Der spanische Touristen-Magnet Binibeca Vell droht, Besucher bald komplett auszuschließen

Riesige Menschenmassen und respektloses Verhalten ärgern Anwohner

Binibeca Vell auf Menorca ist wahrlich wunderschön - und das wird dem winzigen Dorf zunehmend zum Verhängnis (Bild: Getty Images)
Binibeca Vell auf Menorca ist wahrlich wunderschön - und das wird dem winzigen Dorf zunehmend zum Verhängnis (Bild: Getty Images)

Mit malerischen Postkarten-Idylle, seiner Lage direkt am Meer und der Nähe zum Flughafen gehört das kleine Fischerdorf Binibeca Vell zu den beliebtesten Reisezielen auf dem spanischen Menorca. Dank der hübschen, weißen Gebäude, die sich in verwinkelten Steingassen vor der blauen Meereskulisse aneinanderreihen, hat es den Spitznamen "Mykonos von Menorca" verpasst bekommen.

Kein Wunder also, dass der Ort jede Menge Touristen anzieht. Das Problem: Mittlerweile wird das winzige Dorf davon geradezu überrannt. Nach eigenen Angaben lockt Binibeca Vell bei seiner geringen Größe und einer Einwohnerzahl von wenigen Hundert Menschen rund 800.000 Reisende pro Jahr an, von denen nicht wenige mit Lärm, Müll und respektlosem Verhalten auffallen. Bisherige Maßnahmen, die Touristenmassen im Zaum zu halten, haben nichts genützt - und nun steht ein komplettes Besucherverbot zur Debatte.

Wie groß das Ärgernis für die Anwohner geworden ist, belegen nicht nur Social-Media-Posts, in denen Touristen auf der Suche nach dem perfekten Instagram-Shot nicht immer Rücksicht auf Grundstücksgrenzen nehmen. Viele Besucher gingen noch viel weiter, wie Anwohner berichten.

"Touristen sind in Häuser spaziert, haben sich in Sessel gesetzt, sich Sachen genommen, sie klettern über Mauern, sie haben öffentliche Trinkgelage", zitiert die Website ElDiario.es eine Bürgerin des Ortes. "Wenn das nicht bald eingedämmt wird, geht das jeden Sommer so weiter."

Im vergangenen Jahr wurden bereits einige Maßnahmen getroffen, um die Anwohner zu entlasten, über die auf der Website des Ortes informiert wird. Für die Innenstadt gelten demnach Besuchszeiten zwischen 11 und 20 Uhr, damit die Anwohner "in Ruhe frühstücken können", wie der Vorsitzender der Eigentümergemeinschaft von Binibeca Vell, Óscar Monge, The Guardian sagt. Außerdem bitten die Anwohner um Ruhe und Respekt vor Privatgrundstücken, die nicht betreten werden sollten. Gebracht haben diese freundlichen Aufforderungen bislang wenig.

Monge verweist jedoch auch auf die Regierung, die dem Ort ursprünglich 15.000 Euro Beihilfe für die Müllbeseitigung zugesprochen hat - ein Deal, der nicht erneuert wurde, obwohl Binibeca Vell in diesem Jahr mit bis zu einer Million Touristen rechnet, von denen der Großteil zur Hauptsaison zwischen Mai und Oktober eintrudeln wird. Er betont, dass Binibeca Vell "kein Abenteuerspielplatz für Touristen" sei, sondern ein Ort, in dem Menschen in Ruhe leben wollen.

Bleibt das Problem bestehen, könnte der Ort Touristen bald komplett ausschließen. "Wenn die Behörden uns weiterhin im Stich lassen, werden wir im August im Kreis der Grunstückseigentümer darüber abstimmen, ob wir die Siedlung nicht schließen", so Monge. Er nennt diesen Schritt einen letzten Ausweg und eine schwierige Entscheidung, "aber wir werden dazu gezwungen".

Touristen könnten daraufhin den Ort selbst nicht mehr betreten, könnten aber von der Küste aus nach wie vor Fotos von außen machen, wie Monge betont: "Und das ist doch das hübsche Bild, das jeder auf Instagram haben will."