„Mit offenen Armen empfangen“ - Schotten erobern Köln und verraten, was sie an Deutschland lieben

Die feierwütigen Schotten bei ihrem Fanmarsch durch Köln.<span class="copyright">IMAGO/Vitalii Kliuiev</span>
Die feierwütigen Schotten bei ihrem Fanmarsch durch Köln.IMAGO/Vitalii Kliuiev

Achtung, die Schotten kommen! Schon jetzt erobern sie die Herzen im Sturm und sind selbst auch begeistert vom Gastgeberland Deutschland.

Bereits zwei Tage vor dem Aufeinandertreffen zwischen Schottland und Schweiz bestimmten vor allen Dingen die Anhänger in ihren Röcken und Kilts das Geschehen in der Innenstadt von Köln.

Die 1:5-Pleite im Eröffnungsspiel gegen Deutschland war schon längst verdaut. Denn auch dort starteten die Anhänger der „Bravehearts“ extrem laut und stimmungsvoll. Einzig ihr Team wollte nicht ganz mithalten. Und so gab es schon zumindest während des Spiels einen leichten Partykater.

Schotten außer Rand und Band. <span class="copyright">IMAGO/Vitalii Kliuiev</span>
Schotten außer Rand und Band. IMAGO/Vitalii Kliuiev

Doch wenige Tage später ist es zurückgekehrt - das Lächeln der zahlreich angereisten Schotten. Köln bietet für die feierwütigen und trinkfesten Anhänger - häufig auch als „Tartan Army“ bekannt - die perfekte Symbiose. Wie bereits in München stecken sie die Bewohner mit ihrer Einstellung und Freude an.

Schotten erobern Köln und feiern zu Tausenden mit Fans

Dabei können sie nicht nur laut und stimmungsvoll sein, sondern auch hilfsbereit. In den sozialen Medien ging ein Video viral, das zwei schottische Anhänger zeigt, wie sie einer Frau im strömenden Regen den Regenschirm halten, damit sie selbst beide Hände an ihrem Rollator hat.

Rührend und zugleich ein tolles Zeichen an alle Fans, die mehr Wert auf Randale und Krawall setzen. Die Schotten können sich fernab der Ergebnisse als Gewinner der EM bezeichnen. Das oftmals skandierte „No Scotland, no party“ ist bekannt.

Eine besondere Form der Völkerverständigung gab es zudem am Spieltag selbst zu bestaunen. Der komplett in Blau gefärbten Domplatte voller schottischer Anhänger wurde musikalisch eingeheizt. Die Kölner Karnevalsband „Kasalla“ gab ein spontanes Konzert inklusive einer Humba.

Die Fans tobten, feierten und freuten sich an den musikalischen Klängen, ohne dabei auch nur ein Wort zu verstehen. Manchmal braucht es gar nicht mehr als schöne Klänge.

Auch der Fanmarsch zum Kölner Stadion wurde erneut zum absoluten Highlight. Begleitet von Dudelsackklängen wurden ständig neue Lieder und Fangesänge angestimmt. Unter den Anhängern befanden sich auch zwei Männer Mitte 30, die bereits in München dabei waren.

Die Klatsche hatten sie verdaut und sagten selbstbewusst: „Heute schlagen wir die Schweizer. Wir wollen noch länger im Turnier bleiben.“ Warum wollen sie noch länger bleiben? „Die Deutschen haben uns mit offenen Armen empfangen. Sie sind super freundlich und trinken auch mit uns.“

Diese Gastfreundschaft habe ihre Erwartungen klar übertroffen. Schöne Worte, die auch absolut ehrlich rüberkamen. Es scheint, als hätten viele Schotten die Tipps ihres Landsmannes Darek Rae beherzigt, der als die englische Stimme der Bundesliga gilt und die Spiele schon seit Jahrzehnten begleitet.

Rae ist sehr häufig in der Domstadt und gab seinen Landsleuten den Rat, das Kölner Bier Kölsch immer brav leer zu trinken. Man bekäme vom „Köbes“ (Kölner Ausspruch für Kellner) stets ein Neues gebracht. Ohne Bestellung und ohne extra ins Lokal zu gehen. Welch Luxus! Und diesen nutzten die Briten voll und ganz aus. Die Kölner Wirte erfreuten sich über den hohen Kölsch-Absatz und viele Partys.

Ein perfektes Match! Egal, wie weit die Schotten bei diesem Turnier kommen werden, eines ist Gesetz: Die Stuttgarter dürfen sich auf die „Tartan Army“ freuen. Denn dort steigt das letzte Gruppenspiel gegen Ungarn. Vielleicht geht es ja noch weiter. Allein diesen fanatischen Anhängern wäre es zu wünschen.