TV-Duell gegen Trump - Panik bei den Demokraten! Drei Szenarien sind nach Bidens wirrem Auftritt denkbar

USA, Atlanta: US-Präsident Joe Biden (M) und First Lady Jill Biden verlassen die Bühne am Ende einer von CNN veranstalteten Präsidentschaftsdebatte.<span class="copyright">Gerald Herbert/AP</span>
USA, Atlanta: US-Präsident Joe Biden (M) und First Lady Jill Biden verlassen die Bühne am Ende einer von CNN veranstalteten Präsidentschaftsdebatte.Gerald Herbert/AP

Die Demokraten sind in Aufruhr: Nach einer für sie besorgniserregenden TV-Debatte zeigt sich klar - Joe Biden verliert an Rückhalt. Die kritische Frage für seine Partei: Wer könnte ihn ersetzen? Und wann?

In der Nacht von Donnerstag auf Freitag trafen US-Präsident Joe Biden und sein Herausforderer Donald Trump zum ersten Mal in diesem Jahr in einem TV-Duell aufeinander. Der Schlagabtausch löste vor allem bei den Demokraten besorgte Reaktionen aus. Die heftigste lautete: „Unsere einzige Hoffnung ist, dass Biden sich verabschiedet, der Parteitag ihn verabschiedet oder er stirbt. Sonst sind wir verdammt nochmal tot“, sagte ein Berater von Spendern der Demokraten.

Erneut nährte Biden Zweifel an seiner körperlichen und geistigen Fitness. Vor allem zu Beginn der Debatte tat sich der 81-Jährige schwer. David Axelrod, der dem damaligen Präsidenten Barack Obama als Chefberater im Weißen Haus und im Wahlkampf diente, fasste die derzeit weit verbreitete Stimmung gegenüber CNN so zusammen: „Es herrscht ein Gefühl des Schocks darüber, wie er zu Beginn dieser Debatte auftrat. Wie seine Stimme klang. Er schien ein wenig desorientiert.“ Es werde Diskussionen darüber geben, ob er weitermachen solle.

Die Frage nach dem Plan B der Demokraten stellt sich derzeit mehr denn je. Kann Biden jetzt, knapp fünf Monate vor der Wahl, noch durch einen anderen Kandidaten ersetzt werden? Und wer käme dafür überhaupt infrage?

Biden verliert an Rückhalt

„Jetzt wird erst mal ganz viel hinter den Kulissen darüber diskutiert, wie es weitergehen soll“, sagt Thomas Jäger, US-Experte und Politikwissenschaftler, im Gespräch mit FOCUS online . Die Demokraten würden jetzt überlegen, mit welcher Medienstrategie man entweder dieses TV-Duell vergessen lassen kann oder ob man wirklich personell reagieren muss. „Das wird eine Debatte sein, die jetzt in den nächsten Tagen geführt wird.“

Ins Bild passt, dass sich immer mehr Anhänger von Biden abwenden. Seine zum Teil verwirrenden Äußerungen und ungewöhnliches Verhalten bei öffentlichen Auftritten nähren die Spekulationen über seinen Gesundheitszustand. Manche behaupten sogar, er leide an Demenz.

Spätestens seit ein Sonderermittler Biden im Februar in einem 300-seitigen Abschlussbericht zur sogenannten Dokumentenaffäre als „wohlmeinenden älteren Mann mit einem schlechten Gedächtnis“ bezeichnet hat, wuchsen auch in der eigenen Partei die Zweifel an seiner Eignung.

Hinzu kommt, dass US-Meinungsforschungsinstitute Trump derzeit einen Vorsprung in der Wählergunst bescheinigen. In US-Medien und sozialen Netzwerken wird daher immer wieder darüber spekuliert, ob die Demokraten ihren derzeitigen Präsidenten durch einen anderen Kandidaten ersetzen könnten. Die Gerüchteküche brodelt.

Verschiedene Szenarien sind denkbar

Wirkliche Gewissheit über seine Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten der Demokraten wird Biden erst nach der „Democratic National Convention“, dem Parteitag der Demokraten, haben, der am 19. August beginnt und am 22. August endet. Normalerweise ist die endgültige Nominierung reine Formsache, da Biden die erforderlichen Delegiertenstimmen (63,9 Prozent) bereits bei den parteiinternen Vorwahlen erhalten hat.

Was aber, wenn Biden tatsächlich aus gesundheitlichen Gründen plötzlich ausfällt? Das wäre das erste denkbare Szenario. Oder was, wenn er sogar stirbt, wie der Spenderberater sagte? Szenario zwei. Oder Szenario drei: Biden zieht sich selbst aus der Kandidatur zurück, weil der parteiinterne Druck gegen ihn zu groß wird. Biden selbst hat einen Rückzug allerdings mehrfach ausgeschlossen, auch in anderen schwierigen Phasen seines Wahlkampfes.

Bei allen drei Wechsel-Szenarien ist klar: Die Abstimmung auf dem Parteitag könnte dann zu einem echten Drama werden. Die Ergebnisse der Vorwahlen wären hinfällig. Neue Präsidentschaftskandidaten müssten nominiert und zur Wahl gestellt werden. In diesem Fall droht eine Vielzahl von Wahlgängen. Wer am Ende die meisten Stimmen erhält, tritt dann gegen Donald Trump an.

Wer als Alternative zu Biden infrage kommt

„Die Demokraten haben bessere Alternativen als Joe Biden“, sagte Ezra Klein, ein prominenter pro-demokratischer Autor, schon im Februar dieses Jahres im Podcast der „New York Times“. Auch US-Experte Jäger würden „ein paar Personen einfallen, die sicher in der Lage gewesen wären“, als Präsidentschaftskandidat anzutreten, „wenn sie sich vor drei Jahren drauf vorbereitet hätten“. Aus seiner Sicht ist dieser Zug aber bereits abgefahren.

Dennoch tauchen immer wieder folgende Namen als Biden-Alternativen auf:

  • Gavin Newsom , 56 Jahre alt, Gouverneur von Kalifornien

  • Wes Moore , 45 Jahre alt, Gouverneur von Maryland

  • Gretchen Whitmer , 52 Jahre alt, Gouverneurin von Michigan

  • Jared Polis , 49 Jahre, Gouverneur von Colorado

  • Alexandria Ocasio-Cortez , 34 Jahre alt, Abgeordnete im Repräsentantenhaus

  • Amy Klobucha r, 64 Jahre alt, Senatorin aus Minnesota

  • Pete Buttigieg , 42 Jahre alt, Verkehrsminister

  • Kamala Harris , 59 Jahre alt, Vizepräsidentin

Das Problem an der langen, aber dennoch unvollständigen Lister alternativer Kandidaten: Unterm Strich dränge sich niemand auf, von dem man sagen würde, „der muss jetzt hier den die Fackel übernehmen und die Demokraten in den Wahlkampf führen“, sagt Jäger.

Bereits in den Vorwahlen kandidierte nur noch Dean Phillips, Abgeordneter des Repräsentantenhauses, für die demokratische Präsidentschaftskandidatur. Die Schriftstellerin Marianne Williamson, die bereits 2020 erfolglos kandidiert hatte, zog ihre Kandidatur zurück.

Verkehrsminister Pete Buttigieg verzichtete ebenso auf eine Kandidatur wie Vizepräsidentin Kamala Harris. „Vor drei Jahren dachte man, das macht Kamala Harris, so war ja der eigentliche Plan der Demokraten. Biden für vier Jahre, dann übernimmt Harris“, sagt Jäger. Sie habe sich aber als unfähig erwiesen und so zu Dilemma beigetragen, in dem die Demokraten jetzt stecken. Inzwischen ist die 59-Jährige bei den Amerikanern ähnlich unbeliebt wie Biden.

Gute Chancen hätte Umfragen und auch dem Experten zufolge die ehemalige First Lady Michelle Obama. „Sie wird immer wieder genannt, weil sie eben die einzige ist unter den Demokraten, die sowohl der ganzen Nation bekannt ist als auch Sympathiewerte hat. Alle anderen sind überhaupt nicht mehr in diesen wenigen Wochen bis zur Wahl der ganzen Nation bekannt zu machen, und sie sind nicht in der Lage, entsprechend Spenden einzusammeln oder eine entsprechende Organisation aufzubauen“, so der Politikwissenschaftler.

Allerdings hat Michelle Obama bereits mehrfach betont, dass sie nicht kandidieren werde. Für die Demokraten könnte die Präsidentschaftswahl also noch zu einem schwierigen Drahtseilakt werden.