Jahresrückblick 2022: Das sind die Yahoo-Personen des Jahres

2022 ist ein Jahr, in dem der Kampf um die Freiheit die Welt in Atem hält. Stellvertretend für diesen Kampf vieler rückt die Yahoo-Redaktion vier Menschen in den Fokus: die iranischen Journalistinnen Niloofar Hamedi und Elaheh Mohammadi sowie die ukrainischen Gebrüder Klitschko.

Solidarität mit den Menschen, die für die Freiheit kämpfen: Ein Herz in den Farben der iranischen und ukrainischen Flagge bei einer Demonstration in Köln. (Bild: Ying Tang/NurPhoto via Getty Images)
Solidarität mit den Menschen, die für die Freiheit kämpfen: Ein Herz in den Farben der iranischen und ukrainischen Flagge bei einer Demonstration in Köln. (Bild: Ying Tang/NurPhoto via Getty Images)

Man könnte sagen, sie tun einfach ihren Job. Niloofar Hamedi ging in Teheran in ein Krankenhaus, recherchierte zu einem Fall und fotografierte. Und Elaheh Mohammadi schrieb darüber. Eigentlich nichts Besonderes, würden die beiden nicht in einer Diktatur leben. Bezahlt haben beide für ihre Arbeit mit Gefängnis, wo sie immer noch einsitzen.

Rund 3000 Kilometer oder 40 Autostunden entfernt harren zwei Brüder aus. Der eine regiert eigentlich nur seine Stadt. Und der andere hilft ihm dabei, aber ihr Kiew ist eine angegriffene und umkämpfte Stadt. Und das macht das Leben und die Arbeit alles andere als normal.

Einen Monat nach dem Überfall russischer Streitkräfte halten Vitali und Wladimir Klitschko im März in Kiew im Freien eine Pressekonferenz ab. (Bild: REUTERS/Sergiy Karazy)
Einen Monat nach dem Überfall russischer Streitkräfte halten Vitali und Wladimir Klitschko im März in Kiew im Freien eine Pressekonferenz ab. (Bild: REUTERS/Sergiy Karazy)

Die vier machen nichts Selbstverständliches. Hamedi und Mohammadi könnten einfach den Mund halten, über den Taubenzüchterverein Teherans berichten. Und die Klitschkos könnten sich nach Monaco absetzen und ihr aus dem Boxsport angesammeltes Vermögen zählen. Doch die vier haben einen Unterschied gemacht. Das macht sie zu Personen des Jahres 2022.

Hamedi schreibt eigentlich über Sportthemen, ist Fußballfan. Dann aber machte sie sich im September auf ins Kasra-Krankenhaus, wo sie Mahsa Amini fand – die junge Frau war von der Sittenpolizei verhaftet und erschlagen worden, weil ihr Haar nicht „ordentlich genug“ versteckt gewesen war. Natürlich fabulierten die Behörden etwas von einer Erkrankung. Hamedi aber fotografierte die im Koma liegende Amini, und auch ihre Eltern, wie sie sich vor Trauer umarmten. Diese Fotos lösten mit die Revolte aus, die gerade im Iran gegen die Diktatur und für Freiheit anhält. Damit zog sich Hamedi den Zorn des Apparats zu. Ohne Anklage wird sie gefangen gehalten, es heißt: Sie sei von ausländischen Mächten in Kriegsführung ausgebildet worden; billige Lügen eines Systems, das Freiheit nicht mag.

Eine Frau verweist bei einer Demonstration im französischen Toulouse auf die Inhaftierung von Niloofar Hamedi. (Bild: Alain Pitton/NurPhoto via Getty Images)
Eine Frau verweist bei einer Demonstration im französischen Toulouse auf die Inhaftierung von Niloofar Hamedi. (Bild: Alain Pitton/NurPhoto via Getty Images)

Der Preis der Freiheit

Ähnlich erging es Hamedis Kollegin Mohammadi. Sie machte sich auch auf, sie fuhr gen Norden in die kurdische Stadt, in der Amini gewohnt hatte. Der investigative Bericht verbreitete sich im nu. Die Reaktion des Systems war die gleiche wie bei Hamedi.

Engagement für die Freiheit kann viel kosten. Im Fall der beiden Frauen vielleicht ihr Leben. Die Revolte im Iran hatte den Anlass, dass die Diktatur Frauen vorschreibt, wie sie sich zu bewegen haben – und bei „Überschreitung“ straft. Aber nun geht es um viel mehr, der Schleierzwang ist nur die Spitze eines Eisbergs aus lauter Unfreiheit.

Die Gebrüder Klitschko dagegen leben in einem halbwegs freien Land. Die Demokratie ist zwar nicht weltrekordverdächtig, Korruption grassiert, aber es gibt die freie Meinungsäußerung, freie Entfaltung der Persönlichkeit – wäre da nicht ein Nachbarstaat, der aus fiesen Motiven heraus dem Staat der Klitschkos den Krieg erklärt hat. Was Russlands Diktator Wladimir Putin mit der Ukraine vorhat, versteckt er nicht: Der Staat soll weg, in einen Vasallenstatus, die ukrainische Identität zerstört werden. Dagegen wehrt sich die große Mehrheit der ukrainischen Bevölkerung, weil sie die Unfreiheit, die von Putin ausgeht, Meilen gegen den Wind riecht.

Das Gute wiegt schwer

Vitali und Wladimir Klitschko, Niloofar Hamedi und Elaheh Mohammadi haben sich für den schwierigen Weg entschieden, für den ohne Sicherheit in der Zukunft. Es kann böse für sie enden. Aber ihre Courage und ihre Zuversicht strahlen aus. Sie bezeugen, dass Freiheit und Demokratie besser sind als alles andere, das mit ihnen zu konkurrieren versucht. Opposition in Moskau? Versucht es mal. Oder die angeblich so effiziente Coronapolitik im diktatorischen China? Fällt gerade in sich zusammen.

Den vier ist ein gutes Jahr 2023 zu wünschen. Dann wird es auch ein gutes Jahr für ihre Länder. Und damit auch für unseres.