"Biggest Loser" der Herzen: Vater und Sohn kämpfen gegen die Kilos - und gegen die Trauer

Jetzt geht es bei ihnen nicht mehr um die Wurst, sondern das genaue Gegenteil: Mit Hilfe schweißtreibender Challenges, Mentaltrainings und schlanker, dynamischer Coaches wagen bis zu 270 Kilo schwere Eltern-Kind-Duos den Neubeginn in ein leichteres Leben.

Manni und Lucas aus Köln avancierten bereits in Folge eins zum
Manni und Lucas aus Köln avancierten bereits in Folge eins zum "Family Power Couple" der Herzen. (Bild: SAT.1/Ben Pakalski)

Glänzende Haare, seidige Haut, wunderschöne Augen und Humor: Viele der Eltern-Kind-Duos haben all das - und einiges mehr. Und auf dem, was nicht der Norm entspricht und auch ihnen selbst zu viel ist, liegt der Schwerpunkt im neuen Ableger von "The Biggest Loser". Die Abnehm-Show mit Camp-Chefin Dr. Christine Theiss, die seit 2009 erfolgreich bei wechselnden Sendern der ProSieben-SAT.1-Gruppe läuft, nimmt sich nun erstmals einiger "Family Power Couples" an. Die Premiere lief am Montagabend bei SAT.1.

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Fast alle der teilnehmenden Eltern und Kinder wiegen um die 100 Kilo, teilweise deutlich mehr. An dieser Last tragen sie so schwer, dass sie sich entschlossen haben, sich ins gnadenlose Kameralicht zu begeben, begleitet von nur geringfügig empathischeren Coaches, denen aber dennoch eines sehr am Herzen liegt: Jugendliche wie die 18-jährige Wobke (146 Kilo) und den 19-jährigen Marcel (153 Kilo) auf dem Weg zu einem gesünderen Lebensstil zu begleiten.

Keine ambitionierten Sumo-Ringer, sondern Vater und Sohn im Kampf gegen die Kilos: Manni (55) und Lucas (19) aus Köln.  (Bild: SAT.1 / Willi Weber)
Keine ambitionierten Sumo-Ringer, sondern Vater und Sohn im Kampf gegen die Kilos: Manni (55) und Lucas (19) aus Köln. (Bild: SAT.1 / Willi Weber)

Denn auch wenn Genuss und Freude am Essen Qualitäten sind, die das Leben schöner machen: Gerade die jungen Teammitglieder wirken in ihrer Fülle nicht glücklich. Doch die beste Voraussetzung zum Neuanfang ist gegeben. Begleitet werden sie von einem Elternteil, der ebenfalls nicht gertenschlank ist und das Projekt Gewichtsabnahme gemeinsam mit ihnen angeht.

Verzweifelte Kandidaten: "Jetzt wissen wir nicht mehr weiter"

"Mir klappern jetzt schon die Zähne, wenn ich an die kommenden Wochen denke", beschreibt Wobke aus Ostfriesland ihre Haltung zum Staffelauftakt auf der griechischen Insel Naxos. Zwar wäre es "total schön", mit ihrem Vater Dirk (47) wieder auf Motorrad-Urlaub gehen zu können. Zuvor geht es aber um ihren "inneren Schweinehund" und den Fakt, dass sie seit ihrem Auszug von Zuhause in zwei Jahren 40 Kilo zugenommen hat. "Solange sie bei uns wohnte, konnten wir ihr Gewicht mit Sport unter Kontrolle halten", erzählt Dirk. "Jetzt wissen wir nicht mehr weiter."

Manni (rechts) und Lucas haben vor Jahren die Ehefrau respektive Mutter verloren. (Bild: SAT.1 / Willi Weber)
Manni (rechts) und Lucas haben vor Jahren die Ehefrau respektive Mutter verloren. (Bild: SAT.1 / Willi Weber)

Mit den anderen Eltern verbindet ihn vor allem das schlechte Gewissen: "Wir sind es ja, die einkaufen und kochen und unseren Kindern dann halt Chips und Schnitzel vorsetzen", zeigt sich die 47-jährige vierfache Mutter Steffi aus Seevetal zerknirscht. "Ein verständliches, aber kein hilfreiches Gefühl", sagt die Camp-Psychologin Hassina Bahlol-Schröer. Schließlich fordere der oft anstrengende Berufs- und Familienalltag seinen Tribut: "Dann muss es vor allem schnell gehen und satt machen." Mit ihren durchtrainierten Kollegen wolle sie den Abnehmwilligen helfen, ihre "mentalen und körperlichen Grenzen neu zu definieren".

"Langeweile, Frust, Bequemlichkeit"

In puncto Selbstreflexion zeigt sich nicht nur die 18-jährige Melina (105 Kilo) mehr als realistisch: "Langeweile, Frust, Bequemlichkeit" seien die Faktoren, die sie regelmäßig zum Snacken, Online-Shopping und auf die sozialen Medien treiben.

So wollen sie mal aussehen: Manni (rechts) und Lucas haben noch viel vor bei
So wollen sie mal aussehen: Manni (rechts) und Lucas haben noch viel vor bei "The Biggest Loser". (Bild: SAT.1/Ben Pakalski)

Um aus solchen Schleifen auszubrechen, brauche er vor allem einen "Arschtritt", formuliert der 55-jährige Manni (129 Kilo) aus Köln seine Motivation. Zwar ist ihm und seinem 19-jährigen Sohn Lucas (128 Kilo) keine einzige Kompensation zu verdenken: Vor zwei Jahren verstarb ihre Ehefrau und Mutter. Künftig solle die Trauer jedoch kein Motor bleiben - dazu sind Manni und Lucas ("Äußerlich mutiere ich langsam zum Truthahn") wild entschlossen. Mit ihrem eingeschweißten Teamwork entwickeln sie sich direkt zum "Power Couple" der Herzen. Ihr Hand-in-Hand-Arbeiten zeigt sich eindrucksvoll bei der ersten Challenge, in der 60 Kilo schwere Heuballen transportiert und aufgeschichtet werden müssen.

"Meine Gefühle aufschreiben? Ich bin doch Ostfriese!"

Niemand ist hier nicht dem Zusammenbruch nahe, aber bei Wobke und Dirk sowie Andrea (41) und Jan (16) aus Wolfenbüttel weitet sich die schweißtreibende Aufgabe nebst Psycho-Coaching zur echten Familienkrise. Bei seiner Mutter vermisst Jan Struktur und Einsatzbereitschaft ("Ich habe sie trotzdem lieb"), während Dirk eher Taten als Worte liebt ("Meine Gefühle aufschreiben? Ich bin doch Ostfriese!") und Tochter Wobke beim Zusammenbruch behutsam aufbaut: "Flennen bringt jetzt doch nichts."

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Doch bereits die Auftaktstaffel zeigt: Zwar schmelzen auf beachtliche Weise die Kilos, teilweise bis zu acht Kilo in der ersten Woche, doch das schönste ist, was hinter der ausladenden Fassade passiert. Da werden Bedürfnisse formuliert, Nähe hergestellt und, ja, Witze gemacht. Am schönsten ist es, wenn sich neben dem Zerschlagen von mit Selbstzweifeln beschrifteten Marmorplatten und dem endlosen Strampeln auf dem Crosstrainer auch mal Selbstironie Bahn bricht: "Alter, sind wir fett", fasst Angelika (47) aus Rodgau den Ausgangspunkt für das neue Leben so lakonisch zusammen, dass sich das einstellt, um das hier eigentlich geht: pure Erleichterung.

Ausgeschieden sind nach der ersten Folge Marcel und Mutter Angelika aus Rodgau. Prozentual auf ihr Ausgangsgewicht angerechnet (so das Prozedere bei "The Biggest Loser"), landeten sie auf dem letzten Platz. Ein Wiedersehen gibt es Finale - vielleicht sogar ein sehr erleichtertes.

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