im Interview mit SAT.1 (Bild: 2022 Getty Images/Chris J Ratcliffe)

"Durch ihre Liebe habe ich überlebt"

Auch über den ersten Anruf mit seiner Mutter sprach Becker, "an Muttertag" sei es soweit gewesen. "Ich habe ihr gesagt, dass es mir gut geht. Das war natürlich gelogen. Aber ich wollte sie nicht beunruhigen." In den vergangenen Monaten hatte der Familienvater viel Zeit zum Nachdenken - das spürte tatsächlich jeder, der das TV-Interview am Dienstag verfolgte. "Ich habe den Menschen in mir wiederentdeckt, der ich einmal war", erklärte Boris Becker. "Ich habe eine harte Lektion gelernt. Eine sehr teure. Eine sehr schmerzhafte. Das Ganze hat mich etwas Wichtiges und Gutes gelehrt. Das Gefängnis war gut für mich." Was für ein Statement.

Der Gedanke, seine Freundin eines Tages wiederzusehen, habe ihm viel Kraft gegeben. "Durch ihre Liebe habe ich überlebt." Ein weiterer Lichtblick war der dreiseitige Brief seines Tennis-Kollegen Michael Stich gewesen. "Das hat mir Kraft gegeben", sagte Boris - dabei kamen ihm wieder die Tränen. Promi-Status für die Sport-Legende? Fehlanzeige. "Im Gefängnis bist du niemand. Ich war eine Nummer. Meine war A2923EV."

Besonders seine Freundin Lilian de Carvalho Monteiro haben Boris Becker die Zeit durchstehen können. "Durch ihre Liebe habe ich überlebt." (Bild: 2022 Getty Images/Chris J Ratcliffe)
Besonders seine Freundin Lilian de Carvalho Monteiro haben Boris Becker die Zeit durchstehen können. "Durch ihre Liebe habe ich überlebt." (Bild: 2022 Getty Images/Chris J Ratcliffe)

User-Meinung: "Ich nehme ihm seine Tränen nicht ab"

In den sozialen Medien spaltete das Interview, wie zu erwarten war, die Zuschauerinnen und Zuschauer in ihrem Urteil. "Ich nehme ihm seine Tränen nicht ab", schrieb ein User auf Twitter. "Boris hat mehr schauspielerisches Talent als alle auf dem Traumschiff". "Boris Becker wohl der einzige Dude, der auch noch seine Knastzeit vermarket", war zu lesen, und Kommentare der Marke: "Der hat nix gelernt ... null ... wie unsympathisch und selbstverliebt kann man sein".

Doch es gab auch viel Lob für den ehemaligen Tennis-Star. "Ein sehr berührendes und beeindruckendes Interview - Respekt", war unter anderem bei Twitter zu lesen. "Ehrlich, authentisch, reflektiert", hieß es. Oder: "Alles Gute auf seinem weiteren Weg!"

Der 55-Jährige soll von SAT.1, so wurde in verschiedenen Medien kolportiert, angeblich insgesamt 515.000 Euro für das Interview bekommen haben.