Busemann: "Medaillen nicht der Maßstab"

Busemann: "Medaillen nicht der Maßstab"
Busemann: "Medaillen nicht der Maßstab"

Nach dem Debakel bei der WM in Budapest prognostiziert der frühere Olympia-Zweite Frank Busemann der deutschen Leichtathletik eine düstere Zukunft. "Die Zeiten, dass wir zweistellige Medaillenzahlen erringen, sind vorbei. Und die werden wir auch nicht mehr erleben – außer wir werden 180 Jahre alt", sagte der ehemalige Zehnkämpfer der Münchner Abendzeitung. "Realistisch" seien "zwei bis vier Medaillen" bei künftigen Weltmeisterschaften.

Die internationale Konkurrenz sei enteilt, das Prädikat "Made in Germany" habe nicht nur in der Leichtathletik "seinen Glanz sehr verloren", sagte der 48-Jährige zwei Tage nach dem Ende der WM, bei der Deutschland erstmals ohne Medaille geblieben war: "In Zukunft müssen wir in der deutschen Leichtathletik wohl nicht mehr Medaillen als Maßstab nehmen, ob die Leistung gestimmt hat, sondern ob ein Athlet an seine persönliche Bestmarke herangekommen ist."

Für die Unterlegenheit der Deutschen machte Busemann vielfältige Gründe aus. Die finanzielle Unterstützung des Sports und damit einhergehend die Rahmenbedingungen seien nicht auf gutem Niveau. Zudem würden Kinder und Jugendliche in Deutschland nicht an Wettkämpfe gewöhnt: "Wie soll man lernen, dass sich Leistung lohnt, wenn Leistung nicht anerkannt wird? Es ist nicht schlimm, wenn jeder versteht, dass außergewöhnliche Leistungen auch außergewöhnlich honoriert werden."

Es sei "nicht schlimm, wenn ein Kind mal weint, weil es nicht bei den Besten ist", sagte Busemann. Mit diesem aus seiner Sicht laschen Umgang "schafft man keine Siegertypen." Im Vergleich seien die US-Amerikaner "knüppelhart, wenn der Weltrekordler bei der internen Meisterschaft nicht performt, ist er bei der WM nicht dabei. Da lernst du Härte."

Es sei falsch, wenn es in Deutschland keine Beurteilung für Sport bei Kindern gebe: "Wenn du in Mathe alles falsch gerechnet hast, wirst du auch nicht gestreichelt und dir gesagt, du hast aber ganz toll Zahlen reingeschrieben, das war wirklich großartig. Nein, falsch ist falsch – und scheiße ist scheiße. In der Mathematik genauso wie im Sport."