Wachablösung beim BVB?

Wenn Stürmer eine längere Zeit ohne eigenen Torerfolg bleiben, spricht der Fußball-Kenner oft vom „Knoten“, der mal wieder platzen muss. Schier unlösbar wirkt gerade auch dieser besagte Knoten bei Niclas Füllkrug.

Wettbewerbsübergreifend blieb der 31-Jährige seit nunmehr neun Spielen ohne eigenen Treffer (zwei Assists). Zuletzt traf er Mitte Februar, beim 1:1 gegen Wolfsburg. Und doch steht der Stürmer seit dem fünften Spieltag immer in der Startelf von Trainer Edin Terzic.

Aber es ist nicht nur diese Ladehemmung, warum Füllkrug gerade nicht mehr überzeugen kann. Sondern vor allem die Art und Weise seines Spiels. Aktuell hat er im Aufbauspiel des BVB weder große Anteile noch gelungene Aktionen. Eigentlich ist es seine Stärke, mit seiner Physis Bälle festzumachen und zu verteilen. Davon ist aktuell wenig zu sehen.

Gegen Atlético Madrid hatte er in der ersten Halbzeit gerade einmal sechs Ballkontakte. Bis zu seiner Auswechslung in der 60. Spielminute kam er auf 14. Davon war gerade einmal einer im gegnerischen Strafraum.

Füllkrug im Formtief - Konkurrent Haller trifft

Dass die Madrilenen die Dortmunder laut Kapitän Emre Can „in den Zweikämpfen aufgegessen“ haben, liegt zum großen Teil auch an Füllkrug.

Denn Entlastung gab es nur selten und wenn, war der Ball schnell wieder weg. Deutlich besser machte es Sébastien Haller, der für den enttäuschenden Füllkrug (SPORT1-Note: 5) ins Spiel kam. Dass ausgerechnet das große BVB-Sorgenkind die Träume auf das Halbfinale der Champions League am Leben hält, erhöht auch den Druck auf Füllkrug.

„Er ist immer für ein Tor gut. Er hat ein paar gute Bälle festgemacht und verlagert“, lobte Marcel Sabitzer den Torschützen nach dem Spiel. Qualitäten, die eigentlich auch gerne Füllkrug für sich beansprucht.

Natürlich ist die desolate Halbzeit nicht alleine an Füllkrug festzumachen. Der BVB zeigte in der zweiten Halbzeit ein komplett anderes Gesicht. Vor allem auch dank der Einwechslungen von Julian Brandt (46.) und Jamie Bynoe-Gittens (73.).

Auffällig: Sogar der 19-Jährige hatte mehr Ballkontakte (15) als Füllkrug in einer Stunde - und das in gerade einmal 17 Minuten.

Wird Füllkrug zum Problem für den DFB?

Doch was bedeutet Füllkrugs Form im Hinblick auf die anstehende Heim-EM?

Noch kurz vor der WM 2022 schien das viel diskutierte Stürmerproblem dank des 32-Jährigen gelöst zu sein. Die Statistik spricht für ihn: 15 Spiele, elf Tore, zwei Vorlagen. Doch zuletzt bekam auf einmal Kai Havertz den Vorzug vor Füllkrug.

Und trotzdem gelang es dem BVB-Stürmer immer wieder, sich DFB-Trainer Julian Nagelsmann anzubieten. Mit seinem späten Treffer gegen die Niederlande (2:1) schürte er die Euphorie der DFB-Fans für die anstehende Europameisterschaft im eigenen Land.

Dass er in der Nationalmannschaft überhaupt so glänzen konnte, lag an seinem enormen Selbstvertrauen. Das dürfte durch seine Torlosigkeit und vor allem durch seine aktuelle Spielweise nicht gerade wachsen. Ein Problem für den BVB und auch für die deutsche Nationalmannschaft.