Seoul reagiert mit Lautsprecher-Durchsagen auf Müll-Ballons aus Nordkorea

Als Reaktion auf neue Müll-Ballons aus Nordkorea hat Südkorea seine Lautsprecher-Durchsagen in Richtung des kommunistischen Landes wieder aufgenommen. (Handout)
Als Reaktion auf neue Müll-Ballons aus Nordkorea hat Südkorea seine Lautsprecher-Durchsagen in Richtung des kommunistischen Landes wieder aufgenommen. (Handout)

Als Reaktion auf neue Müll-Ballons aus Nordkorea hat Südkorea seine Lautsprecher-Durchsagen in Richtung des kommunistischen Landes wieder aufgenommen. "Das südkoreanische Militär hat am Nachmittag eine Lautsprecher-Durchsage ausgeführt", teilte am Sonntag der Generalstab mit. Die Schwester des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un, Kim Yo Jong, drohte Seoul daraufhin eine "neue Antwort" an und warnte vor einer "sehr gefährlichen Situation".

Die Wiederaufnahme der Durchsagen an der Grenze zum Nachbarland war zuvor vom südkoreanischen Präsidialamt angekündigt worden. Die Verantwortung für die "Eskalation der Spannungen" zwischen beiden Ländern liege "allein beim Norden", hieß es in einer in Seoul veröffentlichten Erklärung. Das Vorgehen Pjöngjangs habe die nun angekündigte Gegenmaßnahme nötig gemacht. Ob es weitere Ausstrahlungen geben werde, "hängt völlig von Nordkoreas Aktionen ab", erklärte der Generalstab.

Kim Yo Jong, eine der wichtigsten Stimmen der Führung in Pjöngjang, sagte laut der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap, wenn Südkorea "sich auf die Flugblatt-Verbreitung und Lautsprecher-Provokationen an der Grenze einlässt, werden sie ohne Zweifel unsere neue Antwort erleben". Die Lautsprecher-Durchsagen seien "ein Vorspiel für eine sehr gefährliche Situation".

Experten hatten zuvor gewarnt, der Schritt Südkoreas, die auf den Koreakrieg (1950 bis 1953) zurückgehenden Lautsprecher-Durchsagen wieder aufzunehmen, könne die Spannungen zwischen beiden Ländern weiter verstärken.

Nordkorea hatte seit Samstag nach Angaben der südkoreanischen Armee erneut mehr als 300 an Ballons befestigte Müllsäcke über die Grenze geschickt. Etwa 80 Müllsäcke seien "in unserem Gebiet niedergegangen, und in der Luft ist derzeit nichts zu erkennen", erklärte Südkoreas Generalstab am Sonntag. Analysen zeigten, dass die Säcke mit Altpapier und Plastik gefüllt seien und "keine sicherheitsgefährdenden Substanzen" enthielten.

Die Stadtverwaltung von Seoul und die Behörden der umliegenden Provinz Gyeonggi hatten am Samstag per Textnachricht die Einwohner vor den Ballons gewarnt. Seouls Bürgermeister Oh Se Hoon bezeichnete die Aktion im Onlinedienst Facebook als "minderwertige Provokation gegen unsere zivilen Gebiete".

Nordkorea hatte in den vergangenen Wochen bereits hunderte Ballons mit Müll über die Grenze geschickt. In den Müllsendungen waren unter anderem Zigarettenstummel, Plastik, Stoff- und Papierreste sowie wohl auch Tiermist enthalten. Südkorea setzte daraufhin ein Militärabkommen mit Nordkorea aus dem Jahr 2018 aus. Das Abkommen zielt darauf ab, die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel abzubauen und eine unbeabsichtigte Eskalation zu vermeiden, insbesondere entlang der stark befestigten Grenze.

Seoul hatte das Militärabkommen bereits im vergangenen Jahr teilweise ausgesetzt, nachdem Pjöngjang einen Spionage-Satelliten ins All gebracht hatte. Die Aussetzung ermöglicht Südkorea die Wiederaufnahme von Schießübungen und von Propagandakampagnen über Lautsprecher entlang der Grenze.

Südkoreanische Aktivisten hatten als Reaktion auf die Müll-Ballons in den vergangenen Wochen Dutzende Ballons mit K-Pop-Aufnahmen, Dollarscheinen und Flugblättern mit Kritik an Nordkoreas Machthaber Kim in Richtung Norden steigen lassen und damit Pjöngjang verärgert.

ck/yb