Jedes Wort sitzt - „Mamma mia!“ Schlagerstar redet die ZDF-Expertenrunde in Grund und Boden

Die Fußballexperten-Runde diskutierte am Donnerstagabend im ZDF über die Spiele des Tages<span class="copyright">Screenhsot: ZDF/Sportstudio</span>
Die Fußballexperten-Runde diskutierte am Donnerstagabend im ZDF über die Spiele des TagesScreenhsot: ZDF/Sportstudio

Überragendes Spanien, einfallsloses Italien. Das Endergebnis von 0:1 zugunsten Spaniens fiel moderat aus, da die spanische Mannschaft ihre Torchancen nicht konsequent nutzte und Italiens Torhüter Donnarumma eine Glanzleistung bot. Dennoch: Ein Akteur übertraf alle - der charmante Zarrella in seiner Rolle als TV-Experte

Die Blauen (Gli Azurri) erlebten ihr blaues Wunder. Spanien machte seinem Spitznamen „La Furia roja“ alle Ehre und spielte den Gegner wütend in Grund und Boden. Dass es am Ende „nur“ 0:1 hieß, hatten die Italiener ihrem Besten, dem Keeper, zu verdanken. Donnerwetter Donnarumma! Der machte die Spanier mit seinen Paraden wahnsinnig. Nur gegen das Eigentor, das ihm sein Verteidiger Calafiori in die Maschen stolperte, hatte er keine Chance.

Wahrscheinlich hätte den Italienern an diesem Abend nur einer helfen können: Giovanni Zarrella. Der saß in der ZDF-EM-Arena als Special Guest auf der Expertencouch und stahl allen die Show. „Man of the Match“ wurde Williams, der Mensch gewordene spanische Palmwedel. So eine Auszeichnung - Man of the Expertenrunde? - hätte auch Zarrella verdient. Oder, noch besser, einen unterschriftsreifen ZDF-Expertenvertrag.

Die Runde im ZDF am Donnerstagabend<span class="copyright">ZDF</span>
Die Runde im ZDF am DonnerstagabendZDF

Wette verloren & Sakko weg: Per Mertesacker musste blank ziehen

Prinzipiell ist die Runde, die sich da neben Obererklärbär Jochen Breyer ("'Spielermaterial' sagt man nicht, Menschen sind kein Material.") lässig wie in einer Shisha-Bar auf der Couch lümmelt, ja ohnehin dufte. Die Frotzeleien zwischen dem Lulatsch Per Mertesacker und dem WM-Finale-Vergesser Christoph Kramer sind so putzig und Laura Freigang zwischen den Typen so cool und lässig - das ist schon eine Freude.

Mertesacker verlor schon beim tristen England-Gepölle (1:1 gegen Dänemark) fast die Fassung und (wegen der verlorenen Wette gegen Kramer) sein Sakko - und zwar an einen Hertha-Fan im Publikum. Dem ist zu wünschen, dass er das schimmelgrüne Teil bei Kleinanzeigen unkompliziert wieder loswird. Es schien alles auf Business as usual programmiert.

Giovanni Zarrella: Alles, was er sagte, war punktgenau

Aber dann kam Giovanni Zarrella, quasi aus der Tiefe des Raums und er wurde unaufhaltsam. Eigentlich ist ja heutzutage Schlager sein Metier, egal ob selbst gesungen oder als Moderator präsentiert. Aber der Mann hat noch viel mehr drauf. Egal, was Breyer auch fragte, Zarrella hatte eine Antwort. Er sang sogar, einfach so und astrein, die italienische Nationalhymne!

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Was er über Fußball (egal ob über Italien, Spanien oder Deutschland) sagte, war auf den Punkt. Kein so verschwurbeltes Geschlaumeiere, das sich an Floskeln entlanghangelt. Nein, Zarrella wusste alles über Taktik, vergangene wie gegenwärtige, kannte sich in der Historie aus und knallte der Runde italienische Spielernamen vor den Latz, die andere erst im mehrtägigen Seminar auswendig lernen müssten.

„Mamma mia, es ist das Spiel geworden, das ich befürchtet habe“

Ein Fremdgeher-Experte auf der Expertencouch! Unaufgeregt, souverän und verbal so stark wie Williams im Dribbling! Und ehrlich: „Früher hab ich mich fast geschämt, wenn die Italiener solche Spiele gewonnen haben. Einmal ein langer Ball und Tor.“ Das waren die Erben des Betonmisch-Fußballs. Zuletzt aber konnte er „endlich mal wieder stolz auf den italienischen Fußball sein“. Nur halt leider an diesem Abend nicht. Aber das hatte der Fußballfuchs natürlich auch geahnt.

„Spanien liegt uns überhaupt nicht. Die haben uns zuletzt zweimal in der Nations League hergespielt.“ Zur Halbzeit, es stand glücklich noch 0:0, meinte er: „Mamma mia, es ist das Spiel geworden, das ich befürchtet habe.“ 45 Minuten später war er auch noch fairer Verlierer: „Das war eine beeindruckende Machtvorstellung der Spanier. Das hat schon wehgetan.“

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Giovanni Zarrella spielte einst für den AS Rom

Das italienische Fußballherz mag geblutet haben. Das Herz des Fußballfans hüpfte. Nicht nur wegen der entfesselten Spanier, sondern wegen Zarrella. Dessen Fachkenntnis kommt, das muss man sagen, nicht von ungefähr. Einst, lange bevor er sich als Popsänger in die Casting-Truppe Bro'Sis sang, kickte er zwei Jahre in der Jugend der AS Rom. Deren leidenschaftlicher Fan ist er immer noch. Zum Leidwesen seiner Frau Jana Ina hört er daheim täglich einen römischen Radiosender. Fußballradio, natürlich.

Schafft's Italien trotz der Schlappe in die K.o.-Runde? Kroatien steht im Weg. Zarrella war erneut ehrlich: „Ich mache mir große Sorgen.“ Kroatien gilt als überalterte Mannschaft, aber Zarrella relativierte: „Es heißt, jedes alte Pferd hat noch ein gutes Rennen. Und die Kroaten haben ihres noch nicht gehabt ...“

Möge es Italien schaffen (sie müssen ja nicht weiter kommen als die Deutschen). Möge das ZDF noch einige Italien-Spiele übertragen. Und bitte immer den zauberhaften Zarrella am Start haben.