Paul Walker: Darum wurde er zur Legende

Um als Legende zu gelten, müssen mehrere Bedingungen erfüllt sein: eine tragische Geschichte mit einem eben dazu passenden Ende, große Popularität und eine Herkunft, die für eine gute Story geeignet ist. Nicht hinter jedem dieser Punkte lässt sich bei Paul Walker ein Haken setzen, doch im Zweifelsfall übertünchen die erfüllten Faktoren die schwächer ausgemalten Bilder. Seit seinem Tod hat sich ein bemerkenswerter Erinnerungskult um den toten Mimen entwickelt.

Die Mystifizierung seines Todes

Das Phänomen Paul Walker ist untrennbar mit der zunehmenden Bedeutung des Internets verbunden. Innerhalb von Tagen nach seinem Tod am 30. November 2013 entstand über die sozialen Netzwerke und Foren ein Erinnerungs-Orkan, der in Ausläufern bis heute anhält. Verschwörungstheorien entstanden, Gerüchte wurden in die Welt gesetzt, sein Tod gedeutet. Schnell wurden Vergleiche mit anderen spektakulären Todesfällen gezogen. So dauerte es nicht lange, bis der Name James Dean und dessen tragischer Tod 1955 in einem Porsche (!) in allen möglichen Berichten auftauchte. Völlig zu Unrecht meinten die einen. Schließlich sei Walker, bei allem Respekt, doch weit davon entfernt gewesen, ein Charakterdarsteller zu sein. Andere vertraten die Meinung, dass abgesehen von der Parallelität der Todesumstände - junger gutaussehender Schauspieler, schnelles Auto, Unfall -, die Unterschiede gar nicht zu groß waren. Schließlich hatte Dean ja auch nicht unbedingt eine große Reihe preisgekrönter Leistungen vorgelegt. Bei Google fand man Walkers Namen noch monatelang unter den beliebtesten Suchanfragen. Andere Prominente, die ihr Leben ließen, wie etwa Philip Seymour Hoffman, immerhin Oscar-Preisträger, wurden längst nicht so oft gegoogelt. Nachrichten, die in Zusammenhang mit Walkers Tod stehen, interessierten die Menschen hingegen noch lange. Paul Walker ist heute um einiges berühmter als vor seinem Tod, als ihn allenfalls Fans der "Fast and Furious"-Reihe kannten. Der frühe Tod machte aus einem durchschnittlichen Schauspieler eine Legende.

Paul Walker und seine Familie

Zuletzt meldete sich sein Vater Paul Senior zu Wort und berichtete, dass sich seine Familie noch immer nicht von Pauls Tod erholt habe. Vor allem aber - und auch solche Geschichten tragen zur Legendenbildung bei - hatte Paul angeblich vor seinem Tod beschlossen, sich aus dem bunten Leben in Hollywood zurückzuziehen und auch seine Leidenschaft für Autos zu zügeln. Sein Sohn habe ernsthafte Pläne verfolgt, "seinen Ruhm gegen ein ruhiges Leben einzutauschen", so Walker Senior. Stein des Anstoßes soll seine mittlerweile 15-jährige Tochter Meadow gewesen sein, die er in ihrer Entwicklung als "kluge und schöne" Teenagerin begleiten wollte. Der Schauspieler hat sein gesamtes Vermögen seiner Tochter vermacht. Zwei Monate nach dem schrecklichen Unfall hieß es, dass umgerechnet 18,5 Millionen Euro an seine Alleinerbin gehen, sobald diese 18 Jahre alt wird. Trotz seines unbestritten guten Aussehens, was ihn wohl zum Fixstern mancher Mädchenzimmer werden ließ, galt Walker eben als freundlich, eher bescheiden, vor allem als Familienmensch. Aufgewachsen war er mit zwei Brüdern und zwei Schwestern, von der Mutter seiner Tochter lebte er getrennt. Diese Familie und vor allem eben seine Tochter waren ihn weit wichtiger als Glamour.

Die Trauer

Noch heute besuchen Fans von Walker und der "Fast and Furious"-Reihe den Unfallort, an dem der Sportwagen, in dem Walker starb, an einem Mast zerschellte und in Flammen aufging, um dort Walker zu gedenken. So wird der Ort immer mehr zur Pilgerstätte. Aber auch in den Netzwerken und im Internet trauern Fans von Walker und der Reihe "Fast and Furios" weiter. Vor allem taten sich die Kollegen des Schauspielers hervor. Allen voran Vin Diesel, der bereits am Unfallort zu den Fans sprach. Er postet auf Facebook bis heute Fotos von sich und Walker oder erzählt von gemeinsamen Erlebnissen. Für Diesel war der Verlust seines Weggefährten nach eigener Aussage "ein totaler Schock, der mich monatelang einfach nur gelähmt hat". Die Medien greifen solche Worte auf, die Erinnerung an Walker wird so weiter aufrecht erhalten. Dass auf solche Züge gerne auch noch Trittbrettfahrer aufspringen, ist bekannt. So wurden nach dem Tod Nachrichten in Netzwerken abgesandt, die angeblich von seiner Tochter stammten. Was schnell als Fake entlarvt wurde. Denn trotz der großen Aufregung hielt sich Meadow immer aus dem Rampenlicht heraus. Später hat dann Pauls Social-Media-Team jeweils ein Facebook-, Twitter- und Instagram-Profil für die 15-Jährige angelegt. Nicht um Meadow berühmt zu machen, sondern um "Betrüger-Profile zu bekämpfen, die ständig angelegt werden", wie das Team bekannt gab.

Walker, der Auto-Liebhaber

Viele Promis nennen sich Auto-Enthusiasten, auf nur wenige traf und trifft das wirklich zu: Schauspiellegende Steve McQueen, Ex-Talkmaster Jay Leno und eben auch Paul Walker. Wenn er etwas in seinen "Fast an Furious"-Filmen nicht spielen musste, dann seine Begeisterung für schnelle Fortbewegungsmittel mit vier Rädern. Einem Stuntman die Autoszenen in seinen Filmen überlassen? Keine Chance. Hierzulande sagt man über Menschen wie ihn, dass sie Benzin im Blut haben. Seine Garage, eher eine Halle, war stets gut gefüllt mit Autos. Autos, die nicht nur gesammelt wurden, sondern vor allem auch bewegt. Er pflegte seine Lieblinge, reparierte sie selbst (soweit er das konnte), kaufte und verkaufte. Legendär ist ein Video seiner Autosammlung, das, ohne den Besitzer der Kollektion zu nennen, in einer Sendung gezeigt wurde. Erst später wurde bestätigt, dass es sich um Walkers Fuhrpark handelte. Jedem Auto-Fan geht bei diesem Video das Herz auf, der Rundgang durch die Halle löst öfter den "Will ich haben"-Reflex bei Betrachtern aus. Wenn er sich neben seiner Familie irgendwo geborgen gefühlt hat, dann wohl am Steuer eines Autos. Umso tragischer, dass er hier, zwar auf dem Beifahrersitz, aber eben im Auto, den Tod fand. Wie damals auch sein Freund Jim Torp bemerkte: "Er liebte die Geschwindigkeit, er liebte Autos, er musste so sterben. Er starb in einem schnellen Auto an der Seite eines Freundes."

Die Tragik seines Todes

Nach dem Unfall kamen die Medien kaum damit nach, sich mit verschiedenen Thesen zur Unglücksursache für den Unfall zu überbieten. War der Porsche von Walkers Freund Roger Rodas, der am Steuer des Supersportwagens saß, fehlerhaft? Hatten sie ein Straßenrennen ausgetragen? Waren Drogen im Spiel? Die Lösung des Rätsels war wie so oft naheliegend. Weder trug Porsche Schuld an dem Unfall, noch nahm der Wagen an einem illegalen Rennen teil oder war Alkohol im Spiel. Überhöhte Geschwindigkeit, eine der häufigsten Unfallursachen überhaupt, war der Grund für den Crash. Statt erlaubten runden 70 km/h war der Wagen mit gut 150 Sachen in Santa Clarita bei Los Angeles unterwegs. Warum der Fahrer des Porsche Carrera GT die Kontrolle über den Wagen verlor, konnte jedoch nicht abschließend geklärt werden. Was dafür sorgen wird, dass die Spekulationen wohl nicht so schnell enden werden.

Geldmaschine "Fast and Furious"-Reihe

Die "Fast and Furious"-Reihe hatte vor Walkers Tod ihre besten Zeiten hinter sich, trotz des treuen Stamm-Publikums. Bei der Ankündigung Anfang Dezember 2013, die Reihe trotz des Todes von Walker mit dem siebten Teil fortzusetzen, war den Machern aber dann wohl bewusst, dass die erfolgreichsten Filme erst noch kommen könnten. Auch deswegen wurde vor wenigen Wochen bekannt, dass die Studios noch drei weitere Teile abdrehen werden. Solch ein weites Vorausplanen erlauben sich die Macher nur, wenn abzusehen ist, dass die Cashcow noch ordentlich zu melken ist. Dass der siebte Teil der Serie überhaupt fertig gestellt worden konnte, verdanken die Produzenten auch den Brüdern Walkers. Nach seinem Unfalltod halfen Caleb (36) und Cody (25) den Machern von "Fast and Furious 7" aus und sprangen bei den noch nicht abgedrehten Szenen Walkers für ihn ein.