Hidden Headlines: Felssturz in Tirol lässt Berg 19 Meter schrumpfen - was steckt dahinter?

Das Fluchthorn, ein Bergmassiv in Tirol, ist nach einem Felssturz kleiner geworden: Der Gipfel ist mitsamt des Gipfelkreuzes abgebrochen und ins Tal gestürzt.

Immer wieder kommt es in den Bergen zu Felsstürzen
Immer wieder kommt es in den Bergen zu Felsstürzen. Foto: Symbolbild / gettyimages

In der Tiroler Gemeinde Galtür sind vor rund einer Woche riesige Felsbrocken ins Tal gestürzt. Sie hatten einen langen Weg hinter sich, denn sie stammten von ganz oben, vom Gipfel des Bergmassivs Fluchthorn.

Was ist passiert?

Am 12. Juni ist der Südgipfel des Fluchthorns im Silvrettagebiet abgebrochen. Felsbrocken sind daraufhin bis ins Tal gerollt. Verletzt wurde glücklicherweise niemand. Zur Sicherheit wurden dennoch mehrere Wanderrouten gesperrt.

Nach dem Ereignis haben sich Wissenschaftler*innen daran gemacht, die Region zu untersuchen. Die Ergebnisse hat jetzt das Land Tirol auf seiner Webseite veröffentlicht. Demnach sind rund eine Million Kubikmeter Gestein abgebrochen. Das entspricht in etwa der Ladung von 120.000 Lkw.

Durch den Vorfall haben sich die Maße des Berges verändert. Der neue Südgipfel des Fluchthorns liegt laut einer Laservermessung nun 19 Meter niedriger und rund 30 Meter nordöstlich vom ursprünglichen Ort. Der höchste Punkt des Berges wird mit 3.380 Meter angegeben, zuvor waren es 3.399 Meter.

Wie fielen die Reaktionen aus?

Auf Youtube wurde auch eine Visualisierung des Felssturzes veröffentlicht. In den Kommentaren fallen die Reaktionen gemischt aus. Viele zeigen sich beeindruckt von der schieren Naturgewalt, die durch eine Million Kubikmeter herabstürzendes Geröll entsteht: "Da ist doch einiges mehr abgebrochen, als ich gedacht habe." Oder: "Sehr eindrucksvoll. Sowohl das Ereignis als auch die Bearbeitung."

Andere fragen sich, wie es in Zukunft weitergeht. Manche sehen den Sturz als eine Initialzündung: "Das ist erst der Anfang der Umgestaltung der Alpen." Andere sind überzeugt, dass es der normale Lauf der Zeit sei: "Einfach ein paar Millionen Jahre warten. Da bröckelt es halt schon mal auf dem Weg dahin. Nichts besonderes."

Was sind die Hintergründe?

Ob das stimmt, ist jetzt Aufgabe der Geologie und anderer verwandter Fachbereiche. Denn die erhobenen Laserdaten werden der Wissenschaft zur Verfügung gestellt. Wie es auf der Webseite des Landes heißt, werden bereits seit 2005 "umfassende Vermessungen" vorgenommen. Mittels Laser-Scanning aus der Luft wird so jeder Quadratmeter erfasst und in einer Datenbank verwaltet.

Wie das geht, erklärt Maria Attwenger von der Abteilung Geoinformationen des Landes: "Vom Messgerät – dem Laserscanner – [Anm. d. Red.: Der Laser hangt an einem Hubschrauber oder an einem Flugzeug] werden durchgehend Lichtimpulse in Richtung der Oberfläche des Gebiets ausgesendet und die Reflexion des Lichtimpulses erfasst. Daraus lässt sich die Oberfläche berechnen."

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Im Gespräch mit der Deutschen Presseagentur (dpa) bringt der Leiter der örtlichen Bergrettung in Galtür, Christian Walter, den Klimawandel ins Spiel. Er sagt, dass die Berge in letzter Zeit "mehr in Bewegung" seien. Aufgrund des Klimawandels würden sich die Gletscher zurückziehen, und die Permafrostböden schmelzen. Ob aber auch der Bergsturz am Fluchthorn darauf zurückzuführen sei, das wolle er ausdrücklich Geolog*innen überlassen.

Kommt sowas häufiger vor?

Die Gefahr von Bergstürzen nimmt angesichts des Klimawandels nimmt zu. So stürzte erst kürzlich die Dolomiten-Spitze Nadel L‘Omo ins Tal. Immerhin: Die Hotspots in den Alpen sind bekannt und werden gemanagt. Das sagt zumindest der Glaziologe Jan Beutel von der Uni Innsbruck im Gespräch mit der dpa.

Vor allem Lagen ab 2.500 Meter sieht dabei der Deutsche Alpenverein gefährdet. Der wird in der TZ so zitiert: Aufgrund des tauenden Permafrosts könnten im Hochsommer schon jetzt bestimmte Wanderungen nicht mehr gemacht werden. Angesichts des Klimawandels seien andere Routen überhaupt nicht mehr begehbar, etwa weil eine Eiswand nicht mehr verreist sei.