Finn Springborn: "Nachhaltigkeit ist für uns Surfer ein Riesenthema"
Wo andere schnell das Weite suchen, fühlt sich Finn Springborn (29) wohl. Der Flensburger ist deutscher Surfprofi und liebt das Kaltwasser. Sein liebstes Hobby machte der Sportler zum Beruf: Er ist heute vor allem im Contest- und Freesurfen erfolgreich. Der 29-Jährige hat dank seines Jobs schon viele Reisen hinter sich, was natürlich die Frage der Nachhaltigkeit beim Thema Surfsport aufwirft. Wie er dazu steht, wie sein Alltag aussieht und an welchem Ort er unbedingt noch surfen will, verrät Springborn im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news.
Sie sind an der Ostsee aufgewachsen und leben aktuell in Dänemark, in Sachen Surfen blieb eigentlich nur die Wahl für das Kaltwassersurfen?
Finn Springborn: Ich komme gebürtig aus Flensburg - dort habe ich auch meine ganze Kindheit verbracht. An der Ostsee gibt es leider nur sehr selten Wellen und so blieb mir nichts anderes übrig, als an die Nordsee zu fahren. Während meiner Schulzeit war ich häufig auf Sylt und in Dänemark, dort stand ich dann auch das erste Mal auf dem Brett. Wenn man hier das ganze Jahr über surfen will, dann bleibt einem nichts anderes übrig, als sich mit den Wassertemperaturen in den kalten Monaten abzufinden. Mir macht es nichts aus, ob ich in Boardshorts surfen gehe oder eben den dicken Wetsuit einpacke. Aber ich bin natürlich genauso gerne in wärmeren Regionen unterwegs und habe das Glück so flexibel zu sein, dass ich die meiste Zeit des Jahres unterwegs sein kann.
Was fasziniert Sie am Surfen?
Springborn: Mich fasziniert vor allem, dass man sich dem Sport komplett hingeben muss. Klar kann man Surftrips, Reisen und den ganzen Tag planen, aber wie es am Ende kommt, ist immer von der Natur abhängig. Man muss sich den Gegebenheiten anpassen. Außerdem ist es ein sehr vielfältiger Sport. Das hat den Vorteil, dass es eigentlich nie langweilig wird. Surfen hat mir bisher so viel gegeben und für einige der glücklichsten Momente in meinem Leben gesorgt - gleichzeitig aber auch für einige meiner größten Niederlagen. Egal, ob eine positive oder negative Erfahrung: Am Ende lernt man immer etwas.
Wie sieht ein typischer Tag bei Ihnen aus?
Springborn: Das kommt immer ganz darauf an, wo ich gerade bin. Einige Orte haben konstante Wellen. An anderen Orten, wie zum Beispiel bei mir zu Hause in Dänemark, kann man das nie so genau sagen. Dort muss ich die Vorhersage für das Wetter, die Wellen und Strömungen besser beobachten. Mein Morgen startet also damit, mir zuallererst den Forecast anzuschauen. Erst dann entscheide ich, ob sich das Surfen lohnt oder ich erst am Nachmittag rausfahre.
Was sind die besten Reise-Ziele für Kaltwassersurfer und welches Surfgebiet steht noch auf Ihrer Bucket-List?
Springborn: Hier in Europa, vor allem im Norden, sind wir mit wahnsinnig vielen Cold Water Surfspots gesegnet. Meine Highlights bisher sind Schottland, Irland und ganz oben auf der Liste Island. Surfen in kalten Regionen fühlt sich komplett anders und irgendwie besonderer an als an den klassischen Surfspots. Auf meiner Bucket-List stehen auf jeden Fall auch noch die Lofoten in Norwegen. Da geht es hoffentlich nächstes Jahr hin.
Zuletzt waren Sie in Frankreich und haben den Titel "Deutscher Meister - Senioren" geholt. Fehlt Ihnen manchmal das klassische Bild von Sonne, Palmen und Strand als Surfer?
Springborn: So wie mein Leben momentan aktuell verläuft, fehlt es mir gar nicht. Nach einem langen Winter verschlägt es mich auch mal in warme Gefilde. Aber gerade in Europa gibt es auch viele wärmere Regionen. Frankreich ist auf jeden Fall ein Klassiker. Vor allem im September und Oktober gibt es kaum einen besseren Ort zum Surfen in Europa. Bei Seniors (U28) habe ich dieses Jahr zum ersten Mal teilgenommen und durfte den Titel "Deutscher Meister- Senioren" mit nach Flensburg nehmen.
Für das viele Reisen wird der Surfsport immer wieder kritisiert - wie stehen Sie zum Thema Nachhaltigkeit?
Springborn: Surfen ist an sich ein nachhaltiger Sport. Die Crux: Surfen ist mit Reisen verbunden, natürlich muss man die Wellen erst finden. Deshalb versuche ich, so viele Flüge wie es nur geht, zu vermeiden und die meisten Strecken innerhalb Europas mit dem Auto zurückzulegen. Zu Hause kann ich mit meinem Plug-in-Hybrid bis zu 60 Kilometer rein elektrisch fahren, was für die meisten Strecken hier vollkommen ausreicht. Zuletzt durfte ich als Markenbotschafter von Kia den neuen vollelektrischen EV9 fahren. Mit seiner Reichweite von über 500 Kilometern konnte ich so auch lange Strecken emissionsfrei zurücklegen. Nachhaltigkeit ist für uns Surfer ein Riesenthema, da wir uns tagtäglich in der Natur bewegen und auch von ihr abhängig sind. Das Mindeste, was wir also tun können, ist der Umwelt etwas zurückzugeben, damit auch noch Generationen nach uns das Gleiche erleben dürfen wie wir. Gerade am Meer ist der Klimawandel ein großes Thema, da er ja nachweislich auch Auswirkungen auf Meeresströmungen wie den Golfstrom hat.
Auch die Verschmutzung der Meere ist ein großes Thema. Welche Erfahrungen haben Sie damit beim Surfen gemacht?
Springborn: Wir sehen die Auswirkungen der Meeresverschmutzung jeden Tag. Es gibt kaum noch Strände oder Küsten, an denen kein Müll liegt - vor allem in Indonesien ist es besonders schlimm. Dort existieren teils ganze Müllteppiche. Als Surfer bin ich auf die Natur angewiesen und daher ist mir es umso wichtiger, diese so gut es geht zu schützen. Ich bin stolz darauf, mit einer Marke wie Kia zusammenzuarbeiten, die sich für Nachhaltigkeit einsetzt. Wichtig ist nicht nur, auf die Problematik aufmerksam zu machen, sondern auch selbst aktiv zu werden. So unterstützt Kia die Organisation "The Ocean Cleanup", die Technologien entwickelt, um die Weltmeere von Plastikmüll zu befreien.
Ohne lange Fahrt ans Meer und ewiges Warten auf die Brandung: Surfen findet immer mehr in künstlichen Wellenbecken statt, was halten Sie von dieser Entwicklung?
Springborn: Die richtigen Wavepools bieten perfekte Trainingsbedingungen, die man im Meer nur selten findet, weil keine Welle der nächsten gleicht. Somit haben künstliche Wellen auf jeden Fall ihre Daseinsberechtigung. Ob diese in Zukunft die Meere ein wenig entlasten, steht auf einem anderen Papier. Es gibt sicher Menschen, die lieber erst einmal um die Ecke fahren und das Surfen ausprobieren, als lange Strecken zu fahren. Andere kommen aber womöglich durch die künstlichen Wellen erst zum Surfsport. Mir persönlich machen künstliche Wellen zwar wahnsinnig viel Spaß, mit Surfen im Ozean ist es aber nicht zu vergleichen. Die Natur zu erleben, ist einfach ein ganz anderes Gefühl.