"Inspirierend" - Wunderkind brilliert bei WM

Zurzeit ist kein Kraut gegen die U19-Nationalmannschaft der Färöer Inseln gewachsen. Das mussten auch die deutschen Handball-Junioren jüngst feststellen. Sie verloren bei der WM in Kroatien mit 28:30 gegen den kleinen Inselstaat. Dort bewies Óli Mittún einmal mehr, warum er als eines der größten Talente des Welt-Handballs gilt.

Sage und schreibe 13 Mal netzte er gegen die bis dato sattelfeste deutsche Defensive, die einfach keine Lösung für den 1,85m-Mann fand.

Trotz seiner jungen Jahre hat sich der Färinger bereits als Tormaschine etabliert, die schon auf der internationalen Bühne für Furore gesorgt hat.

Färinger überzeugt bei U18-EM

Der größeren Öffentlichkeit zeigte er sein Talent im vergangenen Jahr bei der U18-Europameisterschaft. Er war der Leader der Mannschaft, die am Ende auf Platz neun landete und damit Top-Nationen wie Island, Frankreich oder Slowenien hinter sich ließ.

Garant des Erfolgs waren die Tore von Mittún, der mit 80 Treffern der mit Abstand beste Torschütze des Turniers war. Der Italiener Tommaso De Angelis kam als Zweiter auf 61 Buden.

„Es ist sehr, sehr selten, dass wir einen Spieler sehen, der einen so großen Unterschied macht. Er ist ein inspirierender Spieler“, lobte ihn sein Nationaltrainer Peter Bredsdorff-Larsen beim dänischen Sender TV2.

Dabei besticht der Mittelmann nicht unbedingt durch seine Größe, sondern ist „der Spieler mit der größten Schnelligkeit“, wie Bredsdorff-Larsen erklärte.

Mittún sorgt bei EM-Qualifikation für Furore

Um sein Spiel zu verbessern, entschied sich der 18-Jährige im vergangenen Jahr zu einem Wechsel zum IF Sävehof - und damit zu dem Team, bei dem mit Landsmann Elias Ellefsen a Skipagotu ein weiteres Super-Talent unter Vertrag stand.

Dort zeigte sich der junge Mann unbeeindruckt von der teils deutlich älteren Konkurrenz. Mit seiner Unbekümmertheit war er teamintern mit 73 Treffern der viertbeste Werfer. Dabei profitierte er aber auch von einer Knie-OP seines Landsmannes, der normalerweise seine Position eingenommen hätte.

Da ist es wenig überraschend, dass Bredsdorff-Larsen ihm bereist im vergangenen Jahr zum Debüt in der Herren-Nationalmannschaft verhalf.

Dort fasste er ebenfalls schnell Fuß und war in der EM-Qualifikation ein wichtiger Faktor. Im Heimspiel gegen Österreich waren es nicht zuletzt seine je sieben Tore und Assists, die fast zur Überraschung gereicht hätten. Am Ende hieß es 28:30 aus Sicht der Gastgeber.

„Er ist auch eine große Inspirationsquelle für viele andere Spieler“, meint sein Nationaltrainer, der auch wegen Mittún die historische erste Qualifikation des Landes für ein Handball-Großevent feiern durfte.

Mittún sagt Dänemark ab

Zwischendurch schielte sogar der große Nachbar aus Dänemark auf das Supertalent. Dadurch dass die Färöer Inseln zur dänischen Krone gehören, wäre ein Nationenwechsel durchaus möglich gewesen.

Für den jungen Mann war dies jedoch kein Thema. „Das würde ich nie tun. Ich komme von den Färöer Inseln und möchte unbedingt mein eigenes Land vertreten. Und ich denke, das Niveau auf den Färöern wird immer höher“, sagte er im vergangenen Sommer bei TV2.

Damit dürfte er durchaus Recht haben, denn seine Heimat sorgt derzeit für viel Wirbel im Jugendbereich. Bei der U21-WM in Deutschland erreichte das Land den siebten Rang - die beste Platzierung jemals.

Führt Mittún die Färöer Inseln ins WM-Halbfinale?

Diese Platzierung kann Mittún in diesen Tagen in Kroatien sogar nochmal steigern. Bei der WM ist er mit bislang 54 Toren mal wieder bester Werfer des Turniers und verhalf seinem Team zum Einzug ins Viertelfinale.

Dort wartet am Donnerstag Ägypten, die sich im Turnierverlauf bisher nur Spanien geschlagen geben mussten. Dann wollen sie es besser machen als ihre U21-Kollegen, die vor wenigen Wochen knapp gegen Serbien am Halbfinaleinzug gescheitert waren.

Mit einem solchen Top-Talent wie Mittún in den Reihen scheint dieses einst so tollkühne Ziel näher zu sein als gedacht. Für den 18-Jährigen wäre es der größte Erfolg seiner bisher jungen Karriere.