Hidden Headlines: Fußballspiel wird Mafia-Boss zum Verhängnis

Es war seine große Leidenschaft, die ihn schließlich zu Fall brachte: Ein gesuchter Mafia-Boss wurde festgenommen, weil er ein Spiel seiner Lieblingsmannschaft nicht verpassen wollte.

Nicht nur in der Stadt selbst feierten Neapel Fans den ersten Meistertitel ihres Vereins seit 33 Jahren. (Bild: REUTERS/Guglielmo Mangiapane)
Nicht nur in der Stadt selbst feierten Neapel Fans den ersten Meistertitel ihres Vereins seit 33 Jahren. (Bild: REUTERS/Guglielmo Mangiapane)

Er gehört zu den einhundert meist gesuchten Verbrechern Italiens. Vincenzo La Porta wird vorgeworfen, eine führende Rolle bei der berüchtigten Camorra aus Neapel zu haben. Doch der 60-Jährige war seit elf Jahren spurlos verschwunden - bis jetzt.

In Italien war La Porta in Abwesenheit für die Beteiligung an einer kriminellen Organisation, Steuerhinterziehung und Betrug verurteilt worden. Doch die Polizei suchte ihn bislang vergeblich. Bis ein besonderes Sport-Ereignis ihn aus seinem Versteck lockte.

Historischer Meistertitel führt zu Verhaftung

Der ehemalige Maradona-Verein SSC Neapel stand nämlich vor einem historischen Sieg. Nach 33 Jahren konnten die Süditaliener zum ersten Mal Meister der Serie A werden und das sogar vorzeitig. Seit den Zeiten Maradonas war dies dem Club nicht mehr gelungen, die ganze Region war in Aufruhr. Da hielt es offensichtlich auch La Porta nicht mehr in seinem Versteck. Er tauchte plötzlich auf einem Foto aus Griechenland auf, auf dem Neapel-Fans den Triumph ihres Teams auf einem Hotel ausgelassen feierten. Und wurde dort erkannt.

Nachdem die Polizei nun seinen Aufenthaltsort kannte, wurde er beschattet und schließlich am vergangenen Freitag, dem 4. August, auf der griechischen Insel Korfu festgenommen. Die griechischen Beamten verhafteten den Flüchtigen, als er auf seinem Moped auf der Insel unterwegs war. "Was ihm zum Verhängnis wurde, war seine Leidenschaft für Fußball und für Neapel", kommentierten die italienischen Carabinieri. Nach dem Gewinn der Meisterschaft habe er einfach nicht dem Drang widerstehen können, zu feiern, so die Polizei. Der Radiosender "Radio 1" teilte das Bild auf Twitter, das La Porta beim Feiern auf dem Balkon über einem Restaurant zeigt.

La Portas Anwalt sagte gegenüber der Nachrichtenagentur AP: "Er hat in Griechenland eine neue Familie gegründet. Er hat dort einen neunjährigen Sohn und arbeitet als Koch, um sie zu ernähren." Der Anwalt berichtete auch von Herzproblemen seines Klienten und bat um Nachsicht: "Sollte er ausgeliefert werden, sind er und seine Familie ruiniert." Genau dies erwartet La Porta allerdings nach seiner Verhaftung. In Italien drohen ihm bis zu vierzehn Jahre Haft. Über sein Auslieferung soll möglichst bald ein griechisches Gericht entscheiden.

Das ist die Camorra

Unter Camorra versteht man das organisierte Verbrechen in Süditalien. Die Wurzeln der Mafia-Organisation, die sich rund um Neapel entwickelte, liegen bereits im 16. Jahrhundert. Unter dem Überbegriff Camorra versammeln sich zahlreiche kleinere Clans mit eigenen Organisations-Strukturen, was den Zugriff der Polizei oft schwierig gestaltet. Vor allem im Großraum Neapel reicht der Einfluss der Camorra bis tief in wirtschaftliche und politische Kreise hinein. Die große Armut und hohe Arbeitslosigkeit besonders unter jungen Menschen in der Region sorgt für einen ständigen Nachschub an Jugendlichen.

Neben Camorra nennt man die Organisation auch Onorata Società, Società dell'Umirtà oder Bella Società Riformata. In Neapel sind sie längst ein treibender Wirtschaftsfaktor, auch wenn die italienische Justiz seit Jahrzehnten versucht, die mafiösen Strukturen zu zerschlagen. Europaweit ist die Camorra in Erpressung, Schutzgeldforderungen, Drogen- und Waffenhandel aber auch Produktfälschung und Müllentsorgung aktiv.

Im Video: Europaweite Anti-Mafia-Operation: Ermittler gehen gegen 'Ndrangheta vor