Syrische Flüchtlinge entwickeln Deutschland-App

Zwei junge Syrer entwickeln in Frankfurt eine App für Flüchtlinge, um sich in Deutschland besser zurecht zu finden.

„Die ersten paar Monate waren schlimm“, sagt der 25-jährige Wesam Alfarawti in sehr gutem Deutsch. Wenn er krank war, konnte er dem Arzt nicht erklären, was wehtut. Er wusste nicht, wie man sich zu einem Sprach-Kurs anmeldet und bei jedem Behördengang war er sich sicher: Jetzt unterschreibe ich gerade meine Abschiebung. Insbesondere die Sprachschwierigkeiten machten dem jungen Syrer stark zu schaffen.

Diese holprige Ankunft in Deutschland möchte er anderen Menschen ersparen. Deswegen entwickeln er und sein Freund Ahmed Abdelhamed, 21, jetzt eine App für Ausländer und Flüchtlinge, die dabei helfen soll, sich in Deutschland besser zurecht zu finden. Die Idee dazu kam den beiden Syrern kurz vor Weihnachten, als sie sich bei der Ehrenamtsagentur “Freiwillig” der Arbeiterwohlfahrt (AWO) kennenlernten.

Wie finde ich Zahnarzt, Sportverein und Deutschkurs?

Wesam Alfarawti ist sich sicher: Hätte er so etwas vor 15 Monaten gehabt, als er in Frankfurt ankam – vieles wäre ihm leichter gefallen. Die App soll ihre Nutzer in verschiedenen Bereichen unterstützen: Wo finde ich einen Zahnarzt und wie kann ich dort einen Termin machen? Wo ist der Sportverein? Was muss ich tun, um studieren zu können? Der Clou an ihrem Projekt: Den Nutzern soll nicht nur digital geholfen werden – bei komplexeren Problemen wollen Alfarawti und Abdelhamed auch per SMS zur Verfügung stehen.

Deutsch hat Alfarawti selbst lange Zeit per YouTube-Videos und mit den “Teachers on the Road” gelernt. Wie man jetzt hört, hat das zwar gut geklappt – aber auch diese Aufgabe soll die App übernehmen, bis die Neuankömmlinge einen festen Platz im Sprachkurs gefunden haben. Interaktiv und mit kleinen Filmchen soll sie die deutsche Sprache auf Englisch, Türkisch, Französisch und Arabisch erklären.

Mit dem Projekt haben die Beiden sich ganz schön was vorgenommen – aber technisch sollte es kein Problem darstellen: Ahmed Abdelhamed kennt sich schon seit seiner Schulzeit in Syrien bestens mit Java aus. Finanziell wird es nicht ganz günstig: Rund 10,000 Euro wird das Projekt kosten. Unterstützt werden die jungen Männer durch Fundraising der AWO Frankfurt – aber auch über Spenden freuen sich die Beteiligten.

Wenn Alfarawti gerade keine Apps bastelt, möchte er bald eine Ausbildung zum Buchhalter beginnen. Dazu muss er nur noch seinen Deutschkurs für Fortgeschrittene abschließen.

Foto: AWO

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