Trotz Fiasko beim TV-Duell mit Trump: Biden lehnt Rückzug der Präsidentschaftskandidatur ab

Trotz Fiasko beim TV-Duell mit Trump: Biden lehnt Rückzug der Präsidentschaftskandidatur ab

US-Präsident Joe Biden hat angekündigt, dass er sich nicht aus dem Rennen um die Präsidentschaftskandidatur 2024 zurückziehen wird.

Lassen Sie mich das so klar und deutlich sagen (...) wie ich es kann: Ich kandidiere.

"Lassen Sie mich das so klar und deutlich sagen, wie ich es kann, so einfach und direkt, wie ich es kann: Ich kandidiere.", sagte Biden bei einem Anruf mit Mitarbeitern seiner Wiederwahlkampagne. "Ich gehe nicht. Ich bin in diesem Rennen bis zum Ende dabei und wir werden gewinnen."

Seit Fiasko beim TV-Duell mit Trump steht Biden unter Druck

Seit dem Fiasko bei seinem TV-Duell mit Herausforderer und Ex-US-Präsident Donald Trump steht Biden unter Druck.

Das Demokraten-Lager ist gespalten: Ein Drittel ist der Meinung, dass Biden zu alt ist und nicht zur Wiederwahl antreten sollte.

Eine Wählerin zeigte sich besorgt über den Ausgang der Wahlen im November.

"Ich bin in Panik geraten. Ich liege nachts in meinem Bett und habe Angst. Ich glaube nicht, dass Joe Biden die beste Person ist, um bei dieser Wahl anzutreten. Ich weiß nicht, wer der Beste wäre. Aber ich vertraue nicht darauf, dass Joe Biden diese Wahl gewinnen kann, und das macht mir große Angst. "

Dabei übernahm Biden die Verantwortung für seinen schwachen Auftritt und suchte in seinen privaten Gesprächen Rückmeldungen darüber, was am vergangenen Donnerstag in Atlanta schiefgelaufen war.

So will Biden das Vertrauen seiner Anhänger wiederherstellen

Zu seinen Bemühungen, das Vertrauen seiner Anhänger wiederherzustellen und seine ins Stocken geratene Wiederwahl zu retten, gehören sein spontaner Auftritt mit Wahlkampfhelfern sowie private Gespräche mit hochrangigen Gesetzgebern.

Kürzlich traf sich Biden im Weißen Haus persönlich und virtuell mit mehr als 20 demokratischen Gouverneuren. Mehrere von ihnen sagten nach dem Treffen, sie stünden hinter Biden.

"Er wollte Ratschläge. Er bat ernsthaft um Input und Kommentare.

"Wir hatten ein direktes, offenes, klares Gespräch über die Debatte. Über das, was passiert ist und warum es nicht sein bester Abend oder seine beste Debatte war", sagte Senator Chris Coons in einem Interview mit der Associated Press. "Er wollte Ratschläge. Er bat ernsthaft um Input und Kommentare dazu, was er tun sollte, um das Vertrauen und die Unterstützung wiederherzustellen, und was der beste Weg nach vorne ist."

Auch Tim Walz, Gouverneur von Minnesota, sagte, er stehe hinter Biden. "Ja, er ist qualifiziert, Präsident zu sein. Er ist seit dreieinhalb Jahren im Amt, und das unter schwierigen Umständen. Niemand bestreitet, dass seine Leistung am Donnerstagabend schlecht war, aber das hat keinen Einfluss darauf, wie er sich als Präsident schlägt."

Tim Walz, Gouverneur von Minnesota mit Reportern  nach ihrem Treffen mit Präsident Joe Biden im Weißen Haus in Washington, Mittwoch, 3. Juli, 2024.
Tim Walz, Gouverneur von Minnesota mit Reportern nach ihrem Treffen mit Präsident Joe Biden im Weißen Haus in Washington, Mittwoch, 3. Juli, 2024. - Susan Walsh/Copyright 2024 The AP. All rights reserved.

Ein wichtiger demokratischer Spender, Netflix-Mitbegründer Reed Hastings, will, dass Biden aus dem Rennen aussteigt

Trotz der Unterstützung forderte ein wichtiger demokratischer Spender, Netflix-Mitbegründer Reed Hastings, den US-Präsidenten auf, aus dem Rennen auszusteigen: "Biden muss zur Seite treten, damit ein starker demokratischer Führer Trump besiegen und uns Sicherheit und Wohlstand bringen kann." Die Erklärung wurde zuerst von der New York Times berichtet.

Die Zeit mutmaßte über mögliche Ersatz-Kandidat*innen: Darunter Vizepräsidentin Kamala Harris, deren Umfragewerte kaum besser sind als die von Biden.

Der Abgeordnete Jim Clyburn, ein langjähriger Freund und Vertrauter Bidens, sagte, er würde eine "Mini-Vorwahl" im Vorfeld des Nationalkonvents der Demokraten im nächsten Monat unterstützen, falls Biden aus dem Rennen ausscheiden sollte.

Laut New York Times ist sich Biden zumindest bewusst darüber, dass er nur wenig Zeit hat, um Parteimitglieder und Wähler von seiner Eignung zu überzeugen. Gelingt ihm das nicht, könnte das seine Kandidatur gefährden.

Doch Biden ist davon überzeugt, dass er das in den kommenden Tagen schaffen kann, und besteht darauf, dass er nicht aus dem Rennen aussteigen wird.

Die Altersfrage

In zwei Wählerumfragen, die nach der Debatte letzte Woche durchgeführt wurden, hatte Trump einen leichten Vorsprung vor Biden. Eine von SSRS für CNN durchgeführte Umfrage ergab, dass drei Viertel der Wähler - darunter mehr als die Hälfte der demokratischen Wähler - der Meinung sind, dass ihre Partei mit einem anderen Kandidaten als Biden bessere Chancen hätte, im November die Präsidentschaft zu gewinnen.

Etwa 7 von 10 Wählern und 45 Prozent der Demokraten gaben laut der CNN/SSRS-Umfrage an, dass Bidens körperliche und geistige Fähigkeiten ein Grund seien, gegen ihn zu stimmen.

Und etwa 6 von 10 Wählern, darunter etwa ein Viertel der Demokraten, sagten laut einer Umfrage der New York Times/Siena College, dass eine Wiederwahl Bidens eher eine riskante als eine sichere Wahl für das Land wäre.

Die Altersfrage für Präsidentschaftskandidaten ist mehr als vier Jahrzehnte alt. Der ehemalige US-Präsident Ronald Reagan beantwortete sie mit dem Versprechen, im Falle einer Beeinträchtigung zurückzutreten, und später mit einem cleveren Witz, der seine Kampagne von einer strauchelnden Debattenleistung zu einem Erdrutschsieg in 49 Bundesstaaten und einer zweiten Amtszeit führte.

Präsident Ronald Reagan, links, und sein demokratischer Herausforderer Walter Mondale schütteln sich vor der Debatte in Kansas City, Mo., 22. Oktober 1984, die Hände:
Präsident Ronald Reagan, links, und sein demokratischer Herausforderer Walter Mondale schütteln sich vor der Debatte in Kansas City, Mo., 22. Oktober 1984, die Hände: - Ron Edmonds/Copyright 2024 The AP. All rights reserved.

Ich werde die Jugend und Unerfahrenheit meines Gegners nicht für politische Zwecke ausnutzen.

"Ich werde das Alter in diesem Wahlkampf nicht zum Thema machen", sagte Reagan auf die Frage, von der er wusste, dass sie kommen würde, in dem vielleicht berühmtesten Moment in der Geschichte des Wahlkampfes, in dem er das Mikrofon fallen ließ. "Ich werde die Jugend und Unerfahrenheit meines Gegners nicht für politische Zwecke ausnutzen."

Das Publikum brüllte, selbst der demokratische Vizepräsident Walter Mondale lachte - und Reagans Wiederwahl war wieder auf Kurs.

"Er ist nur drei Jahre jünger als ich und weniger kompetent", konterte Biden beim TV-Duell auf die Frage, ob er für eine Wiederwahl als US-Präsident nicht zu alt sei.

Doch ein Witz wird in Bidens Fall wohl kaum ausreichen, um seinen schlechten Auftritt beim TV-Duell wettzumachen. Es wird ihn weitaus mehr kosten, das Vertrauen seiner Wählerinnen und Wähler wiederzugewinnen.