Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Dieser Ticker ist für heute beendet. Sie können hier die wichtigen Ereignisse des Tages nachlesen.

  • Selenskyj vermisst geschlossene Verurteilung russischer Kriegsgräuel

  • Berlins Regierungschef Wegner sieht Netrebko-Auftritt «sehr kritisch»

  • Scholz: Rückzug russischer Truppen Grundlage für Frieden in Ukraine

  • Putin spricht ukrainischer Gegenoffensive Erfolge ab

  • Scholz: Friedenslösung für Ukraine kostet Mühe und Zeit

  • Selenskyj optimistisch nach Treffen mit Baerbock

  • Nordkoreas Machthaber trifft in Russland ein

  • Russland meldet angeblichen Drohnenangriff auf AKW-Stadt Enerhodar

Die aktuelle News-Lage im Livestream:

+++ Selenskyj vermisst geschlossene Verurteilung russischer Kriegsgräuel +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat beklagt, dass die Welt sich den russischen Kriegsgräueln in seinem Land noch nicht geeint genug entgegenstellt. Russland wolle, dass eine Politik des Völkermordes zur neuen Normalität werde, sagte Selenskyj am Dienstag in einer Videoansprache vor niederländischen Studenten in Den Haag, wie die Nachrichtenagentur ANP berichtete. «Sie wollen, dass der Völkermord zu etwas wird, das im Hintergrund spielt», sagte Selenskyj über Russland. «Sie wollen den Krieg einfrieren und schockierende Szenen zu etwas Alltäglichem machen.»

Wolodymyr Selenskyj (Bild: Michael Kappeler/dpa)
Wolodymyr Selenskyj (Bild: Michael Kappeler/dpa)

Nach dem Gipfel der Gruppe der großen Wirtschaftsnationen (G20) am Wochenende in Neu Delhi hatte die Ukraine bereits eine geschlossene Verurteilung des russischen Angriffskriegs sowie eine klare Benennung Russlands als Aggressor vermisst. Die G20 hätten Moskau einhellig aufrufen müssen, die Invasion unverzüglich zu beenden, hatte Kiew gefordert.

+++ Berlins Regierungschef Wegner sieht Netrebko-Auftritt «sehr kritisch» +++

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner sieht den geplanten Auftritt der österreichisch-russischen Sängerin Anna Netrebko an der Staatsoper Unter den Linden nach eigenen Worten «sehr kritisch». Der CDU-Politiker verwies am Dienstag auf den «aufopferungsvollen Freiheitskampf» des ukrainischen Volkes gegen den russischen Angriffskrieg.

«In diesem Krieg verteidigt die Ukraine nicht nur ihre Freiheit und Demokratie, sondern auch unsere. Deshalb bedauere ich, dass eine internationale erfolgreiche Sängerin wie Anna Netrebko sich bis heute nicht klar und unmissverständlich von dem russischen Angriffskrieg und Putin distanziert hat», sagte Wegner der Deutschen Presse-Agentur.

Anna Netrebko (Bild: REUTERS)
Anna Netrebko (Bild: REUTERS)

«Doch die Freiheit von Kunst und Kultur ist in unserem Land ein hohes Gut», führte Wegner weiter aus. «Das gilt auch für alle Einrichtungen in Berlin und ihre Entscheidungen über ihr künstlerisches Programm.» Das sei ganz anders als Russland, wo die Meinungs-, Presse- und Kunstfreiheit schon lange mit Füßen getreten werde. «Gleichwohl will ich auch aus meiner persönlichen Meinung keinen Hehl machen: Ich sehe diesen Auftritt in unserer Stadt sehr kritisch.»

Die 51-jährige Netrebko ist an diesem Freitag an der Staatsoper Unter den Linden in Giuseppe Verdis «Macbeth» in der Rolle der Lady Macbeth besetzt. Weitere Auftritte sind in diesem Monat geplant. Dagegen gibt es Proteste unter anderem aus Wissenschaft und Kultur. Für Freitag ist eine Demonstration vor der Staatsoper angekündigt, sollten die Auftritte Netrebkos nicht abgesagt werden.

+++ Dänemark kündigt bislang größtes Unterstützungspaket für Ukraine an +++

Dänemark hat sein bislang größtes finanzielles Hilfspaket für die von Russland angegriffene Ukraine angekündigt. Kopenhagen werde Kiew bis 2025 rund 780 Millionen Euro zur Verfügung stellen, teilte das dänische Verteidigungsministerium am Dienstag mit. Der Großteil der Unterstützung soll demnach noch in diesem Jahr in der Ukraine ankommen. Mit dem Geld sollen unter anderem Schützenpanzer und Flugabwehrsysteme finanziert werden.

Zuvor hatte Dänemark unter anderem Panzer vom Typ Leopard 1 in die Ukraine geschickt sowie F-16-Kampfjets in Aussicht gestellt. «Viele unserer bisherigen Spenden haben wir unseren Lagern entnommen. Die sind jetzt bald leer», sagte Außenminister Lars Løkke Rasmussen der Nachrichtenagentur Ritzau zufolge bei einer Pressekonferenz am Dienstag. Deshalb gelte es nun, der Ukraine in Zusammenarbeit mit anderen Ländern finanzielle Ressourcen zur Verfügung zu stellen, meinte Løkke. Dänemark gilt als entschiedener Unterstützer Kiews.

+++ Scholz: Rückzug russischer Truppen Grundlage für Frieden in Ukraine +++

Bundeskanzler Olaf Scholz dämpft die Erwartung einer schnellen Friedenslösung für die von Russland angegriffene Ukraine. Zwar sei es inzwischen gelungen, wichtige Staaten an einen Tisch zu bringen, und gemeinsam arbeite man daran, die Grundsätze für eine Friedenslösung voranzubringen, sagte der SPD-Politiker am Dienstag in Berlin. Aber: «Das kostet Mühe und Zeit. Zeit, die wir eigentlich nicht haben, weil Russland in der Ukraine unterdessen weiter bombardiert, foltert und tötet.»

Als Grundlage für den Frieden nannte Scholz «die Einsicht der russischen Führung, dass es auch um den Rückzug von Truppen geht. Dann wird es auch die Möglichkeit für Gespräche geben, und die ukrainische Regierung wird sich daran beteiligen, da bin ich sicher.»

Der Kanzler widersprach «Erzählungen», dass im Frühjahr 2022 kurz nach Beginn des Kriegs bereits eine fertige Friedensvereinbarungen zwischen der Ukraine und Russland ausgehandelt worden, aber von den USA oder Großbritannien unterbunden worden seien. «Nein, das ist nicht wahr», sagte Scholz.

+++ Medien zeigen Video von Kims Ankunft in Russland +++

Russische Medien haben ein Video von der Ankunft des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un im Osten des Riesenlandes veröffentlicht. In dem unter anderem von der staatlichen russischen Agentur Ria Nowosti am Dienstag verbreiteten Clip ist zu sehen, wie Kim bei Dunkelheit aus einem Zug steigt und von einer Blaskapelle begrüßt wird. Aufgenommen wurde das Video allerdings offenbar schon am Montagabend bei einem Zwischenstopp in der grenznahen Stadt Chassan im Fernen Osten Russlands.

Der russische Umweltminister Alexander Koslow teilte mit, er habe Kim im Grenzgebiet getroffen. Der Gouverneur der Region Primorje, Oleg Koschemjako, wiederum erklärte, dass Kim dort bereits am Montag auf der Durchreise gewesen sei. Kim will sich bei seinem Russland-Besuch mit Kremlchef Wladimir Putin treffen, der sich zuletzt in der östlichen Hafenstadt Wladiwostok am Pazifik aufhielt. Sowohl Ort als auch Zeitpunkt des Gesprächs sind weiter unklar.

+++ Putin spricht ukrainischer Gegenoffensive Erfolge ab +++

Mehr als anderthalb Jahre nach Beginn des von ihm angeordneten Angriffskriegs hat Russlands Präsident Wladimir Putin der Ukraine erneut Erfolge bei ihrer Gegenoffensive abgesprochen. «Die Ukraine führt eine so genannte Gegenoffensive durch. Ergebnisse gibt es natürlich keine», sagte Putin am Dienstag beim Wirtschaftsforum in der ostrussischen Stadt Wladiwostok.

Putin (Bild: Gavriil Grigorov/Pool Sputnik Kremlin/AP)
Putin (Bild: Gavriil Grigorov/Pool Sputnik Kremlin/AP)

Tatsächlich aber hatte die ukrainische Armee erst kürzlich das Dorf Robotyne im Süden befreit und auch danach über weitere, kleinere Geländegewinne berichtet.

Putin erklärte zugleich, dass Russland seine Kampfhandlungen fortsetzen werde, solange die ukrainische Gegenoffensive laufe. Moskaus Bedingung für mögliche Verhandlungen ist die Anerkennung mehrerer völkerrechtswidrig annektierter Gebiete als russisch. Die angegriffene Ukraine, für die das völlig inakzeptabel ist, will hingegen mit westlicher Hilfe alle besetzten Gebiete - also auch die bereits 2014 einverleibte Halbinsel Krim - befreien.

Putins Auftritt in der Hafenstadt Wladiwostok am Pazifik stand auch deshalb im Fokus der Aufmerksamkeit, weil der Kremlchef sich später mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un treffen wollte. Spekuliert wurde, dass das Treffen, bei dem es auch um Waffengeschäfte gehen dürfte, direkt am Rande des Wirtschaftsforums stattfinden könnte.

+++ Scholz: Friedenslösung für Ukraine kostet Mühe und Zeit +++

Bundeskanzler Olaf Scholz dämpft die Erwartung einer schnellen Friedenslösung für die von Russland angegriffene Ukraine. Zwar sei es inzwischen gelungen, wichtige Staaten an einen Tisch zu bringen, und gemeinsam arbeite man daran, die Grundsätze für eine Friedenslösung voranzubringen, sagte Scholz am Dienstag in Berlin. Aber: «Das kostet Mühe und Zeit. Zeit, die wir eigentlich nicht haben, weil Russland in der Ukraine unterdessen weiter bombardiert, foltert und tötet.» Doch die Arbeit für den Frieden erfordere Geduld.

Olaf Scholz (Bild: Reuters)
Olaf Scholz (Bild: Reuters)

Scholz verteidigte erneut die deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine. «Wir werden die Ukraine in ihrem Recht auf Selbstverteidigung weiter unterstützen, solange wie nötig», bekräftigte der Kanzler. «Das halte ich nicht nur politisch und strategisch für erforderlich, sondern auch friedensethisch für geboten.»

+++ Selenskyj optimistisch nach Treffen mit Baerbock +++

Nach dem Treffen mit Bundesaußenministerin Annalena Baerbock in Kiew hat sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in Bezug auf weitere deutsche Militärhilfe zuversichtlich gezeigt. «Es ist wichtig, dass Partner die Bedürfnisse unseres Staates und unserer Soldaten sowie über den Schutz unserer Energieinfrastruktur hören», sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache am Montag. «Ich bin zuversichtlich, dass es Ergebnisse geben wird.»

Annalena Baerbock (Bild: Reuters)
Annalena Baerbock (Bild: Reuters)

Baerbock hatte sich bei ihrem vierten Ukraine-Besuch seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor mehr als anderthalb Jahren auch mit ihrem ukrainischen Kollegen Dmytro Kuleba getroffen. Dabei betonte sie die weitere Unterstützung durch Deutschland. Zugleich machte sie dem angegriffenen Land allerdings keine Hoffnung auf eine schnelle Entscheidung für eine Lieferung der von Kiew gewünschten Taurus-Marschflugkörper. Zunächst müssten «alle Fragen geklärt sein», betonte sie. Kuleba reagierte enttäuscht: «Es gibt kein einziges objektives Argument, das dagegen spricht», sagte er.

+++ Nordkoreas Machthaber trifft in Russland ein +++

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un traf nach Angaben Südkoreas auf seinem Weg zu einem Treffen mit Kremlchef Wladimir Putin in Russland ein. Es gebe Hinweise, dass der Privatzug Kims am Dienstagmorgen (Ortszeit) die Grenze überquert habe, teilte das Verteidigungsministerium in Seoul mit. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte, das Treffen Putins mit Kim werde im Fernen Osten Russlands stattfinden. Wo genau, werde aber noch nicht gesagt, wurde der Sprecher von der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zitiert. Es werde vor einem offiziellen Abendessen Treffen der beiden Delegationen und Einzelgespräche geben.

Kim Jong Un (Bild: Uncredited/KCNA/KNS/dpa
Kim Jong Un (Bild: Uncredited/KCNA/KNS/dpa

Nach tagelangen Spekulationen im Ausland hatten Moskau und Pjöngjang erst am Montag einen «offiziellen Besuch» Kims in Russland bestätigt. Die USA vermuten, dass es vor allem um Waffengeschäfte zwischen Russland und dem streng abgeschotteten Nordkorea gehen wird. Obwohl es offiziell noch keine Informationen gab, wurde darüber spekuliert, dass sich beide in Russlands Fernostmetropole Wladiwostok bei einem Wirtschaftsforum treffen könnten. Das Forum dauert noch bis zum Mittwoch.

+++ Russland meldet angeblichen Drohnenangriff auf AKW-Stadt Enerhodar +++

Russland hat über einen angeblichen Drohnenangriff auf die besetzte südukrainische Stadt Enerhodar nahe des Atomkraftwerks Saporischschja berichtet. Zwei Drohnen seien am Montag abgefangen worden, vier andere hätten ihre Angriffe ausgeführt, aber keinen Schaden angerichtet, sagte der Chef russischen Atombehörde Rosatom, Alexej Lichatschow, am Dienstag der Agentur Interfax zufolge. Betroffen gewesen seien unter anderem ein Park sowie ein Gelände, auf dem sich ein Büro der Kremlpartei Geeintes Russland befindet.

Unabhängig überprüft werden konnten die Angaben zunächst nicht. Von der Ukraine gab es zunächst keine offizielle Reaktion. Russland hat Teile des Gebiets Saporischschja mit dem darin gelegenen Atomkraftwerk im Zuge seines seit mehr als anderthalb Jahren andauernden Angriffskriegs besetzt.

+++ London: Russischer Angriffsversuch auf zivilen Frachter im August +++

Großbritannien warf Russland unterdessen einen versuchten Angriff auf einen zivilen Frachter im Schwarzen Meer vor. Das Schiff unter liberianischer Flagge sei eines der beabsichtigten Ziele gewesen, als Russland am 24. August den Hafen von Odessa mit Marschflugkörpern attackiert habe, teilte die britische Regierung unter Berufung auf Geheimdienstinformationen mit. Die ukrainische Flugabwehr habe die Geschosse abgefangen. Die US-Regierung hatte zuvor vor russischen Angriffen auf zivile Schiffe im Schwarzen Meer gewarnt.

+++ USA warnen Nordkorea vor Waffenlieferungen an Russland +++

Die USA behalten sich angesichts der geplanten Gespräche über Waffenlieferungen zwischen Machthaber Kim Jong Un und Präsident Putin weitere Sanktionen vor. «Jedes Übertragen von Waffen von Nordkorea an Russland wäre eine Verletzung mehrerer Resolutionen des UN-Sicherheitsrats», sagte Matthew Miller, der Sprecher des US-Außenministeriums.