Regierung erzielt Einigung mit Hinterbliebenen des Olympia-Attentats

Der Streit zwischen der Bundesrepublik und den Hinterbliebenen des Olympia-Attentats von 1972 zog sich über Jahrzehnte hin. Unmittelbar vor dem 50. Jahrestag gibt es nun eine Einigung. Sie enthält viel mehr als nur eine finanzielle Entschädigung.

Gedenktafel
Eine Gedenktafel erinnert an das Olympia-Attentat 1972. (Bild: Leonhard Simon/Getty Images)

Nach jahrzehntelangem Streit über die Entschädigung für die Hinterbliebenenfamilien des Olympia-Attentats von 1972 hat die Bundesregierung mit ihnen eine Einigung erzielt. Das teilte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Mittwoch in Berlin mit.

Er sprach in einer Mitteilung von einer "Gesamtkonzeption" und erklärte: "Dazu zählen die Aufarbeitung der Geschehnisse durch eine Kommission deutscher und israelischer Historiker, die rechtskonforme Freigabe von Akten, die Einordnung und Übernahme von politischer Verantwortung im Rahmen der Gedenkveranstaltung sowie die Bereitstellung weiterer Anerkennungsleistungen durch den Bund, durch das Land Bayern und durch die Stadt München."

Gedenkfeier am 5. September mit den Hinterbliebenen

Zuvor hatte bereits der frühere Bundesinnenminister Gerhart Baum (FDP) der Deutschen Presse-Agentur gesagt, dass es eine Einigung gebe. Der Jurist hatte zusammen mit Kollegen einer Düsseldorfer Anwaltskanzlei die Hinterbliebenen in den Verhandlungen vertreten.

"Die Vereinbarung ermöglicht auch eine würdige Gedenkfeier am 5. September in Anwesenheit der Präsidenten Izchak Herzog und Frank-Walter Steinmeier und vor allem in Anwesenheit der Hinterbliebenen, die sich unter den neuen Umständen bereit erklärt haben, an der Feier teilzunehmen", erklärte Baum. Die Vereinbarung enthalte nicht nur materielle und immaterielle Anerkennungsleistungen. "Ebenso wichtig ist den Angehörigen die Aufarbeitung des damaligen Geschehens – jetzt unter Offenlegung aller Quellen."

Wie die Deutsche Presse-Agentur ergänzend aus Regierungskreisen erfuhr, war zuletzt eine Entschädigungssumme von 28 Millionen Euro im Gespräch gewesen. Davon sollte der Bund 22,5 Millionen, das Land Bayern 5 Millionen und die Stadt München 500.000 Euro tragen.

Elf Mitglieder des israelischen Teams und ein Polizist starben bei dem Attentat

Am 5. September 1972 hatten palästinensische Terroristen bei den Olympischen Spielen in München die israelische Mannschaft überfallen. Elf Mitglieder des Teams und ein Polizist wurden bei der misslungenen Befreiungsaktion der Polizei am Fliegerhorst Fürstenfeldbruck bei München getötet. Die Sicherheitsvorkehrungen galten als mangelhaft, ein Befreiungsversuch der deutschen Einsatzkräfte endete katastrophal. Um eine angemessene Entschädigung für die Hinterbliebenen der Opfer des Attentats wird seit Jahrzehnten gerungen. Sie fordern auch eine Entschuldigung.

Die Präsidenten Deutschlands und Israels, Frank-Walter Steinmeier und Izchak Herzog zeigten sich "froh und erleichtert" über die Vereinbarung. "Die Einigung kann nicht alle Wunden heilen. Aber sie öffnet eine Tür aufeinander zu", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. "Mit dieser Einigung bekennt der deutsche Staat seine Verantwortung und erkennt das furchtbare Leid der Ermordeten und ihrer Angehörigen an, dessen wir kommende Woche gedenken wollen."