Nach 30 Jahren ohne Identität: Mann erinnert sich wieder

Jahrzehntelang galt der Kanadier Edgar Latulip als vermisst. 1986 war der damals 21-Jährige mit dem Bus von seiner Heimatstadt Kitchener im Bundesstaat Ontario zu den Niagarafällen aufgebrochen. Doch von dort kehrte er nie wieder zurück. Fast 30 Jahre später konnte die Polizei den Fall nun aufklären.

Latulip soll bei seiner Reise im nur 130 Kilometer entfernten Ort St. Catharines gestürzt und sich dabei eine Kopfverletzung zugezogen haben. Er sei in diesem Moment „seiner Erinnerungen und seiner Identität beraubt worden“, zitierte der TV-Sender CNN den ermittelnden Polizeibeamten Phil Gavin.

In der damaligen Vermisstenanzeige wurde Latulip als geistig beeinträchtig beschrieben, soll sich auf dem Stand eines 12-Jährigen befunden haben. Doch der junge Mann lebte laut Polizei die ganze Zeit weiterhin in St. Catharines – jedoch ohne zu wissen, wie er heißt. Im Januar dann die Überraschung: Während eines Termins mit einer Sozialarbeiterin konnte sich Latulip plötzlich an seinen Namen erinnern.

Der heute 51-jährige Mann nannte ihr seinen vollständigen Vor- und Nachnamen, der von den Behörden sofort überprüft wurde. So stießen die Beamten auf die Vermisstenanzeige und mehrere Zeitungsartikel, die sich mit dem Verschwinden des jungen Mannes vor 30 Jahren beschäftigt hatten.

Nach endgültigem Abgleich seiner DNA, kontaktierten die Polizeibeamten Latulips Mutter. Sie sei überwältigt gewesen und sehr aufgeregt, so Ermittler Gavin. Schließlich sei sie 30 Jahre davon ausgegangen, ihr Sohn sei entführt worden oder verstorben. Noch haben sich die beiden aber nicht wieder gesehen. Polizei und Behörden arbeiten derzeit an einer sanften Zusammenführung der Familie. Edgar müsse die Ereignisse erst einmal verdauen. „Natürlich geht das an die Nerven,“ sagte Gavin.

(Bild: North American Missing Person Network)