Haben Affen Humor? Das sagt eine neue Untersuchung

Wie interagieren Schimpansen, Gorillas & Co.?

Menschenaffen necken sich gegenseitig gerne
Menschenaffen necken sich gegenseitig gerne. (Foto: Symbolbild / Getty Images)

Bereits im Alter von acht Monaten beginnen Babys, spielerisch andere zu necken. Weil für dieses Verhalten keine Sprache erforderlich ist, lag die Vermutung nahe, dass auch Tiere ähnlich agieren.

Forschende der Universitäten Los Angeles (UCLA), Indiana (IU) und San Diego (UCSD), sowie des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie, haben dieses "spielerische Necken" bei allen vier Menschenaffenarten dokumentiert. Die Tiere würden sich provokativ und beharrlich verhalten und gegenseitig überraschen – ganz ähnlich wie Menschen.

Weil die Forschenden dieses Verhalten bei allen Menschenaffenarten gefunden haben, mutmaßen sie nun, dass sich die Grundlagen für Humor bereits vor mindestens 13 Millionen Jahren entwickelt haben. Veröffentlicht haben sie diese Ergebnisse im Journal Proceedings of the Royal Society.

Humor von Affen: Was wurde untersucht?

Das Team um die Primatologin und Kognitionsbiologin Isabelle Laumer hat "spontane soziale Interaktionen von Orang-Utans, Schimpansen, Bonobos und Gorillas" untersucht. Es konzentrierte sich dabei auf Handlungen, Körperbewegungen und Gesichtsausdrücke der Menschenaffen sowie auf die Reaktionen der geneckten Tiere.

Necken erklären die Forschenden in einer begleitenden Pressemitteilung so: "Kleinkinder necken ihre Eltern, indem sie spielerisch und wiederholt Gegenstände anbieten und dann überraschend zurückziehen, gegen soziale Regeln verstoßen (sogenannte provokative Nichteinhaltung) und die Aktivitäten anderer stören." Spielerisches Necken könne als kognitiver Vorläufer des Scherzens angesehen werden.

In der Pressemitteilung kommt auch Isabelle Laumer zu Wort. Sie sagt: "Menschenaffen sind hervorragende Kandidaten um spielerisches Necken zu studieren, da sie eng mit uns verwandt sind, sich an sozialen Spielen beteiligen, lachen und ein relativ ausgeprägtes Verständnis über die Erwartungen anderer aufweisen."

Das war die Vorgehensweise

Das Team um Laumer beobachtete nun "spontane soziale Interaktionen" der Affen, die spielerisch, leicht belästigend oder provokativ wirkten. Sie dokumentierten dabei auch die Absicht des Neckenden und ob dieser "auf eine Reaktion des Geneckten" wartete.

Gleichzeitig suchten sie nach Beweisen, ob das Verhalten in erster Linie auf einen bestimmten Artgenossen oder eine Artgenossin gerichtet war und ob das neckende Verhalten andauerte oder sich sogar verstärkte.

Affe und Menschenbaby sind sich ähnlich

Insgesamt unterschied das Team 18 Formen des spielerischen Neckens, die darauf abzielten, Reaktionen oder Aufmerksamkeit zu erzeugen. Manche Affen wedelten beispielsweise mit einem Körperteil mitten im Gesichtsfeld eines anderen Affen, andere stießen und stupsten einander oder starrten sich einfach an – bis eine Reaktion folgte.

Meist war das einseitig und wurde nur selten erwidert. Das sind auch die Hauptmerkmale, die das Necken vom Spielen unterscheidet. Die Untersuchung ist die erste, die so ein Verhalten systematisch bei Menschenaffen dokumentieren konnte – auch wenn es früher bereits mehrfach von Forschenden beobachtet wurde.

"Aus evolutionärer Sicht lässt das Vorhandensein von spielerischem Necken bei allen vier Menschenaffen und ihre Ähnlichkeiten zu spielerischem Necken bei menschlichen Babies darauf schließen, dass spielerisches Necken und seine kognitiven Voraussetzungen bei unserem letzten gemeinsamen Vorfahren vor mindestens 13 Millionen Jahren vorhanden gewesen sein könnten", sagt Laumer. Sie hoffe, dass ihre Untersuchung mehr Bewusstsein für die Gemeinsamkeiten zwischen Menschen und Affe schaffe – und gleichzeitig die große Bedeutung des Schutzes dieser vom Aussterben bedrohten Tiere zeige.