Talk bei Lanz über AKK, Zucker und hohe Berge

Bei Markus Lanz diskutieren Julia Klöckner, Robin Alexander, Jörg Blech und Hans Kammerlander. Foto: ZDF und Markus Hertrich
Bei Markus Lanz diskutieren Julia Klöckner, Robin Alexander, Jörg Blech und Hans Kammerlander. Foto: ZDF und Markus Hertrich

Kaum zu glauben: Es kann tatsächlich Spaß machen, die Talkshow von Markus Lanz anzuschauen. Wenigstens zum großen Teil. Und gelernt hat man dabei auch noch was. Und noch überraschender: Dieses Mal lag es nicht nur an den Gästen, sondern ein Stück weit auch an Lanz’ Fragen. Kurz zusammengefasst: es ging um AKK, Zucker und sehr hohe Berge.

Zu Gast waren:

Julia Klöckner: CDU-Politikerin
Robin Alexander: Journalist und Buchautor, berichtet für die Welt
Jörg Blech: Wissenschaftsjournalist und Sachbuchautor, berichtet für den Spiegel
Hans Kammerlander: Extrembergsteiger

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Der Charme der AKK

Am Wochenende fand die erste CDU-Klausurtagung unter Annegret Kramp-Karrenbauer statt. Klöckner war dabei, erlebte die neue Vorsitzende erstmals als Parteichefin.

„Was macht sie anders?“, fragt Lanz nun die CDU-Politikerin.
„Sie definiert sich nicht im Anders, sondern im Authentisch sein. Sie ist ja kein Klon“, meint Klöckner über ihre Chefin. Das wäre ja noch schöner. Eine Merkel-Armee.

Und warum haben sie dann für Friedrich Merz gestimmt, will Lanz wissen. Klöckner holt schon tief Luft, als sie es sich doch noch einmal anders überlegt. „So ausgeschlafen bin ich jetzt schon. Sie wollen wissen für wenn ich gestimmt habe.“ Und das um kurz nach halb Zwölf. Respekt.

Und dann erklärt sie noch einmal kurz warum die Wahl geheim war. Achso, damit sich andere nicht davon beeinflussen lassen. Bei „drei so guten Kandidaten, wo andere Lichterprozessionen dafür veranstalten würden“, wie Klöckner findet, muss die Wahl geheim sein, weil eine minimale Beeinflussung bereits den Sieg bedeuten könnte.

Drei so gute Kandidaten? Ob die Grünen ein Feuerwerk für Merz oder AKK veranstalten würden oder die Linken für Jens Spahn? Dabei wird die AKK immer unterschätzt, findet Lanz. Als Mini Merkel abgestempelt.

„Das ist das Tolle an AKK…“, setzt er seine Lobeshymne fort und wird dieses Mal selbst unterbrochen – von Klöckner.
„Es gibt aber auch ein paar gute Männer“, wirft diese ein. Ob sie nicht doch für Merz gestimmt hat?

Lanz: „Wo hätten Sie Merz denn gerne?“
Klöckner: „Das ist nicht die Frage.“
Lanz: „Doch das ist meine Frage.“
Klöckner: „Aber nicht meine Antwort.“
[…]
Lanz: „Was ist mit dem Wirtschaftsministerium?“
Klöckner: „Das ist besetzt, soweit es mir bekannt ist.“
Lanz: „Aber ein Kabinett lässt sich umbilden.“
Klöckner: „Das ist eine Frage der Kanzlerin. – Ich bin keine Kanzlerin.“
Lanz: „Aber wie würden sie das finden.“
Klöckner: „Ich weiß nicht ob es angebracht wäre, das Kabinett umzugestalten, damit Merz… Ich weiß nicht, ob das angebracht wäre.“

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Lanz nimmt die Politikerin sichtlich in die Mangel und es scheint ihm Spaß zu machen. Für den Zuschauer ist das auch ganz amüsant, trotzdem fragt man sich wohin das Ganze führen soll. Und als Lanz meint „Ich lass sie jetzt mal in Ruhe mit dem Thema“, muss man selbst innerlich ein wenig aufatmen.

Gib den Affen Zucker

Nächstes Thema der Diskussionsrunde ist die Zuckersteuer, die in England innerhalb von zwei Jahren eingeführt werden soll. Doch werden die Menschen deshalb weniger zunehmen? Klöckner glaubt nicht, deshalb fährt sie eine andere Strategie. Sie will die Gesamtkalorienzahl reduzieren, an Zucker, Salz und Fett ansetzten – denn nur weil “Fett reduziert” draufsteht, können immer noch um die elf Zuckerwürfel enthalten sein.

Als Geschmacks-Gouvernante oder Geschmacks-Nanny wird sie wegen ihrer Strategie oft bezeichnet. Die Bürger wollen sich nicht vorschreiben lassen, wie sie zu leben haben. Und die CDU hat Angst als Verbotspartei zu gelten. Deshalb macht sie bisher das, was Jörg Blech treffend auf den Punkt bringt: „Sie erklärt was nützlich ist – im Sinne der Aufklärung.“ Und Klöckner bestätigt ihn: „Wir wollen an die Schulen ran, an die Kitas“– nur in England hat das bisher auch nicht geholfen. Immer noch ist Adipositas die Krankheit unter der am Meisten leiden. Ob da Klöckners Gesamtkalorienplan besser ist? Bis wir das erfahren, wird es wohl noch eine Weile dauern, denn einen Zwei-Jahres-Plan hält Klöckner für unrealistisch.

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Sehr hohe Berge

Und vom Thema Ernährung macht Lanz noch einmal eine 360 Grad Wende, zur Schuldfrage. Hans Kammerlander verlor zwei seiner besten Freunde, weil er sie zu einer Bergtour auf den Manaslu im Himalaya-Gebirge mitnahm. Einer stürzte ab, der andere wurde vom Blitz erschlagen – direkt neben Kammerlander. Ob er sich schuldig fühlt? Lanz: „Du hast deine Freunde eingeladen. Du hast die Reise quasi bezahlt.“ Ist das jetzt eine Talk- oder eine Gerichtsshow?

Kammerlander antwortet nicht direkt. Vielmehr geht er die Punkte durch, die ihn von seiner Schuld reinwaschen. Er hatte bereits sieben Achttausender zusammen mit Reinold Messner bestiegen, er hatten einen relativ einfachen Berg rausgesucht, seine Freunde waren erfahren, das Wetter war ein paar Tage gut – bis durch die brennenden Ölfelder in der Nähe ein Gewitter spontan aufzog.

Und die Erkenntnis des Tages: „Wenn jemand sagt, dass die Besteigung eines Achttausenders schön war, der betrügt sich selbst. Die Genugtuung danach ist schön“, meint Kammerlander. Er fragte sich oft selbst während einer Tour: „Warum machst du das freiwillig.“ Aber unten fragte er sich nicht mehr. „Die Erinnerungen sind so intensiv.“

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