Nach schwacher Leistung im TV-Duell - Könnten die Demokraten Biden noch absägen?

US-Präsident Joe Biden hat bei der TV-Debatte gegen seinen Kontrahenten Donald Trump keine gute Figur gemacht.<span class="copyright">Gerald Herbert/AP</span>
US-Präsident Joe Biden hat bei der TV-Debatte gegen seinen Kontrahenten Donald Trump keine gute Figur gemacht.Gerald Herbert/AP

Angesichts der schwachen Leistung Joe Bidens im TV-Duell mit Donald Trump kommt Unruhe bei den Demokraten auf: könnte Biden noch durch einen anderen Kandidaten ersetzt werden?

Die erste TV-Debatte zwischen Donald Trump und Joe Biden hat erneut Fragen aufgeworfen, ob der Präsident Spitzenkandidat der Demokraten für die Präsidentschaftswahl bleiben kann. Angesichts seiner teilweise wirren Ausführungen mehren sich laut „Bloomberg“ Bedenken über seine Kampagnenfähigkeit und Gesundheit auch im eigenen Lager. Der 81-jährige Biden versicherte dennoch, im Rennen zu bleiben. Dennoch hat das TV-Duell zu Spekulationen geführt, ob es realistische Alternativen für die Demokraten gibt, falls Biden sich entscheiden sollte, doch nicht zu kandidieren.

Biden im Abwärtstrend: Die Debatte als Wendepunkt

David Axelrod, ehemaliger Wahlkampfstratege von Präsident Barack Obama, äußerte sich besorgt auf CNN: „Er wurde stärker, je länger die Debatte dauerte, doch da hatte die Panik bereits eingesetzt.“ Axelrod deutet weiter an, dass nun Diskussionen über Bidens Zukunft anstünden. „NBC News“ berichtet ähnlich und zitierte einen demokratischen Abgeordneten mit den Worten: „Das Beste, was ich für Joe Biden tun kann, ist so zu tun, als hätte ich die Debatte nicht gesehen.“

Die Möglichkeit, Biden zu ersetzen, wäre kompliziert, da er bisher kaum parteiinterne Gegenwehr erfahren hat und bereits 99 Prozent der erforderlichen Delegiertenstimmen für sich gewonnen hat. Ein historisches Beispiel für einen Rückzug bietet Präsident Lyndon B. Johnson, der 1968 unter dem Druck der Vietnamproteste von einer erneuten Nominierung absah. Doch im Gegensatz zu Johnson, der seine Entscheidung im März bekannte, steht Biden bereits als Kandidat fest. Eine Revolte auf dem Nominierungsparteitag wäre theoretisch möglich, aber höchst unwahrscheinlich, da die Delegierten größtenteils aus Bidens Anhängerschaft kommen.

Kamala Harris als mögliche Nachfolgerin?

Sollte Biden nach der Nominierung zurücktreten, würde die Entscheidung für einen Nachfolger dem Democratic National Committee obliegen. Als natürliche Nachfolgerin wird oft Vizepräsidentin Kamala Harris genannt. Andere in Betracht kommende Kandidaten, die Biden bislang unterstützten und sich öffentlich nicht gegen ihn stellten, sind der Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom, der Gouverneur von Illinois, J.B. Pritzker, und die Gouverneurin von Michigan, Gretchen Whitmer.

Auch finanziellen Aspekte spielen laut „Bloomberg“ eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Bidens Kampagne und die Partei hatten Ende Mai 212 Millionen Dollar zur Verfügung. Diese finanziellen Mittel würden einer Nachfolgekandidatin wie Harris zustehen, wobei andere Kandidaten wohl von Grund auf neu starten müssten. Die Demokraten haben bereits rund 346 Millionen Dollar in Bidens Wiederwahl investiert. Die Auswahl eines neuen Kandidaten könnte erhebliche zusätzliche Kosten bedeuten, um einen neuen Namen bei den Wählern zu etablieren.

Demokratische Einheit trotz Bedenken

Trotz aller Bedenken stellen sich demokratische Amtsträger und Parteioffizielle überwiegend hinter Biden. Gouverneur Newsom betonte, die Partei stehe „voll und ganz hinter Biden“. Diese Loyalität spiegelt sich auch in den Parteistatuten wider und macht es nahezu unmöglich, einen Kandidaten gegen seinen Willen zu ersetzen. Sollten jedoch wichtige Parteimitglieder das Vertrauen in Biden verlieren, könnten „NBC News“ zufolge die Delegierten auf dem nationalen Parteitag geschlossen die Abstimmung verweigern. Eine solche Maßnahme würde jedoch eine Abkehr von gängigen Prozeduren bedeuten und könnte die Partei spalten.