Haben Anti-Covid-Gen - Warum manche Menschen sich einfach nicht mit Corona anstecken

Warum kriegen manche Menschen einfach kein Corona?<span class="copyright">Getty Images</span>
Warum kriegen manche Menschen einfach kein Corona?Getty Images

Das Corona-Virus mutiert permanent und wird dabei immer ansteckender. Doch warum sich manche Menschen trotzdem nicht infizieren oder symptomlos bleiben, ist bisher ein Rätsel. Forscher sind diesem Phänomen nun auf der Spur.

Fast täglich gibt es Nachrichten über neue Sars-Cov-2-Mutationen, die die Immunabwehr noch leichter austricksen. Das heißt: Die mutierten Viren können noch schneller Menschen infizieren und dafür sorgen, dass das Immunsystem keine adäquate Abwehrreaktion zeigt. Das kann fatale Folgen haben, sollte das Virus irgendwann an Pathogenität wieder zunehmen und schwerere Verläufe auslösen.

Bisher Covid-Rätsel noch nicht gelöst

Umso erstaunlicher ist, dass es trotz steigender Infektiosität des Virus immer noch Menschen gibt, die sich nicht infizieren – beziehungsweise sich infizieren und trotzdem keine Symptome entwickeln. Nach wie vor weiß die Wissenschaft keine Antwort darauf. Doch genau diese Frage ist entscheidend, wenn es darum geht, eine neue Corona-Pandemie zu verhindern,  indem man bessere Medikamente und Impfungen entwickelt, die eine Infektion verhindern können. Die aktuellen Vakzine senken vor allem das Risiko, schwer zu erkranken und eventuell an Corona zu versterben.

Human-Challenge-Studie mit 16 freiwillig Infizierten

Mit einer sogenannten Human-Challenge-Studie sind Forscher aus Großbritannien nun diesem Covid-Rätsel auf der Spur. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin „ Nature “ veröffentlicht. Die Hintergründe zur Studie erfahren Sie im Video.

Um zu sehen, wie sich die Immunreaktionen unterscheiden, haben die Wissenschaftler 36 junge und gesunde Freiwillige, die noch nie Corona hatten und auch nicht dagegen geimpft waren, über die Nasenschleimhaut mit SarS-Cov-2 infiziert.

Mit der sogenannten Methode der Einzelzellsequenzierung, die einen detaillierten Blick in Zellvorgänge ermöglicht, untersuchten sie Blut sowie Abstriche der Nasenschleimhaut von 16 Probanden. Insgesamt sammelten sie Daten zu über 600.000 Zellen. Zusätzlich griffen die Forscher auf frühere Studien mit in Summe 56 Teilnehmern zurück.

Bei Immunen hohe Konzentration eine bestimmten Gens feststellbar

Sieben der 16 aktuell getesteten Probanden infizierten sich trotz der Exposition gegenüber dem Virus nicht. Bei ihnen entdeckten die Forscher etwas Verblüffendes: Statt einer normalen Immunreaktion kam es zu subtilen Reaktionen des angeborenen Immunsystems, die das Virus quasi verschwinden, sozusagen verpuffen ließ.

Vor allem ein Gen spielte dabei eine große Rolle:

  • HLA-DQA2

Die Probanden, die über eine hohe Konzentration dieses Gens verfügten, konnten das Virus so effektiv eliminieren, dass keine Symptome auftraten und auch ihr PCR-Test negativ war. Schon frühere Studien deuteten darauf hin, dass dieses Gen mit einem milderen Verlauf in Zusammenhang stehen könnte.

Sofortige Immunreaktion in der Nase bei kurz und symptomlos Infizierten

Drei Personen mit einer hohen Expression dieses Gens waren in der Studie lediglich zeitweise positiv und entwickelte auch nur sehr leichte beziehungsweise keine spürbaren Symptome. In dieser Gruppe konnten die Forscher eine sofortige Immunreaktion in der Nasenschleimhaut beobachten, die eine anhaltende Infektion verhinderte.

Langsame Immunreaktion in der Nase bei erkrankten Probanden

Bei den sechs Probanden, die eine anhaltende Infektion entwickelten, zeigte sich eine schnelle Immunreaktion im Blut, jedoch eine langsamere Immunreaktion in der Nasenschleimhaut, wo sich das Virus festsetzten konnte.

Darüber hinaus stellte die Forscher bestimmte Muster unter aktivierten T-Zell-Rezeptoren fest, die infizierte Zellen erkennen und sich daran binden. „Dies bietet Einblicke in die Kommunikation von Immunzellen, die möglicherweise für die Entwicklung gezielter T-Zell-Therapien gegen Covid-19 und andere Infektionskrankheiten nützlich sein könnten“, heißt es in einer Pressemitteilung des University College London, das die Studie durchgeführt hatte.

Grundlage für Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen gegen Corona

Doch die Ergebnisse der Studie sind noch tiefgreifender: „Wir haben jetzt ein viel besseres Verständnis der gesamten Bandbreite der Immunreaktionen, was eine Grundlage für die Entwicklung potenzieller Behandlungen und Impfstoffe bieten könnte, die diese natürlichen Schutzreaktionen nachahmen“, sagt Marko Nikolić, leitender Autor der Studie. Denn die Erkenntnisse werfen ein neues Licht auf die entscheidenden frühen Ereignisse, die dem Coronavirus ermöglichen, sich entweder festzusetzen, oder die es schnell verschwinden lassen, bevor Symptome auftreten.