The Social Pulse: 24-jährige Krebspatientin kämpft viral gegen Vorurteile

Worüber im Netz diskutiert wird und warum

Sie sieht jung und gesund aus - doch in Wahrheit kämpft sie tagtäglich einen harten Kampf gegen eine tödliche Krankheit: Eine junge Amerikanerin räumt auf Social Media mit Krebs-Klischees auf.

Krebs sieht man einem Menschen nicht unbedingt an, wie eine junge Infuencerin zeigt (Symbolbild: Getty Images)
Krebs sieht man einem Menschen nicht unbedingt an, wie eine junge Infuencerin zeigt (Symbolbild: Getty Images)

Nicht alle schweren Erkrankungen und Behinderungen sind sichtbar. Dies ist eine Botschaft, die Betroffene oft vermitteln wollen, in der breiten Gesellschaft aber noch nicht angekommen ist. Insbesondere Krebs haften sehr spezifische Vororteile an, wie Erkrankte auszusehen haben: blass, eingefallen, gebrechlich und natürlich glatzköpfig sehen sie der gemeinläufigen Meinung, unterstützt durch Film und Fernsehen, aus.

Ein Blick in die Krebsstationen und Wartezimmer von Strahlenbehandlungen oder Chemotherapien zeigt jedoch: Krebs ist ein großer Gleichmacher, der jeden treffen kann, unabhängig von Alter, Geschlecht, Fitnesslevel oder bisheriger Gesundheit. Je nach Krebsform, Krankheitsverlauf und Behandlung kann die Person entweder sehr krank aussehen oder nach außen hin kerngesund wirken.

Junge Patientin räumt mit Klischees auf

Dass eben nicht jeder Krebspatient dem klassischen Klischee entspricht, will die Kalifornierin Sydney Towle zeigen. Die 24-jährige Social Media Managerin eines Sportherstellers hat auf TikTok mittlerweile mehr als 550.000 Follower angesammelt und wirkt mit ihren langen, blonden Hollywood-Waves, dem strahlenden Lächeln und der rosigen Haut zunächst wie eine typische Influencerin, und auch ihr lockerer Stil und die Optik ihrer Clips sind typisch für TikTok. Nur der Inhalt ihrer Videos will nicht so recht dazu passen.

So trägt eines davon den Titel "Chemo Vlog" und zeigt, wie sie sich für ihre Chemotherapie herrichtet: "Wir haben das gute Zimmer bekommen", grinst sie in die Kamera, gefolgt von einem Schnitt auf ein müdes "Ich bin so dermaßen anämisch". Denn Towle kämpft seit August gegen eine besonders seltene Form von Krebs: bei ihr wurde ein Gallengangskarzinom entdeckt.

Seitdem zeigt sie ihren Alltag im Kampf gegen den Krebs, der sich bei ihr nicht mit dem klischeehaften Haarverlust oder krankem Erscheinungsbild bemerkbar macht, deswegen aber nicht weniger anstrengend und unnachgiebig ist. Wie ernsthaft krank sie ist, zeigt ein weiterer Clip, in dem sie ihre Heilungschancen beschreibt: "Eine Operation allein würde mich nicht heilen", antwortet sie darin milde lächelnd auf einen Kommentar. "Eine Transplantation könnte helfen, aber dafür bin ich nicht qualifiziert, weil mein Krebs sich schon zu weit ausgebreitet hat. Das ist enttäuschend, aber ich bin immer noch optimistisch. Wunder passieren schließlich."

"Man erkennt nicht, was eine Person durchmacht"

Dass sie nach außen hin gesund aussieht, ist etwas, das oft kommentiert wird, wie Towle Newsweek erklärt. "Viele Menschen haben mir gesagt, dass ich nicht wie jemand aussehe, der Krebs hat. Ich habe mein Haar nicht verloren, weil ich dem mit einer speziellen Kühlkappe vorbeuge. Ich finde diese Aussagen vielsagend", sagte sie der Zeitung. In ihren Augen zeigen die Kommentare, wie viele Vorurteile es noch rund um das Thema Krebs gebe, wer davon betroffen sein kann und warum. "Bei vielen unsichtbaren Behinderungen und Krankheiten ist es schwierig zu erkennen, was eine Person durchmacht, wenn sie nicht offen darüber sprechen."

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Eben das macht Towle auf TikTok, wo sie mit ihren teils nachdenklichen, teils fröhlichen Videos darauf aufmerksam machen will, dass Krebs sich nicht bei jedem auf die gleiche Weise bemerkbar macht.

Während sie mit Vorteilen aufräumt, schenkt sie vielen Menschen eine Stimme und Kraft, wie Kommentare unter ihren Videos zeigen. "So viele Menschen haben mich kontaktiert und in langen Nachrichten geschildert, dass ich sie inspiriere, ihre eigenen Geschichten zu erzählen oder besser mit einer Krankheit in der Familie umgehen zu können", so Towle. Doch auch auf ihren Social-Media-Kanälen begegnet ihr eine Aussage immer wieder: Sie sehe nicht aus, als hätte sie Krebs.

Und so kämpft sie weiter gegen das Krebs-Stigma, indem sie ihre vielen Behandlungen schildert - von Chemotherapie über experimentelle Medikamente bis hin zu diversen Operationen an ihrer Leber, Gallenblase und Lymphknoten.

Wie ihre Heilungschancen sind, weiß sie selbst nicht genau. "Die Ärzte haben sich noch nicht konkret geäußert, mir wurde noch nicht mal eine Krebs-Klassifikation gegeben, also lasse ich es einfach auf mich zukommen", sagt die 24-Jährige. Ein Ziel hat sie jedoch vor Augen, ungeachtet dessen, wie viel Zeit ihr letztlich noch bleibt: "Ich will so viel aus meinem Leben machen, wie ich kann."

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