Für eine zweite Amtszeit nominiert - Ursula von der Leyen: Familie, Karriere, Vermögen und Kritik

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Getty Images / Antonio Masiello

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ist erfolgreiche Politikerin. Vermögen, Fachkompetenz, Kritik: Hier erfahren Sie mehr über die CDU-Politikerin.

Ursula von der Leyen ist eine der einflussreichsten und mächtigsten Frauen in Europa. Seit dem 1. Dezember 2019 ist sie Präsidentin der Europäischen Kommission und wurde nun für eine zweite Amtszeit als Präsidentin nominiert.

Ursula von der Leyen: Kindheit und Karriere

Dr. med. Ursula Gertrud Albrecht – jetzt von der Leyen – wurde am 08. Oktober 1958 in Brüssel geboren. Sie ist das sechste Kind, aber die erste Tochter des CDU-Politikers Ernst Albrecht und seiner Frau Heidi Adele.

Bei insgesamt sechs Geschwistern lernte „Röschen“ sich früh durchzusetzen. Zudem wurde sie von ihrem Vater, langjähriger Ministerpräsident von Niedersachsen, bereits in jungen Jahren in den politischen Alltag mit eingebunden. „Bei uns zuhause wurde viel über Politik geredet“, erinnert sich von der Leyen laut Gala.

In Brüssel besuchte sie die Europäische Schule, wo hauptsächlich Englisch gesprochen wurde. Mit ihren belgischen Freunden unterhielt sie sich auf Französisch, zu Hause wurde zudem Deutsch gesprochen. Dass sie die drei Sprachen auch heute noch perfekt beherrscht, bewies die Politikerin im Sommer 2019 bei ihrer Bewerbungsrede zur Kommissionspräsidentin vor dem EU-Parlament, die sie in den drei Sprachen hielt.

Ihre Karriere ist so abwechslungsreich wie die Ämter, die Ursula von der Leyen in den letzten Jahren bekleidet hat. Nach dem Abitur am Gymnasium Lehrte studierte sie von 1976 bis 1977 Archäologie. Anschließend wechselte sie zur Volkswirtschaftslehre an den Universitäten Göttingen und Münster, um 1978 die London School of Economics and Political Science (LSE) zu besuchen.

Doch das schien der CDU-Politikerin nicht zu reichen. Ab 1980 hängte sie ein Medizin-Studium an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) an. 1987 schloss sie dieses mit dem Staatsexamen und ihrer Approbation als Ärztin ab. Anschließend arbeitete von der Leyen als Assistenzärztin an der Frauenklinik der MHH. 1991 folgte die Promotion zur Dr. med.

Ihre aktive politische Karriere startete erst spät, dafür aber gleich richtig. 1990 stieg sie in die CDU ein, engagierte sich nach ihrer Rückkehr aus den USA 1996 in der Sozialpolitik und im Arbeitskreis Ärzte. Sie wird Abgeordnete im niedersächsischen Landtag, dann Landesministerin. 2005 der Wechsel nach Berlin. Dort wird sie unter Angela Merkel Familienministerin (2005 bis 2009) und Arbeitsministerin (2009 bis 2013), bevor von der Leyen den Posten als Verteidigungsministerin (2013 bis 2019) übernimmt – auf eigenem Wunsch.

Im Juli 2019 folgte dann der bisherige Höhepunkt ihrer Karriere: Sie wurde zur Präsidentin der Europäischen Kommission gewählt. Das Vermögen der CDU-Politikerin wird auf rund 3 Millionen Euro geschätzt (Stand: 2024).

Privates Familienglück: Ursula von der Leyen als Ehefrau und Mutter

Ursula von der Leyen führt ein Familienleben, das mit solch einer Karriere, die sie seit ihrem Studienabschluss hingelegt hat, eigentlich kaum vereinbar scheint.

Mit ihrem Mann Heiko von der Leyen, einem Medizin-Professor und Unternehmer, ist sie seit 1986 verheiratet. Das Paar hat sieben gemeinsame Kinder: David (geboren 1987), Sophie (1989), Maria Donata (1992), die Zwillinge Johanna und Victoria (1994), Egmont (1998) und Gracia (1999). Die Familie lebt seit 2007 bei Hannover, auf dem Anwesen von Ursula von der Leyens verstorbenen Vater.

Die zierliche CDU-Politikerin ist bekannt – beinahe berühmt-berüchtigt – für ihren Perfektionismus, den sie sowohl im Privaten als auch in der Politik lebt. Einzige Ausnahme ist laut der Bild am Sonntag das Kochen. Mit sieben Kindern muss es schnell gehen, daher belasse es von der Leyen bei einfachen Gerichten wie Nudeln.

Sie selbst isst nur wenig Fleisch und trinkt keinen Alkohol. Ihre Abstinenz hat sie den vielen Schwangerschaften und Stillzeiten zu verdanken. Nach solch langem Verzicht hatte sie einfach kein Verlangen mehr nach Wein, Bier und Co. „Heute lasse ich es mal krachen und trinke Wasser mit Sprudel“, scherzt sie selber über sich.

Dazu schaltet sie wahrscheinlich noch den Schlager „Komm, hol das Lasso raus. Wir spielen Cowboy und Indianer“ ein, den von der Leyen nach eigenen Angaben textsicher beherrscht.

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Getty Images / Gisela Schober

 

Ursula, die Frauenrechtlerin

Die 1,61 Meter kleine Frau besitzt einen großen Gerechtigkeitssinn. Seit vielen Jahren setzt sie sich stark für Frauenrechte ein. Sie ist davon überzeugt, dass sich Frauen nicht zwischen Kind und Karriere entscheiden müssen, sondern beides haben können. „Ursula hasst es, wenn Frauen untergebuttert werden. Sie will, dass Frauen genauso viel zählen wie Männer“, wird Viviane Reding, Ex-Vize-Präsidentin der EU-Kommission und Mitglied des internationalen Frauennetzwerks von Ursula von der Leyen, von der Bild zitiert.

  • Sie kämpft, und das mit einer Beharrlichkeit und einem Durchsetzungsvermögen, dass schon vielen männlichen Politikern den letzten Nerv geraubt haben wird. Immer wieder sorgte sie für Aufreger in der männlichen Riege der eigenen Partei, bei der Katholischen Kirche oder mächtigen Machos. Von der Leyen haben wir unter anderem die Frauenquote in Unternehmen sowie die Vätermonate zu verdanken.

  • Ein weiteres klares Statement Richtung Frauenrechte: Von der Leyen trägt ausschließlich Hosen in ihrem Job. Und sie ging sogar noch weiter. Als sie 2016 nach Saudi-Arabien reiste, wies sie an, dass keine Frau aus ihrer Delegation die Abaya, ein figurverhüllendes Überkleid, tragen muss. Gegenüber der Bild am Sonntag sagte die damalige Verteidigungsministerin: „Aus Respekt vor der Kultur bemühe ich mich, solche Regeln einzuhalten. Bei der Kleidung gibt es für mich aber Grenzen, wie ich mich dem Land anpasse. Ich setze mir kein Kopftuch auf und ich trage Hosen.“

  • Eklat bei Treffen mit Erdogan: Von der Leyen berichtet, wie sie sich während des „Sofagates“ im April 2021 als Frau fühlte: „verletzt und allein“

Schlagzeilen: Die Schattenseite der Öffentlichkeit

Wer solch eine steilen Karriere absolviert, gerät auch in den Fokus der Öffentlichkeit. Von der Leyen musste in den letzten Jahren einige, zumeist negative, Schlagzeilen über sich ergehen lassen. 2015 musste sie sich Plagiatsvorwürfen bei ihrer Dissertation stellen. Sie veranlasste daraufhin eine Prüfung durch ihre damalige Universität, die von der Leyen zwar eine gewisse Schlampigkeit bescheinigte, ihr den akademischen Grad aber ließ. Der Grund: Es handele sich nur um „einen minderschweren Fall“. Dennoch: Der Image-Schaden war groß. Immerhin wurden auf 27 von 62 Seiten Stellen gefunden, die unter schwerem Plagiatsverdacht standen. Heute gilt von der Leyens Doktorarbeit bei einer Medizinprofessorin in München als Negativbeispiel einer wissenschaftlichen Arbeit.

  • In der Coronapolitik der EU wurde ihr ebenfalls Schlampigkeit vorgeworfen. Gerade die Verträge mit den Pharmakonzernen, die Corona-Impfstoffe herstellen, seien schlecht verhandelt, das Impfen in der EU geht schleppend voran und ein Angriff auf die Ausfuhr von Impfdosen nach Großbritannien erntet - statt Impfungen - vernichtende Kritik.

  • Während ihrer Amtszeit als Familienministerin entstand im Frühjahr 2009 der Spitzname „Zensursula“. Von der Leyen ging das sensible Thema Kinderpornografie im Internet mit gutem Willen, aber wenig Fingerspitzengefühl an. Die von ihr geforderten Internetsperren machten ihr scheinbar fehlendes Verständnis für das Internet deutlich. Die Sperren verdeckten die Inhalte nur. Gleichzeitig könnte mit der Technik Meinungsmanipulation betrieben und eine undurchsichtige Zensurinfrastruktur im Internet errichtet werden.

  • In ihrem Posten als Verteidigungsministerin folgte schließlich ein weiterer Spitzname für von der Leyen: „Flinten-Uschi“. In ihrer Amtszeit leistete sich die CDU-Politikerin einige Patzer. Bei ihrem Antrittsbesuch am Horn von Afrika verpasste sie es, Journalisten der großen deutschen Nachrichtenagenturen einzuladen. Zudem machte sie sich für die Anschaffung von waffenfähigen Gefechtsdrohnen stark, deren Einsatz als völkerrechtlich bedenklich angesehen wird. Ein weiterer Kritikpunkt war ihre Vorliebe für Beratungsunternehmen, die gegen Unsummen dabei helfen sollten, die Bundeswehr zu modernisieren. Der Erfolg blieb aus, das Geld war weg.

  • „Das kostet viel Glaubwürdigkeit“: Von der Leyen fliegt 50-Kilometer-Strecke mit Privatjet und wird hart kritisiert. Klimaschutz ist offenbar etwas für andere.

  • 12. Januar 2022: Von der Leyen hat den Plan verteidigt, Atomkraft und Gas als umweltfreundlich zu kennzeichnen. „Wir werden sie brauchen, solange es nicht genügend erneuerbare Energien gibt“, sagte sie der „Zeit“. Sie stehe mit voller Überzeugung hinter dem Vorschlag der EU-Kommission, Gas und Atomkraft in die sogenannte Taxonomie aufzunehmen. Mit der Taxonomie will die Kommission festlegen, welche Geldanlagen als klimafreundlich gelten sollen, um die Klimawende voranzubringen.

  • Was Positives zum Schluss: 2007 wurde von der Leyen für ihr Engagement in der Familienpolitik mit der Goldenen Henne ausgezeichnet. Als Familienministerin brachte sie ein Gesetz auf den Weg, das mehr Krippenplätze gesetzlich festschrieb. Der Medienpreis wird seit 1995 an Menschen vergeben, die sich für das Zusammenwachsen von Ost und West einsetzen.