Skandal erschüttert Tories kurz vor Parlamentswahlen - Nutzen britische Politiker Insiderwissen für Wetten aus?

Der britische Premierminister Rishi Sunak spricht am 21.06.2024 während eines Besuchs bei einem Badausstatter im Rahmen des Wahlkampfs in Rhyl.<span class="copyright">Aaron Chown/PA Wire/dpa</span>
Der britische Premierminister Rishi Sunak spricht am 21.06.2024 während eines Besuchs bei einem Badausstatter im Rahmen des Wahlkampfs in Rhyl.Aaron Chown/PA Wire/dpa

Eigentlich konnte es für die in Umfragen abgeschlagenen britischen Konservativen von Premier Sunak kaum noch schlechter kommen - meinte man. Doch knapp zwei Wochen vor der Wahl geht es weiter bergab.

Der Skandal bei den britischen Konservativen um Wetten auf den Termin für die Parlamentswahl weitet sich weiter aus. Einem Bericht der Zeitung „Times on Sunday“ zufolge geriet ein weiteres Mitglied des Wahlkampfteams von Premierminister Rishi Sunak ins Visier von Ermittlungen der Glücksspielkommission.

Der Chef für Datenstrategie der Tories, Nick Mason, habe sich beurlauben lassen, bestätigte die Partei dem „Times on Sunday“-Bericht zufolge. Fehlverhalten stritt er einem Sprecher zufolge jedoch ab.

Vorwürfe gegen mehrere Personen

Es ist bereits der vierte Fall dieser Art. Zuvor hatte sich bereits Wahlkampfchef Tony Lee eine Auszeit genommen, nachdem Wetten seiner Frau auf den Wahltermin angeblich zum Gegenstand der Ermittlungen geworden waren.

Auch ein Parlamentarischer Staatssekretär und ein Personenschützer aus dem Umfeld Sunaks sollen auf den Wahltermin gewettet haben. Mehreren britischen Medien zufolge soll es noch etliche weitere Ermittlungen wegen Wetten auf den Wahltermin geben.

Insiderwetten können mit bis zu zwei Jahren Haft bestraft werden

Wettbetrug durch Insiderwissen ist der „Sunday Times“ zufolge in Großbritannien eine Straftat, die mit bis zu zwei Jahren Haft geahndet werden kann. Für die Konservative Partei, die in Umfragen ohnehin abgeschlagen ist hinter der Labour-Opposition, sind die Fälle aber vor allem politisch potenziell sehr schädlich.

Die Partei werde umgehend handeln, falls sie dabei Fehlverhalten von Mitgliedern oder Mitarbeitern feststelle, und neue Erkenntnisse der zuständigen Aufsichtsbehörde übergeben, kündigte Sunak am Montag bei einem Wahlkampftermin in Edinburgh an. Die Gambling Commission spreche nicht über die Verdächtigen, sagte Sunak. Ihm sei aber „kein anderer Kandidat bekannt“, gegen den ermittelt werde.

Wettskandal als schwerer Rückschlag im Wahlkampf für die Tories

Zuvor war bekanntgeworden, dass ein konservativer Abgeordneter und enger Mitarbeiter von Sunak 100 Pfund (118 Euro) gewettet hatte, dass die Parlamentswahl im Juli stattfindet - wenige Tage, bevor der Premier überraschend den 4. Juli als Termin festgelegt hatte. Erwartet worden war die Abstimmung erst für Herbst.

Die Opposition rief Sunak auf, die Verdächtigen umgehend zu suspendieren. Auch aus der Konservativen Partei wurden Forderungen laut, der Regierungschef müsse schnell und hart durchgreifen. Für die Tories sind die Fälle im heißen Wahlkampf ein weiterer Rückschlag.