Gegen Zwangs-Prostitution: "Würde auch beim F*cken unantastbar"

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Stuttgart startete am Montag eine aufsehenerregende Kampagne gegen Zwangs- und Armutsprostitution. In der gesamten Stadt werben Plakate mit provokanten Sprüchen. Die Aktion richtet sich vor allem an die Freier.

Die Sprüche sind bewusst provokant formuliert und schonungslos offen: Auf großflächigen Plakaten stehen Sätze wie “Nutten sind Menschen”, “Kondome benutzt man, Frauen nicht”, “Willst Du der Mann ihrer Albträume sein?” oder “Die Würde des Menschen ist auch beim Ficken unantastbar”. Nicht nur im „Schwabenländle“ sorgt die Aktion für Aufsehen. Doch genau das ist die Absicht dahinter.

“Es geht darum, die Freier anzusprechen, direkt, offen und klar“, sagt Oberbürgermeister Fritz Kuhn von den Grünen. „Wir haben uns bewusst für Aussagen entschieden, die nichts beschönigen, nichts aussparen und nicht voyeuristisch sind. Wir wissen, dass Freier so reden, also nutzen wir auf den Plakaten auch ihre Sprache.”

Allerdings sei es naiv, zu glauben, dass käufliche Liebe so ganz abgeschafft werden könne. Doch auch und vor allem Männer, die für Sex bezahlen, müssen laut Kuhn „bestimmte Fragen des Anstands beachten und dürfen die Würde der Frauen nicht verletzen.“ Kuhns Ziel ist es, die Zwangsprostitution zu verdrängen und auf Probleme aufmerksam zu machen, flächendeckend und öffentlichkeitswirksam.

Diskussion über Menschenwürde

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Es gehe dabei nicht um eine Kampagne zum Verbot der Prostitution. Die Verantwortlichen plädieren stattdessen an das Verantwortungsbewusstsein der Freier. „Jedem Freier muss klar sein, dass Zwangs- und Armutsprostitution und Sex mit minderjährigen Prostituierten nicht zu dulden sind“, begründete der Oberbürgermeister. In Stuttgart bestehe bereits ein deutschlandweit geachtetes Netz zur Zurückdrängung der Zwangsprostitution. „Jetzt sprechen wir zusätzlich die Freier direkt an und stoßen zugleich eine Diskussion über Werte und Menschenwürde an.

Sabine Constabel, betreut und berät Prostituierten beim Gesundheitsamt. Sie glaubt: ” Die Botschaft, über die wir kontrovers diskutieren sollten, ist: Frauen haben keine Wahl, die Freier schon.“ Die Kampagne wolle klar und in aller Härte, vermitteln, dass ein Bordell keine "Wellnessoase” ist. Es soll verdeutlicht werden, dass Prostituierte “Sexarbeiterinnen” und Zuhälter deren “Manager” seien. Die Freier sollten umdenken und die Frauen als Menschen, nicht als Ware wahrnehmen.

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Die Plakate hängen ab 25. April - mit Unterbrechungen - bis Ende Mai an bis zu 260 City Lights, rund 20 Großflächen und etwa 150 Gehwegabschrankungen. Die Kampagne ist Teil des referatsübergreifenden “Konzepts zur Verbesserung der Situation der Prostituierten in Stuttgart” von der Landeshauptstadt. Zugleich wurde eine begleitende Website www.stuttgart-sagt-stopp.de freigeschaltet.

Die Stadt lässt sich die Aktion nach eigenen Angaben rund 125.000 Euro kosten. In Stuttgart arbeiten am Tag 600 Prostituierte in 156 Rotlichtbetrieben. Ein Großteil stammt aus Rumänien, Bulgarien und Ungarn.

Foto: dpa

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