Wetter: Hitzewelle in Europa trifft auch Deutschland - die wichtigsten Entwicklungen

Extrem hohe Temperaturen machen den Menschen in mehreren europäischen Ländern zu schaffen - und auch Deutschland ist von einer Hitzewelle betroffen. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

Wetter: Hitzewelle in Europa trifft auch Deutschland - die wichtigsten Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)
Wetter: Hitzewelle in Europa trifft auch Deutschland - die wichtigsten Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)
  • Deutschland: Hitzerekorde in sechs Bundesländern - viermal über 40 Grad

  • Italien: Kampf gegen großen Waldbrand in der Toskana - Brände aus Italien erreichen Slowenien - Vier Dörfer evakuiert

  • Frankreich: Zwei große Waldbrände an Atlantikküste - Feuer auch in anderen Landesteilen

  • Portugal: 25 größere und kleinere Waldbrände

  • Großbritannien: Londoner Feuerwehr warnt trotz deutlich niedrigerer Temperaturen vor weiteren Feuern

  • Griechenland: Angenehmere Temperaturen - Winde könnten aber Feuer zu Großbrand anfachen - Großbrand im Nordosten Athens zum Teil unter Kontrolle

  • Hitzewellen in Europa: Negativer Trend noch bis mindestens 2060

Die Lage in Deutschland

Nach der Hitze im Westen Deutschlands schwitzt nun der Osten. Von Westen her ziehe aber nach und nach leichte Abkühlung übers Land, sagte ein Meteorologe vom Deutschen Wetterdienst (DWD).

In sechs Bundesländern sind die dort höchsten Temperaturwerte seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gemessen worden. Der Mittwoch war nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes damit auch der bislang heißeste Tag des Jahres 2022 und einer der heißesten überhaupt.

Spitzenreiter war um 15.30 Uhr Bad Mergentheim-Neunkirchen mit 40,3 Grad, wie ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD) berichtete. Damit wurde auch der bisherige Rekord für Baden-Württemberg von 40,2 Grad in Freiburg im August vor 19 Jahren (13.8.2003) eingestellt. Außerdem wurden 40,1 Grad in Hamburg-Neuwiedenthal gemessen, was ein Rekord für Hamburg war, sowie 40,0 jeweils in Barsinghausen-Hohenbostel (Niedersachsen-Rekord) und Huy-Pabstorf (Sachsen-Anhalt-Rekord).

In Mecklenburg-Vorpommern wurde mit 39,4 Grad ein Landesrekord in Boizenburg gemessen und in Schleswig-Holstein ein Landesrekord mit 39,1 Grad in Grambek.

Damit wurden in Deutschland außerdem erst zum zehnten Mal seit Beginn der Aufzeichnungen an einem Tag Temperaturen von mehr als 40 Grad gemessen - zuletzt war dies am 25. Juli 2019 der Fall. Damals war dies jedoch nicht nur an vier Stationen, sondern gleich an 22 DWD-Stationen der Fall. Der 25. Juli 2019 bleibt auch der deutschlandweite Hitzerekordtag: Denn laut DWD wurden damals an den nordrhein-westfälischen Stationen in Duisburg und Tönisvorst am Niederrhein bei Krefeld 41,2 Grad Celsius gemessen.

Ein kleines bisschen Abkühlung könnten die Menschen in Deutschland in den kommenden Tagen bekommen - doch: «so richtig raus aus der Hitze sind wir nicht», sagte der DWD-Experte. Schon am Wochenende und zu Beginn der neuen Woche könne es dann wieder heißer werden. Temperaturen von 30 bis 35 Grad seien für diese Zeit normal - überdurchschnittlich seien aber 35 bis 40 Grad, so wie sie am Dienstag gemessen wurden.

Trotz des Regens bleibe es insgesamt viel zu trocken, sagte der DWD-Experte weiter. In mehreren Teilen Deutschlands kam es so auch weiterhin zu Waldbränden. Etwa in der Nähe von Sundern im Sauerland brannte eine Fläche von mehr als 30 000 Quadratmetern, es kamen immer wieder Glutnester auf, wie ein Polizeisprecher sagte. Rund 400 Einsatzkräfte waren am Ort. Auch im sächsischen Landkreis Meißen brachen mehrere Waldbrände aus. In Baden-Württemberg mahnte Innenminister Thomas Strobl (CDU) vor den Gefahren: «Bitte beachten Sie auch weiterhin, dass in Wald und Flur schon der kleinste Funke zu einem Brand mit möglicherweise verheerenden Folgen führen kann.»

Keine Anschaffung von Löschflugzeugen geplant

In Deutschland sollen die immer häufigeren Waldbrände auch künftig ohne Unterstützung durch Löschflugzeuge bekämpft werden. Eine Anschaffung solcher Flugzeuge sei nicht geplant, teilte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Sie verwies auf die Zuständigkeit von Ländern und Kommunen für den Katastrophen- und Brandschutz. Der Bund könne mit seinen Ressourcen lediglich auf dem Wege der Amtshilfe, wo die Einsatzkräfte der Länder und Kommunen nicht ausreichten, zeitlich begrenzt unterstützen - etwa mit Hubschraubern von Bundespolizei und Bundeswehr.

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Wetterdienst warnt vor Gewittern und Unwettern in der Nacht

Für Mittwochabend und die Nacht auf Donnerstag warnt der Deutsche Wetterdienst vor heftigen Gewittern und Unwettern. Schon am früheren Abend sollte eine Gewitterfront über Teile Baden-Württembergs ziehen, sagte ein DWD-Sprecher. Es sei an manchen Orten mit vielen Blitzen und 60 Litern Regen pro Stunde und Quadratmeter zu rechnen. Es könnten auch Hagelkörner mit einer Größe von bis zu drei Zentimetern fallen. Ebenso seien Sturmböen mit einem Tempo von 100 Kilometern pro Stunde möglich. Betroffen sei voraussichtlich vor allem der Bereich zwischen Bodensee und Karlsruhe.

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Die Lage in Italien

In der italienischen Toskana haben am heutigen Mittwoch mehr als 100 Feuerwehrleute weiter gegen einen großen Waldbrand nahe der Stadt Lucca gekämpft. Rund 500 Bewohner in der Gegend der Gemeinde Massarosa seien vor den Flammen in Sicherheit gebracht worden, teilte die Feuerwehr am Mittwochmorgen mit. Auf einem Video aus der Nacht war zu sehen, wie die Flammen nahe einer Siedlung loderten und sich an Bäumen hochfraßen. Einige Gas-Tanks seien explodiert, twitterte Regionalpräsident Eugenio Giani am Mittwochmorgen. Einige Seiten der Brand-Front hätten sich wegen starker Winde ausgedehnt.

Die Feuerwehr ist nach eigenen Angaben mittlerweile mit mehr als 100 Einsatzkräften vor Ort. Aus der Luft unterstützen vier Löschflugzeuge und ein Helikopter die Brandbekämpfung. Der Einsatz läuft bereits seit vergangenem Sonntag. Weitere Brände wurden auch aus anderen Teilen der Toskana gemeldet. In Florenz brannte es laut Bürgermeister in einem unbewohnten Gebiet auf einer Grünfläche. Anwohner in der toskanischen Hauptstadt sollten ihre Fenster geschlossen halten.

Seit Wochen kämpfen Feuerwehrleute landesweit immer wieder gegen Wald- und Buschbrände. Auf den Ferieninseln Sizilien und Sardinien herrscht örtlich eine erhöhte, mitunter auch die höchste Waldbrand-Warnstufe. Die Feuer breiten sich wegen der seit geraumer Zeit anhaltenden Trockenheit oft schnell aus und werden von Winden angefacht. Hinter den Bränden stecken oft fahrlässiges Verhalten von Menschen oder Brandstiftung.

Brände aus Italien erreichen Slowenien - Vier Dörfer evakuiert

Die Waldbrände im Nordosten Italiens haben sich nun auch auf das slowenische Karstgebiet ausgeweitet. Die Bewohner der grenznahen Dörfer Sela na Krasu, Hudi Log, Korita na Krasu and Nova Vas wurden am heutigen Mittwoch in Sicherheit gebracht, berichtete das Nachrichtenportal «24ur.com». 600 Feuerwehrleute und Helfer waren im Kampf gegen die Flammen im Einsatz, teilte Srecko Sestan, der Kommandant des slowenischen Zivilschutzes, mit.

Drei Häuser gerieten in Brand, fünf Feuerwehrleute erlitten leichte Verletzungen, hieß es weiter. Im slowenischen Karst haben die Einsatzkräfte mehrere Brandherde zu bekämpfen. Die Löscharbeiten werden durch die starke Rauchentwicklung erschwert. Italien half dem Nachbarland am Mittwoch mit zwei Löschflugzeugen und zwei Helikoptern aus.

Der Karst (slowenisch: Kras) ist ein Hochplateau im Westen Sloweniens, das durch Wälder, Wiesen, unterirdische Flüsse und Höhlen geprägt ist. Er ist vor allem bei Wanderern beliebt.

Die Lage in Frankreich

An der südfranzösischen Atlantikküste kämpft die Feuerwehr bereits seit mehr als einer Woche gegen zwei große Waldbrände. Auch in der Nacht zum heutigen Mittwoch breiteten die Flammen sich weiter aus, allerdings lediglich um 300 Hektar, wie die für die Gironde zuständige Präfektur mitteilte. Insgesamt verbrannten bei Landiras und Teste-de-Buch südlich von Bordeaux 20 600 Hektar Land. Das ist etwas weniger als die Fläche des Stadtgebiets von Stuttgart. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wird am Mittwoch vor Ort erwartet.

Unterdessen machen bei heftigen Winden und lokaler Trockenheit Feuer auch in anderen Landesteilen Frankreich zu schaffen. In der Bretagne verbrannten mehr als 1700 Hektar bei einem großen Waldbrand bei Brasparts. Hunderte Menschen wurden vor dem Feuer in Sicherheit gebracht.

Die Lage in Portugal

In Portugal gab es am heutigen Mittwochvormittag 25 größere und kleinere Waldbrände, die von insgesamt gut 1200 Einsatzkräften bekämpft wurden, wie der Zivilschutz ANEPC mitteilte. Die größten Sorgen bereiteten zwei Feuer in den Gemeinden Chaves und Murça im Bezirk Vila Real östlich der Metropole Porto im Norden des Landes. Allein bei diesen beiden Bränden waren den Angaben zufolge mehr als 900 Einsatzkräfte tätig. Bei der Bekämpfung dieser Feuer habe man zuletzt aber große Fortschritte gemacht, hieß es. Wegen der Brände der vergangenen Tage mussten nach Angaben des ANEPC 1055 Menschen ihre Siedlungen verlassen. Es habe mindestens 3 Tote und 223 Verletzte gegeben, 6 davon Schwerverletzte.

Feuer in Großbritannien: Das Bild zeigt Zerstörungen in Wennington, London. (Bild: Leon Neal/Getty Images)
Feuer in Großbritannien: Das Bild zeigt Zerstörungen in Wennington, London. (Bild: Leon Neal/Getty Images)

Die Lage in Großbritannien

Großbritannien erlebte am Dienstag den heißesten Tag seiner Geschichte. Bei den Einsätzen in London wurden mindesten 16 Feuerwehrleute verletzt, wie der stellvertretende Feuerwehrchef der britischen Hauptstadt, Jonathan Smith, dem Sender Times Radio sagte. Die Feuerwehr habe unter beispiellosen Bedingungen gearbeitet. Es habe mehr als 1000 Notrufe gegeben, davon die allermeisten wegen der Hitze. Smith warnte trotz der deutlich niedrigeren Temperaturen am Mittwoch vor weiteren Feuern. Der Boden sei noch immer völlig ausgetrocknet.

Die Lage in Griechenland

In Griechenland, das ebenfalls unter Hitzewellen ächzt, waren für Mittwoch angenehmere Temperaturen angesagt. So sollten in Athen um die 30 Grad Wärme herrschen, die Höchsttemperatur um die Mittagszeit wurde für die Ferieninsel Kreta mit 27 Grad vorausgesagt. Das «Traumwetter», wie es griechische Medien nennen, ist ein Ergebnis starker Nordwinde in und um die Ägäis. Diese Winde könnten aber das kleinste Feuer zu einem Großbrand anfachen, warnte der Zivilschutz.

Berg Penteli im Nordosten Athens: Griechenland hat mit dem Feuer zu kämpfen. (Bild: Nicolas Koutsokostas/NurPhoto via Getty Images)
Berg Penteli im Nordosten Athens: Griechenland hat mit dem Feuer zu kämpfen. (Bild: Nicolas Koutsokostas/NurPhoto via Getty Images)

Der Großbrand im Nordosten Athens ist am Mittwoch zum Teil unter Kontrolle gebracht worden. Eine Entwarnung könne aber nicht gegeben werden. «Die Lage ist etwas besser», sagte der Sprecher der griechischen Feuerwehr, Ioannis Artopoios, im griechischen Nachrichtensender Skai. Die Einsatzkräfte versuchten nun, die zahlreichen Brandherde «einzukreisen», um sie dann vollständig zu löschen, fügte er hinzu. Nach wie vor sind zahlreiche Löschflugzeuge und Hubschrauber im Einsatz.

Der Brand war am Dienstagnachmittag aus unbekannten Gründen ausgebrochen. Wegen der starken Winde breiteten sich die Flammen rasch aus und drangen in bewohntes Gebiet ein. Zahlreiche Häuser wurden beschädigt. Drei Feuerwehrleute und neun Einwohner sind Berichten des staatlichen Rundfunks zufolge verletzt und mit Atemwegsbeschwerden in Krankenhäuser gebracht worden. Einer der verletzten Einwohner wurde wegen schwerer Verbrennungen behandelt, wie der Rettungsdienst mitteilte. Sieben Ortschaften und ein Kinderkrankenhaus wurden evakuiert.

In der Region unterhalb des Berges Penteli im Nordosten Athens waren schon im Sommer 2021 gewaltige Brände ausgebrochen.

Hitzewellen in Europa: Negativer Trend noch bis mindestens 2060

Hitzewellen wie jetzt in Europa werden künftig in den Sommermonaten normal sein - davon ist die Weltwetterorganisation (WMO) in Genf überzeugt. «Solche Episoden werden immer häufiger, und der negative Trend wird noch bis mindestens 2060 anhalten, unabhängig vom Erfolg unserer Klimaschutzbemühungen», sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas am Dienstag. Es könne in Europa auch noch heißer werden. Die Regierungen müssten viel mehr für den Klimaschutz tun, sagte Taalas. «Ich hoffe, diese Ereignisse sind ein Weckruf für Regierungen, und dass sie in demokratischen Ländern Folgen bei den nächsten Wahlen haben.»

Im Video: Rekordtemperaturen in Europa: Tote durch Hitzeschlag