Ärger um neue Pflicht - Digitale Stromzähler ab 2025 Pflicht - doch sie machen jetzt schon Probleme

Bis 2032 sollen Smart Meter weitgehend Standard sein und herkömmliche Stromzähler ersetzen. Ab 2025 beginnt bereits ein Pflichtaustausch.<span class="copyright">IMAGO/Rainer Weisflog</span>
Bis 2032 sollen Smart Meter weitgehend Standard sein und herkömmliche Stromzähler ersetzen. Ab 2025 beginnt bereits ein Pflichtaustausch.IMAGO/Rainer Weisflog

Analoge Stromzähler mit Drehscheibe werden in Deutschland bald abgeschafft. Haushalte müssen dann auf digitale Lösungen umsteigen. Ab 2025 ist die Umrüstung für die ersten Gebäude bereits Pflicht. Doch schon jetzt klagen Haushalte über Probleme. FOCUS online sagt, was Sie wissen müssen - und worauf Sie achten sollten.

Die bisherigen analogen Ferraris-Zähler mit Drehscheibe sollen nach und nach bis 2032 aus den Haushalten verschwinden. Ab 2025 beginnt die Umrüstung   auf digitale Stromzähler (Smartmeter) für alle Haushalte mit einem Jahresstromverbrauch von über 6.000 Kilowattstunden oder einer Photovoltaik-Anlage mit mehr als sieben Kilowatt installierter Leistung. Das sieht das Gesetz zum Neustart der   Digitalisierung der Energiewende vor.

Doch schon jetzt gibt es wichtige Probleme, wie Handwerker und Betroffene bestätigen.

Als Jürgen B. aus Gelsenkirchen von seinem Stromversorger zum Ablesen aufgefordert wurde, staunte er nicht schlecht. Das digitale Gerät war ausgeschaltet und zeigte keine Zahlen an. Ein Anruf bei der ELE Verteilnetz GmbH (EVNG) ergab, dass das Problem bekannt und der Zähler defekt sei. Mehrere Regionalzeitungen berichten übereinstimmend von ähnlichen Fällen. Auch FOCUS online erreichen Meldungen von Lesern über defekte, digitale Stromzähler.

Trotzdem geben sich die Energieversorger gelassen. Auf Anfrage erklären sie, dass nur wenige Geräte nach dem Einbau zu Problemen führen.

Handwerker, die im Auftrag der Energieversorger solche Zähler einbauen, sehen das anders. „Ich musste in einem Haus schon dreimal den Zähler austauschen“, berichtet Bernd K. aus Gelsenkirchen (Name geändert). Häufig zeige der Stromzähler eine Fehlermeldung an oder das Zählerfeld bleibe grau oder dunkelgrün.

Haushalte, bei denen ein Austausch des defekten Geräts ansteht, müssen mindestens vier Wochen auf einen Termin warten. Denn auch hier macht sich der Fachkräftemangel bemerkbar. Viele Stadt- und Gemeindewerke sind seit Anfang des Jahres mitten in der Umrüstungsphase. Dabei werden Stadtteile und deren Straßen nach Reihenfolge abgearbeitet. „Wir haben Termine für einen Austausch eingeplant, aber nicht in dieser Anzahl“, sagt der 49-jährige Elektriker.

Was passiert, wenn der Zähler nichts mehr anzeigt?

Grundsätzlich muss es sich nicht immer um einen Defekt handeln. Haushalte sollten sich den digitalen Zähler vom Elektriker erklären lassen und auch die Bedienungsanleitung lesen. Einige wenige Modelle sind zum Beispiel mit einer PIN ausgestattet. Erst nach Eingabe dieser Zahlenkombination zeigt der Zähler den Stromverbrauch an.

Ist der digitale Zähler aber tatsächlich defekt, muss er sofort ersetzt werden. Der erste Schritt ist, den Defekt dem Energieversorger zu melden. Sie erhalten dann einen Termin für den Austausch. Die fehlenden Daten werden dann manuell geschätzt. Dabei geht der Versorger vom Durchschnittsverbrauch aus.

FOCUS online rät: Es ist wichtig, den Zählerstand der digitalen Stromzähler regelmäßig zu kontrollieren. Alle paar Monate sollten Sie grundsätzlich den Zählerstand notieren. Das hilft, den Stromverbrauch zu kennen. Wer in einem Monat zu viel Strom verbraucht hat, kann in den Folgemonaten beispielsweise mit Sparmaßnahmen gegensteuern.

Wie läuft der Austausch der Stromzähler eigentlich ab?

Die Haushalte erhalten in der Regel drei Monate vor der geplanten Umstellung   ein Schreiben des Energieversorgers. Die Installation erfolgt dann in mehreren Schritten.

In vielen Fällen muss der Zählerschrank zuerst für die neue Technik umgebaut werden. Die Drehscheibe muss raus, die Digitalanzeige rein. Nicht jeder Zählerschrank ist dafür geeignet. Muss der Zähler grundlegend umgebaut oder erneuert werden, muss der Haus- oder Wohnungseigentümer dafür aufkommen. Der Umbau des Zählerschranks kann im Extremfall und je nach Aufwand bis zu 2000 Euro kosten.

Im weiteren Schritt wird der neue Zähler durch den Energieversorger eingebaut - und gleichzeitig aktiviert. Für diesen Service verlangen die Energieversorger eine Gebühr. Für Privathaushalte und Kleinverbraucher ist die Gebühr gedeckelt. Die Nutzung des digitalen Stromzählers darf maximal 20 Euro pro Jahr kosten. Für Haushalte mit steuerbaren Verbrauchsgeräten wie Wärmepumpen soll die Obergrenze bei 50 Euro pro Jahr liegen.

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) begrüßte die Vorgabe. „Damit können Verbraucherinnen und Verbraucher mit einem eingebauten intelligenten Messsystem mehr Geld sparen, als sie für die anfallenden Messstellenentgelte zahlen müssen“, sagte der Leiter des Teams Energie und Bauen, Thomas Engelke. Allerdings müssten diese Obergrenzen langfristig stabil bleiben.

Ähnlich äußerte sich auch der Deutsche Mieterbund. Falls beim Einbau ein neuer Zählerschrank erforderlich sei, müssten Vermieter diese Kosten tragen und dürften sie nicht auf Mieter umlegen. „Außerdem müssen alle Anforderungen an den Datenschutz und die Datensicherheit von Mietenden gewährleistet werden.“

Digitale Stromzähler bringen Auf-und-Ab-Tarife

Die digitalen Stromzähler sollen langfristig auch individuelle Stromtarife für die Verbraucher ermöglichen.

Denn mit Beginn der ersten Phase der digitalen Stromzähler im Jahr 2025 müssen alle Energieversorger auch dynamische Tarife anbieten, bei denen der Strompreis je nach Angebot steigt oder sinkt. Derzeit sind dazu nur die großen Versorger verpflichtet. Mit der stärkeren Verbreitung klimafreundlicher Technologien wie Wärmepumpen und Elektroautos wird auch der Stromverbrauch stärker steigen, weshalb eine effiziente Nutzung immer wichtiger wird.

Dynamische Tarife sollen Anreize schaffen, etwa die Wäsche dann zu waschen oder das Elektroauto dann zu laden, wenn viel Strom vorhanden und der Preis günstig ist. Verbraucher könnten dies künftig per App steuern. Der gezielte Verbrauch werde dazu beitragen, das Stromsystem insgesamt zu stabilisieren, sagte die Grünen-Abgeordnete Ingrid Nestle.

Erneuerbare Energien sollen in Deutschland in den nächsten Jahren deutlich an Bedeutung gewinnen. Bis 2030 sollen mindestens 80 Prozent des Bruttostromverbrauchs in Deutschland aus erneuerbaren Energien stammen. Doch die Produktion aus Windkraft- und Solaranlagen schwankt mit dem Wetter. Der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) verlangt auch deshalb von der Bundesregierung, mehr Tempo beim Ausbau von Wasserstofftechnologien zu machen.