9-Euro-Ticket-Nachfolger: Lindner sieht keine Finanzmittel

Ende August läuft das Schnäppchenticket aus. Insbesondere die Grünen dringen auf ein Nachfolgemodell der dreimonatigen bundesweiten Rabattaktion. Doch die Finanzierung ist einmal mehr umstritten.

Bundesfinanzminister Christian Lindner. (Bild: dpa)
Bundesfinanzminister Christian Lindner. (Bild: dpa)

Berlin - Gut drei Wochen vor dem Auslaufen des günstigen 9-Euro-Tickets ringen Bund und Länder über ein mögliches Folgeangebot des Billig-Fahrscheins. Besonders umstritten ist nach wie vor die Finanzierung einer Anschluss-Lösung.

Bayern pocht darauf, dass der Bund allein die Kosten für das Nachfolgeangebot im Nah- und Regionalverkehr übernimmt. Andere Länder signalisierten die Bereitschaft zur Mitfinanzierung. Finanzminister Christian Lindner sieht aber keinen Spielraum für zusätzliche Mittel des Bundes.

Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) sagte der Deutschen Presse-Agentur am Samstag, «in dieser außergewöhnlichen Situation muss der Bund für weitere Entlastungen der Bürgerinnen und Bürger sorgen - und zwar ausschließlich der Bund». Schließlich zahlten die Länder bereits für etliche Entlastungsmaßnahmen des Bundes mit, «obwohl sie diese nicht angestoßen haben».

Zuvor hatte die Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz, Maike Schaefer (Grüne) erklärt, die Länder seien bereit, ein Nachfolgeangebot zum 9-Euro-Ticket mitzufinanzieren. Voraussetzung für eine solche Entscheidung wären aber Fakten, die Bundesminister Volker Wissing (FDP) bisher schuldig bleibe, sagte die Bremer Mobilitätssenatorin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Lindner: Keine Mittel im Finanzplan

Lindner stellte in der «Augsburger Allgemeinen» klar: «Es stehen in der Finanzplanung für eine Fortsetzung des 9-Euro-Tickets keinerlei Mittel zur Verfügung.» Jeder Euro müsste durch Kürzung anderswo mobilisiert werden, sagte der FDP-Politiker. Wissing war zuletzt offen für eine Nachfolgeregelung. Seinem Ministerium zufolge ist die Bereitschaft der Länder aber mitentscheidend, sich finanziell zu beteiligen.

Nordrhein-Westfalens Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) sagte der «Westdeutschen Allgemeinen Zeitung», «wir sind zu Gesprächen über die kurzfristige Verlängerung und eine dauerhafte Nachfolgeregelung bereit». Thüringens Verkehrsministerin Susanna Karawanskij (Linke) sagte, fast die Hälfte der Bürger nutze das 9-Euro-Ticket. «Das ist ein starkes Signal, das Angebot bundesweit fortzusetzen.» Nötig sei «echtes Klimaticket, das auch die privaten Geldbeutel entlastet - zum Beispiel als ganzjähriges 365-Euro-Ticket».

SPD: Beteiligung der Länder an den Kosten

Die SPD-Fraktion pocht auf eine Beteiligung der Länder an den Kosten. Es müsse klar sein, dass nicht allein der Bund die Finanzierung übernehmen könne, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion, Detlef Müller, der dpa. «Zudem muss gesichert sein, dass die notwendige Stabilisierung des Betriebs in Folge von Kostensteigerungen sowie der Ausbau des Angebotes im ÖPNV nicht hinten anstehen dürfen.» Außerdem dürfe ein Nachfolgeticket bestehende günstigere Sozialtickets nicht ersetzen. «Zur Finanzierung des Bundesanteils für eine Nachfolgeregelung ist ein Abbau beziehungsweise eine Reduzierung von klimaschädlichen Subventionen im Bereich des Straßenverkehrs ein gangbarer Weg.»

Die Linke will das 9-Euro-Ticket bis Jahresende weiterlaufen lassen. «Ab 2023 könnte man auf ein Ein-Euro-Ticket pro Tag übergehen», sagte Parteichef Martin Schirdewan der «Rheinischen Post». «Unser strategisches Ziel bleibt ein kostenloser Nahverkehr für alle Bürgerinnen und Bürger.» Geld dafür könne kurzfristig durch eine so genannte Übergewinnsteuer eingenommen werden, die auf als übermäßig betrachtete Gewinne von Unternehmen abzielt.

Lindner stemmt sich gegen den Vorschlag der Grünen, die pauschale Versteuerung von Dienstwagen abzuschaffen, um einen Nachfolger für das 9-Euro-Ticket zu finanzieren. «Es ist schon linke Polemik, die pauschale Versteuerung eines Geschäftswagens als Privileg zu bezeichnen, denn es ist vor allem eine Steuervereinfachung», sagte er dpa. Die Idee der Grünen würde Millionen Bürger dazu zwingen, ein Fahrtenbuch zu führen, ohne dass unter dem Strich für den Staat Mehreinnahmen herauskämen. Untersuchungen zeigten, dass die Pauschalversteuerung keinen Steuervorteil bedeute. Eine Steuersubvention bei Dienstfahrzeugen gebe es dagegen bei E-Autos. «Die ist in meinen Augen aber sinnvoll, weil damit klimafreundliche Neufahrzeuge als Geschäftswagen in die Flotte kommen, die wenig später gute und günstige Gebrauchtwagen sind», sagte Lindner.

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