Kunden halten sich zurück - Vier Gründe, warum der Wärmepumpen-Absatz einbricht – und Ölheizungen gefragt sind

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Heizungsbauer Michael Weber klärt über Wärmepumpen auf.REISSER AG

Im Jahr 2024 werden so wenige Wärmepumpen verkauft, dass viele Hersteller bereits Kurzarbeit eingeführt haben. Die Bundesregierung wird dafür verantwortlich gemacht, da sie trotz des Gebäudeenergiegesetzes nicht genug unternimmt.

Was ist passiert?

Im ersten Quartal 2023 ist der Absatz von Heizungen insgesamt deutlich eingebrochen. Von rund 306.000 Geräten im Vorjahr ging es um 29 Prozent auf nur noch 217.500 zurück. Besonders stark ist der Einbruch bei Wärmepumpen mit 52 Prozent auf rund 46.000 Anlagen. Noch stärker fiel der Absatz von Biomasse-Anlagen, also etwa Pellet-Heizungen, mit 81 Prozent. Gasheizungen, die immer noch den größten Marktanteil haben, verkauften sich um rund 17 Prozent schlechter. Als einzige Heizungsart legten Ölheizungen um 27 Prozent auf 27.500 Anlagen zu.

Die Zahlen stammen aus dem Mai und vom Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH). Inzwischen hat sich die Situation aber nicht gebessert. Die drei größten deutschen Hersteller von Wärmepumpen, Viessmann, Stiebel Eltron und Vaillant haben für ihre Wärmepumpen-Bereiche Kurzarbeit angemeldet. Der Bundesverband rechnet für 2024 nur noch mit einem Absatz von knapp 200.000 Wärmepumpen. Ursprünglich war mit 500.000 geplant worden.

Warum bricht der Absatz von Heizungen ein?

Dass 29 Prozent weniger Heizungen als im Vorjahr installiert wurden, überrascht nicht. Heizungen werden in der Regel in Neubauten eingebaut oder bei Sanierungen ersetzt. Doch der Markt für beides ist in der Krise. So wurden im ersten Quartal dieses Jahres 22 Prozent weniger Neubauten genehmigt als ein Jahr zuvor. Entsprechend gehen auch die Käufe von Heizungsanlagen zurück. Besonders betroffen von diesem Rückgang sind Wärmepumpen, die laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2023 mit Abstand am beliebtesten waren. 76,3 Prozent aller Neubauten wurden im vergangenen Jahr überwiegend damit beheizt.

Die Flaute auf dem Wohnungsmarkt ist aber nicht der einzige Grund für den Einbruch. Hinzu kommt, dass viele Förderprogramme der Bundesregierung in diesem Jahr ganz weggefallen sind oder ein geringeres Volumen haben. Ohne Förderung ist aber nicht nur der Neubau, sondern auch die Sanierung teuer - zu teuer, so dass viele sie lieber aufschieben, wenn sie nicht akut sein muss.

Warum bricht der Absatz von Wärmepumpen und Biomasse-Heizungen stärker ein?

Dass klimafreundliche Heizungen sogar schlechter im Absatz performen als fossile Energieträger, hat drei Gründe. Einer wurde oben bereits genannt: Solche Heizanlagen werden vermehrt in Neubauten installiert, deren Zahl stark zurückgegangen ist.

Die Heizungsbauer selbst weisen auf einen zweiten wichtigen Grund hin: die Politik. „Was rund um die Wärmepumpe passiert ist, ist an Dramatik nicht zu überbieten. Eine Technologie, die nachweislich effizienter ist und Vorteile hat, wurde kaputt geredet. Was an Mythen verbreitet wurde, an Polarisierung und Populismus stattgefunden hat, hat mich fassungslos gemacht“, sagte etwa Max Viessmann, Chef der gleichnamigen Hersteller, Anfang Mai in einem Interview mit der Wirtschaftswoche. Die ewig langen Diskussion um das Gebäudeenergiegesetz und die dazu passenden Fördertöpfe, dann das Chaos um den Bundeshaushalt 2024 haben zu Verunsicherung bei Hausbesitzern geführt, ob eine Wärmepumpe oder Biomasse-Heizung jetzt tatsächlich der richtige Schritt ist.

Und es gibt noch einen dritten, statistischen Grund: 2023 verzeichnete die Wärmepumpenbranche einen Rekordabsatz. Rund 330.000 Geräte wurden verkauft. Wie sich jetzt herausstellt, wurden nicht alle dieser Geräte installiert. Stattdessen pushten Händler und Installateure die Zahlen mit zahlreichen Bestellungen für Geräte, die jetzt unbenutzt gelagert werden. Tatsächlich könnten dieses Jahr also mehr als die erwähnten 46.000 Wärmepumpen verbaut worden sein – sie stammen eben nur aus dem Bestand.

Erzwingt das Gebäudeenergiegesetz nicht den Einbau von Wärmepumpen?

Seit dem 1. Januar ist das Gebäudeenergiegesetz in Kraft. Es verpflichtet Hauseigentümer, bei Neubauten oder Sanierungen eine Heizungsanlage einzubauen, die zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben wird. Abgesehen von Hybridlösungen bedeutet dies faktisch ein Verkaufsverbot für Gas- und Ölheizungen. Erstere haben aber immer noch einen Marktanteil von 64 Prozent, letztere wachsen auf niedrigem Niveau.

Das liegt daran, dass das Gebäudeenergiegesetz noch nicht überall gilt. Neubauten sind generell betroffen, bei Sanierungen nur Wohnbauten und öffentliche Gebäude. Lagerhallen, Werkstätten und andere gewerbliche Gebäude sind nicht betroffen. Wirklich verboten ist der Einbau von Ölheizungen erst ab 2026. Ansonsten greift das Gesetz nur dort, wo es bereits eine kommunale Wärmeplanung gibt. Verpflichtend ist dies bisher nur in Baden-Württemberg, Hamburg, Hessen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Alle anderen Bundesländer hinken in unterschiedlichen Stadien hinterher. Laut Bundesbauministerium haben erst 21 Prozent der Kommunen einen Wärmeplan oder sind dabei, einen zu erstellen.

Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Hausbesitzer in 79 Prozent der deutschen Kommunen noch in diesem Jahr jede Heizung einbauen können, die sie wollen. Für fossile Energieträger gibt es zwar keine Förderung mehr, dennoch ist eine neue Gasanlage in der Installation oft günstiger als zum Beispiel eine Wärmepumpe. Hinzu kommt, dass die Gaspreise inzwischen wieder auf dem Niveau von 2021 liegen - auch für Wärmepumpen gibt es also keinen starken finanziellen Anreiz mehr.

Warum werden mehr Ölheizungen verkauft?

Trotzdem mutet es seltsam an, dass der Absatz von Ölheizungen im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr um 27 Prozent gestiegen ist, obwohl Ölheizungen mit 12,5 Prozent nur einen kleinen Teil des Marktes ausmachen. Dazu muss man wissen, dass Ölheizungen nicht flächendeckend eingebaut werden, sondern eine Nische besetzen. Das sind ländliche Gebiete, in denen es kaum Anschlüsse an das Gas- oder Fernwärmenetz gibt. Hier bleibt den Hausbesitzern nur die Wahl zwischen Ölheizungen einerseits und Wärmepumpen oder Biomasseanlagen andererseits. Da Ölheizungen günstiger sind und der Heizölpreis im Vergleich zum Vorjahr um rund 20 Prozent gesunken ist, während bei den teuren Wärmepumpen eine unklare Fördersituation besteht, schlägt das Pendel immer häufiger in Richtung Ölheizung aus.

Verstärkt wird dieser Trend noch dadurch, dass generell viele Hausbesitzer derzeit noch eine fossile Heizung einbauen lassen, bevor sie das Gebäudeenergiegesetz in einigen Jahren beim Austausch zum Einbau einer klimafreundlichen Anlage zwingt.

Brechen die Wärmepumpen-Absätze nur in Deutschland ein?

Auch wenn wir bisher nur nationale Gründe für die Entwicklung genannt haben, steht Deutschland damit nicht allein. Bereits 2023 ging der Absatz von Wärmepumpen in Europa laut Branchenverband EHPA um rund 5 Prozent zurück. Das war aber immer noch der zweithöchste Wert in der Geschichte. Für 2024 zeichnet sich ein weiterer Rückgang ab. Die Gründe sind allerdings ähnlich wie in Deutschland. So nennt der schwedische Hersteller NIBE die hohen Bauzinsen und den damit verbundenen Einbruch der Neubauzahlen als Hauptgrund. Auch die deutschen Hersteller haben deshalb Kurzarbeit angeordnet. Schließlich leben sie nicht nur vom Absatz in Deutschland, sondern auch vom Export ins Ausland. Doch auch dort sind Wärmepumpen derzeit weniger gefragt.

Wie geht es weiter?

2024 könnte ein schwieriges Jahr für Wärmepumpen und Biomasseanlagen werden, aber langfristig ist ihr Siegeszug kaum aufzuhalten. Mit jedem Jahr steigen die deutschen und europäischen CO2-Preise und die Zahl der Kommunen in Deutschland mit verbindlicher Wärmeplanung. Auch die Fördersituation in Deutschland wird sich wieder verbessern.

Den Herstellern kann es nicht schnell genug gehen. Sie haben Milliarden Euro in den Ausbau ihrer Kapazitäten investiert, die sich jetzt auszahlen müssen. Der BDH wünscht sich daher vor allem eine Aufklärungskampagne der Bundesregierung. Diese sollte die wirtschaftlichen und technischen Vorteile der Wärmepumpe hervorheben und mit vielen Mythen und Missverständnissen aufräumen.

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