Die letzte Rettung der Korallen - Warum verzweifelte Wissenschaftler jetzt auf Hurrikane hoffen

Tornado, Hurrikan oder Orkan? So unterscheiden sich Stürme<span class="copyright">iStock / Elen11</span>
Tornado, Hurrikan oder Orkan? So unterscheiden sich StürmeiStock / Elen11

Die beispiellose Hitze der Ozeane hat die schlimmste Korallenbleiche aller Zeiten ausgelöst - ein Korallenmassaker, das so schwerwiegend ist, dass Riffexperten auf eine der zerstörerischsten Naturgewalten hoffen, als aller letzte Rettung: Hurrikane.

Seit Januar 2023 sind 72 Prozent der weltweiten Riffgebiete von Hitzestress betroffen, der zu Korallensterben führt. Die aktuelle Korallenbleiche übertrifft die 65,7 Prozent der letzten globalen Bleiche von 2014 bis 2017, wie aus den neuesten Daten der NOAA hervorgeht, die CNN vorliegen. Wissenschaftler hoffen nun auf die aller letzte Rettung: Hurrikane.

Am schlimmsten hat es die Korallenriffe im Atlantik getroffen, erklärt Derek Manzello, Koordinator des Coral Reef Watch der National Oceanic and Atmospheric Administration gegenüber dem US-Sender. Auch er hofft auf die letzte Rettung der Korallen durch Hurrikane: „Ein gut getimter tropischer Sturm oder Hurrikan kann den hitzegestressten Korallen die dringend benötigte thermische Entlastung bringen.“

Warum verzweifelte Wissenschaftler jetzt auf Hurrikane hoffen

Denn: Hurrikane wirken wie riesige Wärmesauger im Ozean, die warmes Wasser und feuchte Luft aufnehmen, um sich zu verstärken. Dabei kühlen die Stürme den Ozean entlang ihrer Zugbahn nicht nur durch die Aufnahme von Wärme, sondern auch dadurch, dass sie kalte Wassermassen aus der Tiefe an die Oberfläche bringen.

Ein von einem Hurrikan abgekühltes Meeresgebiet kann sich mehr als 400 Meilen vom Zentrum des Sturms ausdehnen, sagen Experten wie Michael Manzello. „Das bedeutet, dass Stürme einen positiven Effekt auf hitzegestresste Korallen haben können, sofern sie sich nicht in der direkten Schadenszone befinden“, erklärt Manzello.

„Ein Hurrikan, ein Sturm oder auch nur eine Woche mit Wolken und Regen kann diesen Ökosystemen eine dringend benötigte Atempause verschaffen, wenn sie über einen längeren Zeitraum unter Stress stehen“, sagt Dana Wusinich-Mendez, Teamleiterin für den Atlantik und die Karibik im Korallenriff-Schutzprogramm der NOAA. „Seit der Erwärmung im Juli letzten Jahres gab es kaum eine Pause, also werden wir jede Unterbrechung nutzen, die wir bekommen können.

Extrem warmes Wasser in allen Meeren macht die vierte globale Korallenbleiche zur schwersten bisher<span class="copyright">The Ocean Agency / stock.adobe.com</span>
Extrem warmes Wasser in allen Meeren macht die vierte globale Korallenbleiche zur schwersten bisherThe Ocean Agency / stock.adobe.com

Hurrikane würde nur kurze Erholungspause liefern

Allerdings hat die Erwärmung der Ozeane inzwischen ein solches Ausmaß erreicht, dass einige Wissenschaftler bezweifeln, dass Hurrikane überhaupt noch so effektiv sein können. „Wir wissen, dass die stressauslösenden Temperaturen sehr tief reichen“, sagte Marilyn Brandt, Professorin am Center for Marine and Environmental Studies der University of the Virgin Islands, gegenüber CNN. Brandt, die 2005 zusammen mit Michael Manzello eine Studie über die positiven Auswirkungen von Hurrikanen auf gebleichte Korallen verfasste, betonte, dass selbst ein massiver Sturm nicht mehr den gleichen Abkühlungseffekt wie früher haben könnte, da die Temperaturen heute so hoch und tief im Wasser verankert sind.

In der Vergangenheit reichten Hurrikane der Kategorie 1 und 2 aus, um das Wasser abzukühlen und die Korallenbleiche einzudämmen. Heute könnte ein stärkerer Sturm nötig sein, um den gleichen Effekt zu erzielen, so Brandt. Außerdem sei die Linderung nur von kurzer Dauer, etwa eine Woche. Eine vollständige Erholung von der Bleiche könne Jahre dauern.

„Zu diesem Zeitpunkt wird es für die Korallen so schwierig, sich von den aufeinanderfolgenden Bleichereignissen zu erholen, dass alles, was das Wasser abkühlt, wahrscheinlich helfen wird“, sagt Brandt. „Selbst wenn die Korallen durch Stürme geschädigt werden, hilft es, das Wasser abzukühlen.“

Alarmierende Korallenbleiche in den Weltmeeren

Die aktuelle Korallenbleiche wird durch eine Rekordwärme im Ozean verursacht, die durch die globale Erwärmung angeheizt und durch einen „Super-El Niño“ verstärkt wird. Dieses natürliche Klimamuster ist durch überdurchschnittlich warme Meerestemperaturen im tropischen Pazifik gekennzeichnet.

Korallen reagieren auf die extreme Hitze, indem sie ihre symbiotischen Algen abstoßen, die ihnen Farbe und Nahrung liefern. Dieser als Bleichen bekannte Prozess tritt auf, wenn das Wasser zu lange zu warm bleibt. Kühlt das Wasser nicht schnell genug ab, können die Korallen verhungern und absterben.