Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Donnerstag

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)
Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)

Unser Ticker ist für heute beendet. Hier können Sie die wichtigsten Ereignisse des Tages nachlesen:

  • Ukrainische Armee rückt südlich von Uroschajne weiter vor

  • Ukraine rechnet für 2023 nicht mehr mit Kampfjet F-16

  • London: Ukraine hat genügend Energiereserven für Winter

  • Deutschem Schiff gelingt Fahrt aus Odessa

  • Selenskyj: Ukraine steigert Drohnenproduktion

Die aktuelle News-Lage im Livestream:

+++ Ukrainische Armee rückt südlich von Uroschajne weiter vor +++

Nach der Befreiung des ukrainischen Dorfes Uroschajne im Gebiet Saporischschja ist die ukrainische Armee eigenen Angaben zufolge weiter vorgerückt. «Im Abschnitt südlich von Uroschajne hatten sie Erfolg und sie setzen sich auf den neu erreichten Positionen fest», sagte der Sprecher des Generalstabs, Andrij Kowaljow, am Donnerstag einer Mitteilung zufolge. Die ukrainische Artillerie bekämpfe gegnerische Ziele und dabei insbesondere Stellungen feindlicher Geschütze.

Ein ukrainischer Soldat bedient eine Drohne, um einen Aufklärungseinsatz durchzuführen (Bild: Bram Janssen/AP/dpa)
Ein ukrainischer Soldat bedient eine Drohne, um einen Aufklärungseinsatz durchzuführen (Bild: Bram Janssen/AP/dpa)

An den Ostabschnitten der Front bei Kupjansk und Lyman seien zudem russische Angriffe abgewehrt worden. «Der Gegner hat erfolglose Angriffshandlungen im Bereich von Senkiwka im Gebiet Charkiw und Bohdaniwka im Gebiet Donezk unternommen», sagte Kowaljow. Die «schweren Kämpfe» dauerten an.

+++ Russische Flugzeuge weichen vor Gewitter in EU-Luftraum aus +++

Beim Umfliegen von Gewittern sind drei russische Passagierflugzeuge mit Ausnahmegenehmigung in den Luftraum von Finnland und Estland ausgewichen. Die russische Luftfahrtbehörde Rosawiazija bedankte sich in einer Mitteilung vom Donnerstag in Moskau für die Hilfe der EU-Nachbarländer. Die EU hat ihren Luftraum eigentlich im Zuge von Sanktionen wegen Moskaus Krieg in der Ukraine für russische Maschinen gesperrt. Den Angaben nach ging es um drei Flüge der russischen Gesellschaften Rossija, Ural Airlines und Nordwind von oder nach Kaliningrad an der Ostsee am Mittwoch.

Auf der Route in die Exklave Kaliningrad müssen russische Piloten wegen der Sperrung des EU-Luftraums einen Umweg über die Ostsee fliegen. Über dem Finnischen Meerbusen gibt es nur einen schmalen Korridor von internationalem Luftraum zwischen Finnland im Norden und Estland im Süden.

Die finnische Verkehrsbehörde Fintraffic bestätigte die Ausnahmegenehmigungen. Wegen der Gewitter seien die Flugzeuge gezwungen gewesen, von den geplanten Routen abzuweichen, sagte Sprecherin Leena Huhtamaa nach Angaben des Rundfunks Yle. Russische und belarussische Flugzeuge dürften finnischen Luftraum nur im Notfall nutzen; dazu zähle das Umfliegen einer gefährlichen Wetterlage. Estland habe das Ausweichmanöver erlaubt, meldete der Rundfunk in der Hauptstadt Tallinn ohne weitere Details.

+++ G20-Gastgeber Indien bestätigt: Ukraine nicht zu Gipfel eingeladen +++

Indien hat den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nicht zum anstehenden Gipfel der wichtigen G20-Länder eingeladen. Das sagte der indische Außenminister Subrahmanyam Jaishankar ausgewählten ausländischen Journalisten, wie die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass und die spanische Nachrichtenagentur EFE berichteten.

Der Gipfel für Staats- und Regierungschefs findet am 9. und 10. September in der Hauptstadt Neu Delhi statt - unter dem Motto «Eine Erde, eine Familie, eine Zukunft». Zu den G20 gehören die Europäische Union und die stärksten Volkswirtschaften aller Kontinente, darunter auch Russland, Deutschland und die USA.

Noch bei dem G20-Gipfel im vorigen Jahr auf der indonesischen Insel Bari war die Ukraine das Topthema. Selenskyj war damals per Video zugeschaltet. Er präsentierte dort auch erstmals seinen aus zehn Punkten bestehenden Friedensplan.

Jaishankar sagte laut den Berichten, dass Indien die Ukraine nicht eingeladen habe, weil die G20 sich für Wachstum sowie Entwicklung einsetzten und nicht Fragen der globalen Sicherheit. Das sei Sache des UN-Sicherheitsrates. Auf dem Gipfel soll es unter anderem um die Themen Energiesicherheit, Düngemittel und Nahrungsmittelversorgung gehen.

Die Ukraine hofft aber weiter, doch noch zum Gipfel eingeladen zu werden. Vizeaußenminister Mykola Totschyzkyj zufolge arbeite Kiew «mit den Partnern» daran, da der Krieg auch ökonomische Folgen habe. «Wir finden, dass die Aufkündigung des Getreideabkommens (durch Russland) eine Herausforderung nicht nur für Afrika, sondern auch für Asien und die gesamte Weltwirtschaft ist», sagte er in der Nacht zum Donnerstag im ukrainischen Nachrichtenfernsehen.

+++ Bundesregierung stärkt ukrainische Flugabwehr weiter +++

Deutschland hat der von Russland angegriffenen Ukraine weitere Militärgüter geliefert, darunter zwei Startgeräte der Kurzstreckenvariante des Flugabwehrsystems Iris-T. Weiter wurden zehn Bodenüberwachungsradare des Typs GO12 und mehr als viertausend Nebelgranaten im Nato-Kaliber von 155 Millimeter in die Ukraine geschickt. Das geht aus der Liste der Bundesregierung zu den Militärhilfen hervor, die am Donnerstag aktualisiert wurde.

Die ukrainische Logistik wird mit vier Schwerlastern und zugehörigen Aufliegern sowie acht Wechselladersystemen gestärkt. Allein 2023 soll sich damit die militärische Unterstützung auf rund 5,4 Milliarden Euro belaufen. Die Ukraine wehrt mit massiver westlicher Hilfe seit über 17 Monaten eine russische Invasion ab. Deutschland ist nach den USA einer der militärischen Hauptunterstützer des osteuropäischen Landes.

«Großen Dank unseren Partner für die Iris. Der Himmel wird nun sicherer sein», schrieb der Leiter des ukrainischen Präsidialamtes, Andrij Jermak, in sozialen Netzwerken. Die deutsche Neuentwicklung Iris-T ist in der Bundeswehr noch nicht im Einsatz, hat sich aber in der Flugabwehr der Ukraine schon sehr bewährt.

+++ Deutsches Schiff wird nach Fahrt aus Odessa in Istanbul erwartet +++

Nach dem Verlassen ukrainischer Gewässer hat der deutsche Frachter «Joseph Schulte» am Donnerstag seine Fahrt über das Schwarze Meer fortgesetzt. Das Schiff werde am Abend in Istanbul erwartet, sagte eine Sprecherin der Bernhard Schulte Shipmanagement (BSM) in Hamburg. Der Containerfrachter war am Vortag aus dem ukrainischen Hafen Odessa ausgelaufen und hatte als erster einen von der Ukraine ausgewiesenen Seekorridor für Handelsschiffe genutzt.

Von Zwischenfällen auf der Fahrt sei nichts bekannt, sagte die Sprecherin. Russland bedroht die ukrainischen Küsten und betrachtet Schiffe, die in Richtung Ukraine fahren, potenziell als feindliche Waffentransporte. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nannte die Fahrt der «Joseph Schulte» einen «wichtigen Schritt zur Wiederherstellung der Freiheit der Schifffahrt im Schwarzen Meer».

+++ Ukraine rechnet für 2023 nicht mehr mit Kampfjet F-16 +++

Die Ukraine rechnet für dieses Jahr nicht mehr mit den lange erbetenen US-Mehrzweckkampfflugzeugen F-16. «Es ist offensichtlich, dass wir die Ukraine in diesem Herbst und Winter nicht mit den F-16 verteidigen können», sagte Luftwaffensprecher Jurij Ihnat im ukrainischen Fernsehen. «Es gab große Hoffnung auf dieses Flugzeug, dass es Teil unserer Flugabwehr wird und uns gegen den Raketen- und Drohnenterror aus Russland schützen kann.»

Ein Fortschritt sei immerhin, dass ukrainische Piloten und Techniker «in nächster Zeit» mit der Ausbildung auf den Jets beginnen könnten, wurde Ihnat von Kiewer Medien in der Nacht auf Donnerstag zitiert.

Flugzeuge der polnischen Luftwaffe fliegen über einer Militärparade am Tag der polnischen Streitkräfte (Bild: Czarek Sokolowski/AP/dpa)
Flugzeuge der polnischen Luftwaffe fliegen über einer Militärparade am Tag der polnischen Streitkräfte (Bild: Czarek Sokolowski/AP/dpa)

Innerhalb der Nato hat sich im Sommer eine von Dänemark und den Niederlanden geführte Koalition gebildet, um ukrainische Piloten für die F-16 auszubilden. Dem haben auch die USA zugestimmt. Aus Beständen in den Niederlanden, Belgien, Dänemark oder Norwegen könnten später auch Flugzeuge abgegeben werden. Allerdings ist die zugesagte Ausbildung zwischen den Beteiligten noch nicht organisiert. Die derzeitige Bodenoffensive ukrainischer Truppen leidet unter dem fehlenden Schutz aus der Luft.

+++ London: Ukraine hat genügend Energiereserven für Winter +++

Trotz des Krieges ist die Energieversorgung in der Ukraine nach britischer Einschätzung für den kommenden Winter gesichert. Die Ukraine werde vermutlich über ausreichend Treibstoffvorräte verfügen, teilte das Verteidigungsministerium in London am Donnerstag mit. Zudem habe die ukrainische Regierung den Bergbausektor «wirksam mobilisiert» und könne eine kontinuierliche Kohleversorgung für Wärmekraftwerke und Heizkraftwerke stemmen. «Erhebliche Gasvorräte» stünden ebenfalls zur Verfügung.

«Obwohl die russischen Angriffe auf die Energieinfrastruktur der Ukraine in diesem Winter voraussichtlich andauern werden, hat die Ukraine im vergangenen Winter bewiesen, dass sie über die qualifizierten Arbeitskräfte und das Fachwissen verfügt, die für den Betrieb und die Wartung des Stromnetzes auch unter Kriegsbedingungen erforderlich sind», hieß es in London weiter.

Russland hatte im vergangenen Winter wiederholt gezielt Kraftwerke und andere Energieinfrastruktur angegriffen.

+++ Deutschem Schiff gelingt Fahrt aus Odessa +++

Mehrere Stunden nach dem Auslaufen aus dem südukrainischen Hafen Odessa hat das deutsche Frachtschiff «Joseph Schulte» den ukrainischen Teil des Schwarzen Meeres erfolgreich durchquert. Die USA kritisieren derweil die jüngsten russischen Angriffe auf ukrainische Donau-Häfen.

«Ich kann bestätigen, dass das Schiff die ukrainischen Gewässer verlassen hat», teilte eine Sprecherin der Reederei Bernhard Schulte in Hamburg am Mittwochabend auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Laut dem Schiffsinformationsdienst Marine Traffic fuhr der Frachter «Joseph Schulte» zu diesem Zeitpunkt in rumänischen Gewässern unweit des Ortes Sfântu Gheorghe.

Wenig später verkündete der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf der früher als Twitter bekannten Plattform X: «Die Ukraine hat einen wichtigen Schritt zur Wiederherstellung der Freiheit der Schifffahrt im Schwarzen Meer getan.»

Das Schiff unter der Flagge von Hongkong hatte einen Tag vor Beginn der russischen Invasion in Odessa festgemacht und dann wegen des Angriffskriegs anderthalb Jahre dort festgesessen. Am Mittwochmorgen verließ es den Hafen - und nutzte dabei als erstes Schiff einen von der Ukraine eingerichteten temporären Korridor, der von und zu ukrainischen Seehäfen führt. Er kann von Handelsschiffen auf eigenes Risiko genutzt werden.

+++ Selenskyj: Ukraine steigert Drohnenproduktion +++

Selenskyj betonte in seiner abendlichen Videoansprache zudem die Bedeutung von Drohnen für die Verteidigung seines Landes. «Drohnen sind die «Augen» und der Schutz an der Front. (...) Drohnen sind eine Garantie dafür, dass Menschen nicht mit ihrem Leben bezahlen müssen in Fällen, in denen Drohnen eingesetzt werden können», sagte er. Die Ukraine sei dabei, die Produktion der unbemannten Objekte erheblich zu steigern. Selenskyj unterstrich auch, wie wichtig Drohnen-Lieferungen durch internationale Partner seien.

Wolodymyr Selenskyj (Bild: Ukrainian Presidential Press Service/Handout via REUTERS)
Wolodymyr Selenskyj (Bild: Ukrainian Presidential Press Service/Handout via REUTERS)

+++ USA: Putin ist die weltweite Ernährungssicherheit egal +++

Die USA verurteilten derweil die russischen Angriffe auf ukrainische Häfen an der Donaumündung, die für den Getreideexport wichtig sind. Kremlchef Wladimir Putin sei die weltweite Ernährungssicherheit egal, sagte ein Sprecher des US-Außenministeriums. Die Angriffe führten zu einer weiteren Eskalation der globalen Ernährungskrise und hielten die Lebensmittelpreise hoch. Das treffe diejenigen, die besonders auf das Getreide angewiesen seien, und ukrainische Landwirte.