Forscher entwickeln neuen Test - Ein Tropfen Blut sagt Parkinson-Erkrankung 7 Jahre vor Symptomen voraus

Britische und deutsche Forscher haben einen Bluttest entwickelt, der eine Parkinson-Erkrankung vorhersagen soll.<span class="copyright">Getty Images/Image Source</span>
Britische und deutsche Forscher haben einen Bluttest entwickelt, der eine Parkinson-Erkrankung vorhersagen soll.Getty Images/Image Source

Parkinson ist eine unheilbare Krankheit. Bis zu 400.000 Menschen leiden allein in Deutschland daran. Ein neuer Bluttest könnte die neurodegenerative Erkrankung nun schon Jahre vor Auftritt der ersten Symptome vorhersagen – und sie möglicherweise verhindern.

Nach Alzheimer ist Parkinson die zweithäufigste neurodegenerative Krankheit in Deutschland. Rund 400.000 Menschen sind nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen davon betroffen.

Im Verlaufe der bislang unheilbaren Erkrankung sterben sukzessive dopamin-haltige Nervenzellen im Gehirn ab. Daraus resultiert ein Mangel an Dopamin – einem Botenstoff, der mitunter für die Bewegungssteuerung wichtig ist. Deswegen äußert sich Parkinson insbesondere durch motorische Symptome wie

  • Zittern der Arme und/oder Beine (Tremor)

  • Steifheit der Muskeln (Rigor)

  • Verlangsamte Bewegungen und

  • Gleichgewichtsstörungen.

Das Problematische: Häufig stellen Ärzte aufgrund dieser Beschwerden die Diagnose. Allerdings treten diese erst auf, wenn bereits mehr als 70 Prozent dieser Nervenzellen abgebaut sind.

Parkinson-Diagnose wird häufig erst nach Tod von mehr als 70 Prozent der Nervenzellen gestellt

Ein neuer Bluttest könnte nun mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) eine Parkinson-Erkrankung wesentlich früher aufdecken – teilweise bis zu sieben Jahre vor dem Auftreten der ersten motorischen Beschwerden. Das Testverfahren haben Wissenschaftler der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und des University College London im Zuge einer Studie entwickelt, die im Fachmagazin Nature Communications veröffentlicht wurde.

Hierfür nahmen die Forscher 99 Parkinson-Patienten sowie 36 gesunden Menschen Blut ab. Bei der Untersuchung des Bluts stellte sich heraus, dass 23 Proteine Unterschiede zwischen den beiden aufwiesen und somit möglicherweise auf eine Parkinson-Krankheit schließen lassen, also sogenannte Biomarker sind.

Dann nahmen die Wissenschaftler erneut Blutproben, diesmal von 72 Menschen mit einer REM-Schlafstörung – einem typischen frühen Symptom von Parkinson. Zu weiteren ersten Anzeichen zählen:

  • Riechstörungen

  • Sehstörungen

  • Muskel- und Gelenkschmerzen

  • vermindertes Mitschwingen der Arme beim Gehen

  • Müdigkeit

  • Unsicherheit

Bluttest deckt mögliche Parkinson-Erkrankung schon Jahre früher auf

Mit Hilfe von KI analysierten die Forscher die Blutproben auf die 23 Proteine. Das Ergebnis: Acht dieser Proteine sagten bei 79 Prozent der Risikopatienten eine Parkinson-Erkrankung vorher. Bei 16 der Probanden mit Schlafstörung bewahrheitete sich die Diagnose schon. Die anderen Studienteilnehmer begleiten die Wissenschaftler weiterhin. Der durchschnittliche Beobachtungszeitraum beträgt zehn Jahre.

„Mit der Bestimmung von acht Proteinen im Blut können wir potenzielle Parkinson-Patienten bereits mehrere Jahre im Voraus identifizieren. Medikamentöse Therapien könnten zu einem früheren Zeitpunkt gegeben werden, welches den Verlauf der Erkrankung eventuell verlangen oder ihr Auftreten sogar verhindern könnte“, sagt Michael Bartl, Erstautor der Studie und Assistenzarzt in der Klinik für Neurologie der UMG, in einer Pressemitteilung der niedersächsischen Universität.

Die Wissenschaftler wollen nun einen einfacheren Bluttest entwickeln, bei dem ein Tropfen Blut ausreicht. Möglich wäre ein Fingerstich. Die Blutprobe soll dann im Labor ausgewertet werden. Die Forscher weisen allerdings darauf hin, dass größere Studien mit mehr Probanden nötig sind, um die Aussagekraft des Tests zu bestätigen.